Unbeschwert tapste die Grünhaarige barfuß durch den Sand. Es war ungewöhnlich für sie allein unterwegs zu sein, vor allem an einem belebten Ort wie diesem. Überall waren Menschen und Eindrücke, die verarbeitet werden mussten. Das Meer war Sabi zwar nicht unbekannt, da sie ihre Kindheit in einer Hafenstadt verbracht hatte, doch so ein toller, bunter Badestrand war für sie etwas Neues. Vergnügt hockte sie sich eben ein kleines Mädchen, das mithilfe kleiner Förmchen und Werkzeuge eine Sandburg baute. „Darf ich mitspielen?“, fragte sie das Kind breit lächelnd, erntete jedoch nicht die Reaktion, die sie sich erhofft hatte. Das Kind erschrak, warf seine Spielschaufel zur Seite und lief schniefend zu seiner Mutter. Sichtlich verwirrt schaute Wasabi dem kleinen Mädchen hinterher. Sie verstand die Welt nicht mehr. Was hatte die Kleine so verschreckt? Die auffälligen Bandagen, die spitzen, haifischähnlichen Zähne oder die blutroten Augen etwa? Mit schiefgelegtem Kopf lief sie weiter, ihren federnden Gang und die gute Laune beibehaltend. Von so einem kleinen Zwischenfall ließ Wasabi sich nicht die Stimmung verderben! Sie überlegte, ob sie es wagen sollte einige Schritte ins Wasser zu waten. Es war bestimmt herrlich erfrischend in dieser Mittagshitze, trotz der Tatsache, dass Sabi Wasserkontakt normalerweise vermied. Sie hatte bereits die Hosenbeine ihrer lockeren Stoffhose hochgekrempelt, als ihre Aufmerksamkeit eine hundertachtzig Grad Drehung machte und an einem Eis am Stiel, das ein Jugendlicher zwischen den Fingern hielt, hängenblieb. Sofort blickte sie sich um, um die Quelle der Köstlichkeit zu finden … und siehe da! Nicht weit weg entdeckte sie einen kleinen Kiosk, vor dem sich eine Schlange gebildet hatte. Fröhlich tänzelte sie auf den Stand zu und reihte sich hinter den Menschen ein. „Eis, Eis, leckeres Eis“, summte sie, während sie dem Ziel immer näherkam.
Die Grünhaarige konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie man Zucker aus Birkenbäumen gewann. Der Stamm war immerhin aus Holz und die Blätter aus … Blättern eben. Dann wiederum verstand sie vieles nicht, sodass sie sich dazu entschloss sich ihr Köpfchen nicht weiter über Birkenzucker zu zerbrechen. Die Tatsache, dass Chloe auch nicht wusste, wie es nun genau funktionierte, bekräftigte Wasabi nur in der Annahme es wäre nicht so wichtig. Die Wut des Verkäufers bekam Sabi schon irgendwie mit, allerdings verstand sie nicht, weshalb der Kioskbesitzer überhaupt so einen Rummel machte. Eis zu verkaufen war schließlich sein Job also warum wurde er dann sauer, wenn er seinen Job machte? Das wäre so, als würde Sabi sich darüber beschweren, dass sie Flure wischen und Glühbirnen auswechseln musste. Als sie von Chloe gefragt wurde, ob sie noch ein Eis wollte, kratzte sie sich am Hinterkopf und blinzelte die Dunkelhaarige fragend an. „Ja, ich will eins“, erwiderte sie dann und wunderte sich, warum Chloe keins mehr wollte. Sie hatten doch extra dafür angestanden. Den bösen Blicken des Verkäufers ausweichend, legte Wasabi das bisschen Kleingeld, das sie immer in ihren Taschen herumtrug, auf den Tresen und bestellte ein Wassereis mit Melonengeschmack. Als sie schließlich mit ihrem Eis davonstiefelte, meinte sie etliche erleichterte Seufzer hinter sich zu vernehmen. Da sie keinen Plan für die nächsten Stunden oder gar den Rest des Tages hatte, blieb sie einfach in Chloes Nähe und folgte ihrer neuen Bekannten. „Mhm—ja. Ich freu mich für sie. Ich weiß aber nicht, warum der Mann so sauer war“, gab Wasabi zurück, während sie ihr Eis schleckte. In der Hitze begann es bereits nach kaum zehn Sekunden zu schmelzen. Mit einem naiven Lächeln hielt sie Chloe das Wassereis hin. „Probieren?“ Sie hatte nichts dagegen zu teilen, aber ob die andere Frau ein angesabbertes Eis essen wollte, war die andere Frage. „Was machst du jetzt?“, warf Sabi direkt hinterher und machte einen kleinen Hüpfer, der etwas Sand hinter ihr aufwirbelte.
