Es ist ein ganz normales, ziemlich modernes Zimmer – wenn man von der Unordnung absieht.
Sobald man das Zimmer betritt, kommt man in das große Wohnzimmer, an das sich auch sofort Küche und Esszimmer anschließen. Für bloß zwei Leute ist es hier eigentlich viel zu groß.
Wohnzimmer:
Wenn man von dort aus nach rechts weitergeht, kommt man zu den beiden Zimmern von Chloe und Asima und auch zu dem Badezimmer.
Ich zog Raiko mit hier her. Er wusste nicht, wo mein Zimmer war und ich fand, so ging es schneller. Nun standen wir davor. "Nur nicht erschrecken. Ist ein wenig..unordentlich" sagte ich lachend und schloss die Tür auf. Sofort kamen wir in mein - unser, wenn man meine Zimmergenossin nicht vergaß - Wohnzimmer. Raiko stand noch immer draußen, weshalb ich mich umdrehte. "Du kannst ruhig reinkommen." sagte ich lächelnd. Ich wollte nicht, dass er draußen stehen blieb, während ich ewig lange im Bad brauchte, um dann irgendwann mal wieder zu kommen.
"Du kannst ruhig reinkommen.", sagte sie. Raiko lächelte und machte die ersten Schritte. Er sah sich um. Es war gut eingerichtet. Beim ihm sah auch alles so wunderschön aus. wie sie sich das bloß alles leisten konnte? Vielleicht hatte sie ein Erbe bekommen. Danke, sprach er und setzte sich hin. Dann sah er zu Chloe rüber und fügte noch hinzu Ich warte auf dich.
Gut, er war drin. Und er würde hier auf mich warten. Wenn ich mich so umsah, fand ich es immer noch total unglaubwürdig, dass ich überhaupt in so einem Zimmer lebte. Nun gut, etwas dagegen hatte ich sicher nicht. Ich schenkte Raiko noch ein letztes Lächeln, bevor ich mich in Richtung Bad aufmachte. Dort verbrachte ich einige Minuten damit, mir Maskara, Lidschatten, Eyeliner und was es sonst noch so alles gab auf mein Gesicht zu 'klatschen'. Natürlich alles mit System. Ich wollte später ja nicht noch grauenhafter aussehen, als ich es durch das Weinen sowieso schon tat. Meine Lippen erstrahlten nun in einem hellen Rot und es machte den Anschein, als seien meine Augen dunkler geworden. Und genau so sollte es auch sein. Dann ging ich in mein Zimmer, zu meinem Schrank. Ich wollte mich auch noch umziehen. Ich zog den viel zu warmen Pulli aus, dafür ein offenes, luftiges, rotes Top und einen kurzen Rock. Man konnte viel Haut sehen, allerdings auch nicht zu viel. Genauso mochte ich es. So war es doch schon viel besser. Sicher, der Himmel hatte sich verdunkelt, dennoch war es Sommer und nicht gerade kalt. Dann schlüpfte ich noch in meine Absatzschuhe und holte die Spange aus meinen kurzen Haaren, die dort die ganze Zeit gesteckt hatte. Meine Haare fielen mir nun locker über mein Gesicht. Runde Ohrringe kamen auch noch in meine Ohrlöcher. Es war beinahe so, als seie ich jemand ganz anderes geworden. Mädchenhafter sah ich nun sicherlich aus - nicht so wie gerade, wo ich eigentlich mehr einem Sportler-Girl ähnlich gesehen hatte. Dann griff ich zu meiner schwarzen Schultasche, die man auch als viel zu große Handtasche ansehen konnte, und verließ mein Zimmer in Richtung Wohnzimmer, wo Raiko noch immer auf der Couch saß. "Bin fertig." sagte ich lächelnd, als ich hinter ihm stand.
