Teilnehmer: @"Chloe Cordalis" & Andrej Vavilov Startort: Am Strand, anschließend Arztpraxis Zeitpunkt: 15. Mai 2015, gegen 17:00 Uhr Beschreibung: Chloe und Andrej sind eindeutig zwei verschiedene Persönlichkeiten. Unter normalen Umständen hätten beide scheinbar nicht zusammengefunden. Doch ein dämlicher Zufall sorgt schließlich dafür, dass die beiden aufeinandertreffen ...
Die Augentropfen waren bereits seit zwei Tagen leer. Dies war einer von vielen Gründen, warum Andrej heute so verdammt scheiße aussah. Der Augapfel war mit diversen Äderchen überzogen, seinen Gesichtsausdruck behielt er stets finster, denn so kniffen sich die Augenlider wie von alleine zusammen. Es verminderte nicht nur die Sicht, es sorgte auch dafür, dass die Augen weniger tränten. Selbst zwei Jahre nach Ankunft auf Isola konnte er sich partout nicht an die stechende Sonne gewöhnen. Sie regte ihn unfassbar auf, am liebsten wollte er hier und jetzt ein Loch graben und hineinklettern. Gerade überlegte er aber scharf, wann er zuletzt einmal was getrunken hatte. Andrej aß und trank immer erst, wenn man es ihm erlaubte. Da jedoch beim Frühstück kein Lehrer anwesend war, saß er die Zeit einfach ab. Der Bauch knurrte unaufhörlich, doch er ignorierte es. Das tat er immer. Und auch wenn er es versuchte, zeigte sein Körper deutliche Anzeichen, dass er dringend etwas zu sich nehmen sollte. Die Sicht verschwamm, die Konzentration ging weiter und weiter flöten und jeder Schritt durch den heißen Sand wurde schwerer. Sein Schädel fühlte sich dumpf an, gerade echote sein eigener Herzschlag in seinem Gehörgang wider. Offensichtlich ging es ihm gerade scheiße. Doch leider war er kein normaler Schüler, sondern Andrej Vavilov. Geboren um ein Mörder zu sein, seine Hände sollten keine Gabel halten um zu essen, sondern um den Nacken einer wehrlosen Person liegen, die vergebens nach Luft schnappte, sich aber nicht aus dem Griff lösen konnte. Gerade eben schleppte er sich noch durch den Sand, doch danach gab es einen eindeutigen Filmriss. Alles wurde schwarz, der dicke Vorhang war geschlossen und es ertönte ein dumpfer Schlag. Seine Instinkte flüsterten ihm, dass er angegriffen wurde, doch in Wahrheit brach er auf dem Asphalt zusammen. Vielleicht ein Prozess von schlappen zehn Sekunden. Der Schmerz schoss ihn direkt ins Hirn, sein Gesicht verzog sich noch hässlicher als zuvor und eine Hand fuhr schlagartig zu seinem Hinterkopf. Andrej war nun wieder wach und hatte sich aufgesetzt. Alleine durchs Fühlen konnte er feststellen, dass er blutete. Erneut ignorierte er den Schmerz, so wie er es immer tat. Es gab schlimmere Verletzungen, ehrlich. Andrej war so faul, dass er kurz überlegte, einfach ins Wohnheim zurückzukehren. Aber da seine Zimmernachbarn höchstwahrscheinlich im Zimmer waren, entschied er sich für die andere Option. Lieber mit einer Person zu sprechen statt mit dreien. „Nerviger Scheiß“, murmelte er monoton, sprang zurück auf die Beine und merkte direkt, wie ihm das Blut den Nacken hinunterlief. So zog er seine Jacke aus, denn diese sollte unter keinen Umständen dreckig werden. Sein weißes T-Shirt saugte das Liquid natürlich sofort auf wie ein trockener Schwamm. Ironischerweise kühlte es leicht seinen Rücken. Die Temperaturen und festen Essenszeiten waren noch immer etwas, woran er sich gewöhnen musste. Ebenso die Existenz eines Arztes. „Wo isn hier ein Arzt?“, fragte er willkürliche Passanten, die ihm entgegenkamen. Diese lieferten ihm eine Antwort, doch leider wollten sie ihm helfen. Viel zu gute Seelen. „Ich hab nur eine Frage gestellt. Weiteres will ich von euch nicht“, winkte er alles ab, verlor somit wohl sämtliches Mitleid. Aufgrund des Adrenalinschubs ging es ihm nicht mal mehr schlecht. Dass er hungrig und durstig war, schien wie vergessen. Hoffentlich merkte sich Andrej nicht, dass Schmerzen solch einen Nebeneffekt besaßen. Er gehörte eindeutig zu der Art Mensch, die so etwas schamlos ausnutzen würde. „Notfall. Hallo. Das isn Notfall“, emotionsloser gings nicht. Er öffnete die Tür der Praxis und spähte einen neugierigen Blick hinein. „Is hier wer? Ich blute“, er wusste nicht wirklich, wie er sich verhalten sollte. Doch man hatte ihm beigebracht, dass man bei Verletzungen zum Arzt gehen sollte. Die kümmerten sich um jemanden und anschließend war man wieder topfit!