Als die beiden am Strand entlang liefen, unterhielten sich die zwei jungen Frauen sich. Sabi sagte, dass sie sich für das Mädchen freuen würde, jedoch nicht wissen würde, warum der Mann so sauer war. Chloe sah das Gesicht des Mannes nochmals in ihren Gedanken. Er war wirklich sehr wütend über die ganze Situation und plötzlich lief es der Griechin eiskalt den Rücken hinunter. Ob der Eisverkäufer die beiden noch beobachtete? Chloe gab diese Gedanken sofort wieder zur Seite, denn an so etwas wollte sie jetzt wirklich nicht denken. „Wahrscheinlich war er deshalb so wütend, weil er Eis nicht an Tiere verfüttern darf. Sowas sagen normalerweise die Chefs zu ihren Angestellten“, erklärte die Schwarzhaarige ihrer neuen Bekanntschaft.
Als die beiden weiterhin liefen, hielt Sabi ihr das Eis hin und fragte, ob sie probieren wolle. „Gerne“, entgegnete die Griechin mit einem sanften Lächeln im Gesicht und schleckte ein wenig am Eis. „Wow, es ist wirklich köstlich. Da wundert es mich wirklich nicht, dass hier so viele für das Eis anstehen“, sagte sie zu der Grünhaarigen. Anschließend fragte Sabi Chloe, was sie nun tun würde. Dies war eindeutig eine gute Frage, denn Chloe selbst wusste auch noch nicht, was sie tun sollte. „Hm.. ich weiß nicht. Ich wollte eigentlich zu meinem Platz, aber ich kann meine Sachen packen und mich dann zu dir setzen, wenn du das willst“, schlug die Schwarzhaarige vor. So könnten sich die beiden vielleicht besser kennenlernen. Wer wusste schon, ob dies nicht doch zu einer wahren Freundschaft werden konnte? Sabi schien auf jeden Fall eine sehr freundliche Person zu sein.
Da Wasabi eigentlich angenommen hatte, dass der Kioskbesitzer sein eigener Chef war, legte sie auf Chloes Erklärungsversuch hin nur die Stirn nachdenklich in Falten. Sie wusste nur allzu gut, wie sehr man sich an Vorschriften und Ordnungen halten musste, wenn man lediglich ein Angestellter war, allerdings war sie bisher auch noch nie am Arbeitsplatz in ernsthafte Schwierigkeiten gekommen. Probleme wünschte sie dem Kioskbesitzer ebenfalls keine. „Hoffentlich bekommt er keinen Ärger“, murmelte Sabi etwas gedankenverloren. Jetzt war die Sache aber sowieso schon geschehen und rückgängig machen, konnten sie nicht mehr. Die Grünhaarige würde ohnehin ganz gern mit der Situation am Eisstand abschließen. Die Wut des Verkäufers und die verärgerten Kunden, die in der Schlange hinter ihnen standen, hatten ihr fast ein wenig aufs Gemüt geschlagen. Dabei war der Tag viel zu schön, um ihn sich von schlecht gelaunten Menschen verderben zu lassen. Doch trotz der Ereignisse am Kiosk war ihre Laune immer noch bestens und Chloes Gesellschaft wertete den Ausflug an den Strand nur noch mehr auf. Als die Dunkelhaarige einwilligte vom Eis zu naschen, grinste Wasabi breit und sichtlich glücklich. „Nicht wahr?“, gab sie strahlend zurück und ließ das Eis in ihrem Mund verschwinden, nachdem Chloe probiert hatte. Ein bisschen erinnerte sie die Frau an ihre beste Freundin, Aufpasserin und Ersatzmama Rhea, was ihr Chloe auf Anhieb noch sympathischer machte. „Also … ich hab hier keinen Platz“, gab sie zu und biss ein ganzes Stück von dem Eis ab. „Ich geh mit zu deinem Platz. Ist doch okay?“, hakte Wasabi nach, während sie den süßen Eisbrocken kaute. Manch einen würde wohl eine Gänsehaut überkommen, bei dem Gedanken in Eis zu beißen, aber Sabi war da recht unempfindlich. Bevor das Eis schmolz, nahm sie also lieber ein paar beherzte Bissen. „Chloeee? Was arbeitest du?“ Neugierig, wie ein kleines Kind, dem zig Fragen auf der Zunge lagen, starrte Sabi die Dunkelhaarige an. Auf der Insel gab es mehr Möglichkeiten, als man denken würde und der Beruf sagte meistens etwas über die Person aus.