Raiko kam es so vor, als würde er schon eine Ewigkeit dort sitzen. Er dachte darüber nach, was er eigentlich an der Küste getan hatte. Ein Kussversuch. Wieso?? so schnell? Diese Fragen schossen ihm immer durch den Kopf aber er konnte sie immer mit weiteren Fragen ausradieren. Gab es denn Antworten zu den Fragen? oder musste man sie einfach mit weiteren Fragen ausradieren? Das würde Raiko vielleicht später erfahren. Schön fand er, dass er Chloe getroffen hat. Wenn er es nicht getan hätte, würde er jetzt auf den Weg sein um Informationen über Maurice zu finden. Und er wollte ihn außer Gefecht setzten, wie er immer sagte. Zum ewigen Schweigen bringen. Das Gras beißen lassen. Ihm das Leben nehmen. So viele schlechte Erinnerungen basieren auf ihm. Er hatte Raiko die Kindheit sowohl aus auch den Anfang der Pubertät sehr grausam gestaltet, wenn grausam das richtige Wort war. Ein Teufel. Ein Monster. War er nicht dabei auch ein Monster zu werden? Schließlich wollte er jemanden umbringen... Das "Bin fertig." von Chloe führte ihn aus seinen Gedanken heraus. Er lächelte. Du siehst wunderschön aus, sagte er und erhob sich. Seine Fragen schwebten ihm durch den Kopf.Aber durch Chloes Anwesenheit radierten sie sich immer etwas weg und kamen letzendlich doch zurück. Raiko zauberte eine Vase her und legte den Blumenstrauß hinein. Jetzt hast du eine Vase, grinste er und sah sie an.
>>Du siehst wunderschön aus<<, sagte er, nachdem er sich umgedreht hatte und stand auf. "Danke." sagte ich mit einem großen Lächeln auf den Lippen. Als war, als wäre alles nie passiert. Ich selbst verhielt mich sogar anders als sonst. Irgendwie..netter und..fröhlicher? Es war seltsam, doch es war so. Sicher würde ich am Unterricht gleich noch genauso wenig teilnehmen wie zuvor auch. Da war ich mir sogar ziemlich sicher. Ich mochte den Unterricht nicht und Lehrer auch nicht. Lehrer waren meiner Meinung nach Personen, die sich für etwas viel besseres hielten, weil sie anderen - dümmeren - etwas beibringen wollten. Nur das funktionierte eben nicht immer. Und bei mir schonmal gar nicht. Wozu auch lernen? Das wichtigste, was man lernen kann, ist das Lesen, Schreiben und Rechnen. Den ganzen anderen Schrott braucht man doch sowieso nicht. Aber das ist ja nur meine Meinung.
Raiko zauberte mir eine Vase hervor und steckte den Blumenstrauß hinein. Wieder lächelte ich. "Danke." sagte ich fröhlich und nahm die Vase, welche ich gleich auf den Tisch im Wohnzimmer stellte - in die Mitte des Eckigen Tisches. Jetzt bekamen die Blumen Wasser und der Tisch sah zudem noch sehr viel einladender aus als zuvor. Und ich sah, sobald ich das Zimmer betreten würde, immer direkt zu den schönen Blumen von Raiko, die mir gezeigt haben, wie sehr ich Blumen doch mag und die mich auch aufgeheitert haben - wobei das ja eher Raiko allein war. Viel hatte das mit den Blumen ja nicht zu tun, dennoch war da ein Zusammenhang.
Ich sah auf meine Uhr. Die 3.Stunde war um. Das hieß, dass wir nur noch 5 Minuten bis zum Unterrichtsbeginn hatten. Sicher, Lust hatte ich nicht unbedingend, in die Klasse zu kommen - zumal ich auch gar nicht wusste, wo wir überhaupt unterricht hatten - , trotzdem hatte ich heute nicht vor, zu schwänzen. "Wo müssen wir überhaupt hin?" fragte ich Raiko. Hoffentlich wusste er, wo wir als nächstes Unterricht hatten und welches Fach jetzt überhaupt dran war. Denn auch das wusste ich nicht.
Sie bedankte sich und lächelte freundlich. Raiko grinste zurück und sah sich die Blumen noch einmal an. Woher kamen eigentlich die Sachen die er her zauberte? Er selbst wusste es nicht, wer hätte ihm das erklärt. Seine Eltern? von wegen. Oder vielleicht sein Bruder der gar nicht zaubern konnte? Raiko würde gerne Lachen aber er verkniff es sich. Es wäre ein fieses Lachen gewesen. Dann trafen seine Augen wieder auf Chloe. Er fand, das sie wunderschön aussah. Aber er hatte etwas das Bedenken, dass es vielleicht doch zu..freizügig wäre?Nein. Wenigstens sah es gut aus. Raiko war etwas rot im Gesicht aber es war nur so leicht, dass es kaum auffiel. Nur ein wahrer Spezialist konnte dies sehen. Und er musste hoffen das sie es nicht war. "Wo müssen wir überhaupt hin?", fragte sie und Raiko zuckte mit den Schultern: Weiß nicht. Was sollten sie jetzt machen? Es gab zwei Möglichkeiten: 1. so stehen bleiben 2. sich irgendwie beschäftigen oder 3. da anfangen wo Raiko im Park zusammengezuckt war. Für Raiko war die 3. Möglichkeit gestorben. Obwohl wieso denn auf einmal? Sie standen nun da und Raiko spielte mit seinen Fingern.