Der Arbeitstag verlief für die Nixe eher ruhig. Es gab ein paar Personen, die von der Hitze dehydriert waren, aber das war nichts Ernstes. Ein paar Wortwechsel und eine Wasserflasche später, hatten sich diese Personen auch schon wieder erholt. Eigentlich könnte sie für heute auch zu machen und nach Hause gehen. Die Telefonnummer war ja aufgeschrieben, falls jemand doch noch Hilfe benötigte. Aber Chloe ging nicht davon aus, dass etwas Schlimmeres heute noch geschehen würde. Viele waren am Schwimmen oder schützten sich vor der Hitze. Nur Einzelfälle ging es in der Hitze schlecht. Aber dies war auch leicht behebbar und nichts, bei dem man sich Sorgen machen müsste. Verbrennungen 2. Grades würde sie dann die nächsten Tage aufgrund des Sonnenbrands, den sich einige Leute holten, behandeln. Aus diesem Grund fing die Ärztin an, alles steril zu säubern. Die ärztlichen Instrumente, die sie verwendet hatte, wurden gereinigt und sogleich auch versorgt. Die benutzte Liege wurde auch gesäubert und ihre Unterlagen verstaute die Griechin auch anschließend noch. Eigentlich hätte sie jetzt gehen können, aber da hörte sie ganz plötzlich eine Stimme. Was war denn jetzt los? Ein Notfall? Die Lilahaarige eilte zu der Stimme am Eingang. „Ich komme schon“, rief sie nach vorne, damit die Person nicht weiter in Panik geriet. Als sie dort angekommen war, entdeckte sie einen Jungen, der wohl nicht älter als 17 Jahre war. Gesehen hatte Chloe ihn schon ein paar Mal in der Schule, aber er hatte eigentlich noch nie einen Arzt benötigt. Deswegen nahm die Griechin seine Aussage auch dementsprechend ernst. Sie musterte kurz den Jungen. Seine Hände waren blutig, aber mehr konnte sie von vorne auch nicht sehen. Hatte er sich vielleicht an den Händen aufgeschürft? Aber das wäre ja kein Notfall gewesen. Chloe sah den Weißhaarigen an. „Komm mit, setz dich dort auf die Liege“, sagte sie zu dem Jungen und zeigte in die Richtung, in der er gehen musste. Die Ärztin lief hinter ihm her und entdeckte während des Laufens, dass der Junge am Hinterkopf ein Vulnus lacero-contusum, also eine Platzwunde, hatte. Das Blut strömte nur so aus der Verletzung, was aber keineswegs ungewöhnlich war, denn es handelte sich hier ja um den Kopf, der sehr gut durchblutet war. Die Ärztin konnte entweder keine Magie anwenden und diese Stelle nähen, oder ihr Ritual durchführen. Aber diese Optionen überließ sie dem Jungen. Er würde schon wissen, was für ihn besser sein würde. Dass der Junge ein eher seltsamerer Charakter hatte, wusste die Griechin bis dahin noch nicht. Als sich der Weißhaarige dann hingesetzt hatte, fing Chloe mit der gewohnten Routine an. „Kannst du mir denn erzählen was passiert ist und wo du überall Schmerzen hast?“, fragte sie den Jungen. Währenddessen holte sie wieder ihr Blutdruckgerät und ihr Stethoskop hervor. Zwei Dinge, die für die Erstanamnese sehr wichtig waren. Sie packte das Blutdruckgerät aus und gab die Blutdruckmanschette um den linken Oberarm des Patienten. Danach schaltete sie das Gerät ein. Zum Glück gab es mittlerweile ein Gerät dafür, ansonsten hätte die Lilahaarige altmodisch mitzählen und den Blutdruck berechnen müssen. Chloe wartete kurz ab, bis das Gerät die entsprechenden Werte herausspuckte. Der Blutdruck war ein wenig niedriger als er sein sollte. Sie öffnete danach die Manschette wieder und gab das gesamte Gerät auf die Seite. Nun war das Herz an der Reihe. Chloe wollte herausfinden, ob er eventuell eine Herzrhythmusstörung hatte. Doch durch das Stethoskop konnte die Ärztin keine Auffälligkeiten erkennen. Sie holte nun erst einmal einen Verband, damit die Platzwunde nicht mehr so schlimm blutete. Abbinden war hier das große Thema. Chloe machte den Verband recht enganliegend an. Nur so würde es dann bald einmal mit dem Bluten aufhören.