Nachdem die Schwarzhaarige von ihrer neuen Bekanntschaft ein bisschen Eis bekam, schien sie sehr zufrieden zu sein. Auch das Eis schien ihr sehr zu schmecken. Dies freute Chloe sehr. Anschließend biss Sabi Stücke von ihrem Eis ab und aß diese. Die Griechin wusste, dass es Personen gab, die dies gerne machten, doch sie selbst war kein Fan davon, denn sie war der Meinung, dass dann das Eis zu schnell weg war. Doch jeder konnte dies so machen, wie er wollte und Chloe störte dies auch nicht weiter.
Nachdem die Griechin angeboten hatte, dass sie sich zu Sabi setzen könnte, meinte sie, dass sie keinen Platz hier hätte und ob sie zu ihrem Platz gehen könnte. „Na klar, ich freu mich immer über eine freundliche Gesellschaft“, sagte sie zu der Grünhaarigen und lächelte sie dabei freundlich an. Chloe war froh Sabi getroffen zu haben, denn sie war wirklich sehr freundlich und die Schwarzhaarige hatte auch das Gefühl, dass die beiden gute Freundinnen werden könnten.
Als die beiden bei Chloes Platz ankamen, fragte Sabi plötzlich was sie arbeiten würde. „Ich bin eine Ärztin hier in der Schule und im Wohnheim. Und du?“, fragte sie danach die Grünhaarige neugierig. Vielleicht war sie eine Lehrerin, oder eine Erzieherin? Chloe konnte sich jedenfalls diese Berufe doch gut bei Sabi vorstellen, da sie so wirkte, als ob sie wirklich gut mit Kindern konnte.
Es freute Sabi, dass Chloe sie erstens als freundlich bezeichnete und zweitens gern mehr Zeit mit der Grünhaarigen verbringen wollte. Sie war sich nie ganz sicher, wie sie auf andere wirkte und war oft genug auf Ablehnung gestoßen. Sei es wegen ihrer ungewöhnlichen Haarfarbe oder den Bandagen an ihrem Körper – irgendwas fanden die Leute immer. Deswegen freute sie sich darüber, so positiv von Chloe angenommen zu werden. „Ich mich auch!“, erwiderte Sabi fröhlich und etwas gedankenlos. Die gute Laune sprudelte fast aus ihrem zierlichen Körper heraus. Die wenigen Meter bis zu Chloes Platz hüpfte sie vergnügt vor sich hin, mampfte dabei ihr Eis auf und ließ sich schließlich im Schneidersitz auf den Boden fallen. Wie ein Metronom, schaukelte sie ihren Oberkörper hin und her, während sie darauf wartete, dass Chloe es sich auch bequem machte und ihre Frage beantwortete. Lange dauerte es auch nicht, bis sie erfuhr, welchem Beruf die Dunkelhaarige nachging. Das aufgeweckte Wippen mit dem Oberkörper hörte auf und ihre Gesichtszüge nahmen schlagartig etwas Skeptisches an. Wasabi scannte Chloe von oben bis unten; man konnte sich bildlich vorstellen, wie ihr Köpfchen rauchte. Chloe – die nette Chloe – sollte eine von den Kittelträgern sein? Das konnte und wollte Sabi nicht glauben! „Du lügst doch, oder? Wieso bist du eine Ärztin?“, fragte sie, fast etwas schmollend. Die ihr gestellte Frage hatte sie währenddessen verdrängt und die Beantwortung auf später verschoben. Erst mal musste geklärt werden, wie es sein konnte, dass jemand wie Chloe eine Ärztin war.
Das Wetter war großartig und es war auch relativ warm am Strand. Chloe sah kurz den Kindern zu, wie sie ins Meer sprangen und eine Freude hatten, dass sie sich nun auch etwas abkühlen konnten. Ihr gefiel es hier wirklich sehr und sie hoffte auch, dass sie des Öfteren dann auch hier im Meer schwimmen konnte, denn es tat sehr gut. Vor allem für sie, denn sie war ja eine Nixe. Die Griechin war es einfach gewohnt jeden Tag zu schwimmen.