>>Weiß nicht.<<, sagte Raiko. Gut, das brachte uns jetzt nicht viel weiter. Ich sah nochmals auf meine Uhr. Es waren noch 5 Minuten bis zum Unterrichtsbeginn. Bis dahin sollten sie den Klassenraum gefunden haben, in dem sie Unterricht hatten. Aber dazu sollte man erstmal wissen, was man überhaupt als nächstest hatte. Und auch das war mir vollkommen entfallen - hatte ich es überhaupt jemals gewusst? Aber..ich müsste doch einen Stundenplan haben. Ich stellte meine Tasche auf den Tisch und beugte mich vor, um besser darin kramen zu können. "Hier müsste doch irgendwo.." murmelte ich zu mir selbst. Nach einigen Sekunden fand ich dann auch endlich meinen Stundenplan. Ich sah darauf. Gemeinschaft? Ich wusste jetzt zwar, was wir hatten, konnte jedoch rein gar nichts damit anfangen. "Hier steht 'Gemeinschaft'. Was..sollte ich mir darunter vorstellen?" fragte ich Raiko, als ich mich wieder gerade hingestellt hatte und ihn ansah. Eigentlich interessierte mich das wenig. Wichtig war ja eher nur, wo wir hinmussten. "Oder besser..wo wird das Unterrichtet? Falls man es überhaupt unterrichtet." Selbst da war ich mir nicht sicher. Wie ein normales Fach klang es schließlich nicht.
Raiko sah noch einmal auf seine Uhr. Der unterricht würde bald anfangen und Chloe kramte in ihrer Tasche. Sie hatte also einen Stundenplan. Er doch auch. Als er gerade in seine Hosentasche greifen wollte, sagte Chloe Gesellschaft. Er senkte etwas den Kopf. Auf den anderen Waisenhäusern, gab es dieses Fach nicht aber ihm wurde mal erzählt, was es sein könnte. Er senkte den Kopf. "Hier steht 'Gemeinschaft'. Was..sollte ich mir darunter vorstellen?", fragte sie. Raiko holte tief Luft und fing an: So genau weiß ich es nicht aber es gibt da so eine Vermutung, dass es mit der Beziehung zu anderen Personen zu tun hat. Freunde, Verwandte..Eltern...Geschwister. Halt die Gesellschaft. Es könnte aber auch etwas anderes sein. Das waren nicht seine Lieblingssätze gewesen aber Chloe konnte sich schon ducrh die Betonung auf Eltern und Geschwister, dass es bei ihm nicht sehr gut war. Allerdings wusste er nicht ob Gesellschaft damit zu tun hatte. Deswegen sah er wieder auf und sah Chloe freundlich an. Den Raum kenne ich leider nicht, ich bin nämlich neu genauso wie du, grinste er.
>>So genau weiß ich es nicht aber es gibt da so eine Vermutung, dass es mit der Beziehung zu anderen Personen zu tun hat. Freunde, Verwandte..Eltern...Geschwister. Halt die Gesellschaft. Es könnte aber auch etwas anderes sein<<, erklärte Raiko mir. Seine Eltern und seine Geschwister schien er ja nicht besonders zu mögen. Aber wenn es wirklich etwas damit zu tun hatte, würde ich das auch nicht gut finden. Keineswegs würde ich dann überhaupt etwas sagen. Und zuhören würde ich dann noch sehr viel weniger als ich es sonst tat. "Dir scheint..das Thema 'Familie' wohl auch nicht so zu liegen?" fragte ich ihn vorsichtig. Ich wollte nicht, dass er so kurz vor Unterrichtsbeginn schlechte Laune bekam. Er musste mir ja auch nichts erzählen. Eigentlich war es ja auch nur eine Feststellung gewesen. >>Den Raum kenne ich leider nicht, ich bin nämlich neu genauso wie du<<. hatte er noch gesagt. Ja, zwei Schüler, die neu waren. Nicht sehr praktisch, wenn man Räume suchte. Anders aber durchaus besser. Dann hatte man nicht jemanden neben sich, der damit angab, zu wissen, wo alles war. "Dann müssen wir uns wohl oder übel auf die Suche danach machen." sagte ich leicht lachend.