Sabi fragte nach Chloes Arbeit und sie antwortete ihr auch sogleich darauf, doch die Miene von Sabi veränderte sich rasant. Warum wusste die Schwarzhaarige nicht, doch sie hoffte, dass sie nichts Schlimmes gemacht hatte, was man jedoch von diesem Gesichtsausdruck ablesen konnte. Sie fragte die Griechin auch gleich darauf, ob sie lügen würde und warum sie eine Ärztin sei. „Nein, ich lüge nicht. Ich liebe es anderen zu helfen, wenn sie in Not sind. Das hat auch was mit meiner Abstammung zu tun, denn ich bin eine Nixe von einem ganz besonderen Dorfe. Dort lernt man wie man andere heilen kann“, erklärte die Schwarzhaarige einfach, in der Hoffnung, dass Sabi sich nicht fürchten würde vor ihr. „Sag mal, hast du etwa Angst vor Ärzten?“, fragte sie anschließend vorsichtig, denn sie wollte Sabi nicht verscheuchen. Im Gegenteil die Griechin hoffte eigentlich eine Freundin in Sabi gefunden zu haben, doch ob dies wirklich noch werden würde, würde sich dann herausstellen.
Nein, sie wollte einfach nicht wahrhaben, was Chloe da versuchte ihr zu vermitteln. Oder sie hatte eher Schwierigkeiten überhaupt zu verstehen wie Hilfsbereitschaft und der Beruf eines Arztes zusammenhingen. Das machte doch überhaupt keinen Sinn. Die unheimlichen Kittelträger mit den fahlen, eingesunkenen Gesichtern konnten keine guten Menschen sein. Also konnte Chloe keine gute Person sein? Wasabi griff mit den Händen jeweils an eine Seite ihres Kopfes und fuhr sich kräftig durchs Haar, als könne sie dadurch ihr Gehirn durchschütteln, um die Sache irgendwie zu verstehen. „Aber... aber Ärzte helfen nicht. Ärzte sind böse. Ärzte tun einem weh—“, murmelte sie vor sich hin wie ein Mantra. Ja, sie erinnerte sich an den weißen, sterilen Raum, das grelle Licht und die hellgrüne Maske des Doktors, der ihre Organe entnehmen wollte, immer noch im Detail. Eine Erinnerung, die sie wohl nie wieder vergessen würde. Deshalb war es egal, wie oft man ihr erklärte, dass die allergrößte Mehrheit der Ärzte nur das Wohl der Menschen im Sinn hatten. Sie konnte und wollte es einfach nicht nachvollziehen.
Unbewusst hatte Wasabi eine defensive Haltung gegenüber Chloe eingenommen. Sie hatte die Arme um ihre Beine geschlungen und die Schultern angespannt. Von der ehemals guten Laune war so gut wie nichts mehr zu sehen. Auf die Frage hin, ob sie Angst vor Ärzten hätte, kaute die Grünhaarige erst nur unentschlossen auf ihrer Unterlippe herum, bevor sie sich zu einer Antwort durchringen konnte. „Ärzte waren böse zu meiner Schwester und mir. Sie wollten uns töten für Geld. Das macht man nicht.“ Mit einem vorwurfsvollen Blick musterte sie Chloe durch den grünen Haarvorhang, der ihr ins Gesicht gerutscht war. Sie wollte Chloe nicht misstrauen oder gar hassen. Und ihr Bauchgefühl sagte ihr sogar, dass die Dunkelhaarige ein guter Mensch war. Um einiges besser, als die bösen aus ihrer Vergangenheit. „Du ... du tust niemandem weh?“, fragte sie daher vorsichtig. Wahrscheinlich war es gut, dass sie sich zumindest nicht in der Schule oder im Wohnheim über den Weg gelaufen waren. Dort wäre Wasabi einem weißen Kittel nämlich sofort aus dem Weg gegangen. Hier, am Strand, hatten sie noch die Möglichkeit Misstrauen wenigstens teilweise aus der Welt zu schaffen.
Nachdem Chloe ihre wahren Beweggründe erzählt hatte, warum sie eine Ärztin geworden sei, schien dies Sabi überhaupt nicht zu gefallen. Dies wurde dann auch dadurch unterstützt, indem die Grünhaarige murmelnd sagte, dass Ärzte nicht helfen würden und Ärzte böse wären und einem weh taten. Die Griechin war perplex. Sie wusste nicht, mit welcher Art von Ärzten Sabi schon einmal zusammengestoßen war. Sicherlich gab es Ärzte, die einem weh taten beim Verbinden von Verletzungen. Oder aber auch, wenn man sich eine Verletzung näher anschauen musste und drücken musste, um die genaue Ursache der Schmerzen ausfindig zu machen. Doch wieso waren dann Ärzte böse? Dies verstand Chloe irgendwie überhaupt nicht. Doch was sie sah, war, dass Sabi eine abwehrende Haltung gegen sie selbst schon einnahm. Es muss also etwas Schreckliches passiert sein.
Gerade als die Schwarzhaarige eigentlich nachfragen wollte, fing Sabi an zu reden. Sie erklärte, dass die Ärzte böse zu ihrer Schwester und zu ihr selbst waren, denn sie wollten die beiden für Geld töten. Chloe war baff. Sabi und ihre Schwester waren wohl korrupten Ärzten untergekommen, die ihre Organe entnehmen wollten. Immerhin boomt der Organhandel seit Jahren sehr stark. Sabi sah anschließend die Schwarzhaarige vorwurfsvoll und auch ein wenig böse an und fragte sie dann, ob sie niemandem weh tat. „Also diese Ärzte, von denen du erzählst, sollten bestraft werden. Sowas tut man nicht und sowas würde ein normaler Arzt niemals tun wollen. Ich mache so etwas nicht und werde es auch in Zukunft nicht machen, denn ich habe einen Eid geleistet und meine Arbeit bezieht sich darauf kranke Personen wieder gesund zu machen“, erklärte die Griechin ihrer neuen Bekanntschaft und hoffte, dass sie nun keine Angst vor ihr hatte. Jedoch würde es Chloe schon verstehen, wenn Sabi Abstand zu ihr halten würde, denn sie hatte wirklich eine schreckliche Vergangenheit mit Ärzten.
Obwohl man ihre Grundhaltung Chloe gegenüber, immer noch am ehesten als misstrauisch betiteln könnte, nickte die Grünhaarige mehrfach zustimmend, als die Ärztin meinte, dass diese bösen sogenannten Ärzte bestraft werden sollten. Das sah Wasabi eindeutig ganz genauso. Wären die Kittelträger von damals noch am Leben, würde Sabi ihnen den Tod wünschen. Auch wenn das nicht nett, sondern moralisch verwerflich war und nicht mit den Benimmregeln, die ihre Mama ihr beigebracht hatte, übereinstimmte. Aber jene Männer hatten einen qualvollen Tod verdient, nach all dem, was sie getan hatten. Die Gesichtszüge der Hausmeisterin verfinsterten sich zunehmend, je länger sie an die Ereignisse aus damaliger Zeit dachte. Chloes gutgemeinte Erklärung flog leider etwas an ihr vorbei. Sabi erwischte sich schließlich dabei, wie sie energisch einen Sandklumpen zusammendrückte, statt ihre Aufmerksamkeit Chloe zu widmen. „Aber warum sind manche Ärzte dann so? Ich versteh das nicht, Chloe“, sagte sie resigniert und klopfte ihre Hand an ihrer Hose ab. Sie hatte unbewusst etwas roten Schleim aus ihrer Handfläche austreten lassen, der den Sand klumpen vollständig zerfressen hatte. Die schlimmen Erinnerungen machten sie nachlässig. Etwas traurig ließ sie den Blick über Chloe schweifen. Ob sie jemals Freunde werden könnten? Wasabi konnte ihr Misstrauen nicht auf Knopfdruck abschalten, aber vielleicht entwickelte sie mit der Zeit eine Art Toleranz. Zumindest bei Chloe. „Ich mag dich. Obwohl du eine Ärztin bist. Aber ich möchte jetzt trotzdem nicht mehr bei dir sein. Tut mir leid“, gab sie offen und ehrlich zu. Das war eben ihre Art. Sie hoffte, dass Chloe es ihr nicht übel nahm. Die Grünhaarige hüpfte auf und schenkte der Ärztin ein zurückhaltendes Lächeln. „Ich arbeite auch im Wohnheim. Vielleicht sehen wir uns. Tschüssi.“ Mit einem kurzen, aber energischen Winken verabschiedete sie sich von Chloe. Hoffentlich hatte ihr abrupter Aufbruch die Ärztin nicht irritiert, aber Wasabi hatte plötzlich das überwältigende Bedürfnis allein zu sein. Außerdem war es definitiv nicht unwahrscheinlich, dass sie sich im Wohnheim noch einmal über den Weg liefen.
[out: Ich hoffe es ist okay, dass ich das Ganze einfach mal abgeschlossen habe. Die Quest geht ja echt schon was länger. Wir können die beiden ja nach dem Zeitsprung gern mal im IP wieder zusammen werfen. Ich finde die Dynamik interessant!]