Das Zimmer ist auf der Fensterseite mit zwei Betten an der linken und rechten Wand, den dazugehörigen Nachtkästchen und einem kleinen Regal, das von beiden Mitbewohnern benützt werden darf, ausgestattet. Auf der Türseite befinden sich zwei Schreibtische mit Lampen und ein Kleiderschrank, um die Klamotten der Schüler aufzubewahren. An besonders heissen Tagen sorgt die im Zimmer eingebaute Klimaanlage für ausreichend Abkühlung. Die kürzlich neu gestrichenen, weissen Wände lassen den Raum besonders freundlich wirken.
pp: GANG DES MÄDCHENTRAKTS ______________________________
Der Grünschopf war ihr wirklich gefolgt. Naja, wo sollte sie auch hin gehen? Es gab nur einen Grund sich um dieser Uhrzeit auf den Gängen zu bewegen und das war der Weg auf das eigene Zimmer. Rosiel hatte die Tür hinter sich offen stehen lassen, damit Taidari ihr folgen konnte. Diese Zimmer waren am Anfang gewöhnungsbedürftig gewesen. Überall fanden sich diese Karos wieder, sowohl auf der Bettwäsche als auch auf dem Boden. Als Rosiel hier angekommen war hatte sie das Bett nehmen müssen, das übrig geblieben war. Wer genau vor ihr hier gewohnt hatte interessierte sie nicht wirklich. Die Dunkelhaarige trat schließlich auf das Bett zu, welches von der Tür aus rechts im Raum stand und zog sich das weiße Shirt über den Kopf und das schwarze, figurbetonte Top kam gänzlich zum Vorschein. Obwohl es eh nur noch in die Wäsche wandern würde, faltete Rosiel das Shirt und legte es auf dem niedrigen Schrank ab, der die die beiden Zimmerhälften miteinander verband. Das Mondlicht fiel durch die großen Fenster und schien geradewegs auf ihr Bett. Für einen kurzen Moment betrachtete sie das schwache Mondlicht, ehe sie die wenigen Schritte nach vorne trat und die Vorhänge auf ihrer Seite des Zimmers mit einem Ruck zu zog. Der Mond übte heute eine eigenartige Wirkung auf sie aus und das widerstrebte dem Mädchen mit den englischen Wurzeln. „Gut ist relativ. Was für den einen gut ist kann für den anderen schlecht sein.“ Damit war dieses Thema für Rosiel beendet. Sie musste nicht an die große Glocke hängen, dass es ihr heute ähnlich ging. Doch im Gegensatz zu ihrer Mitbewohnerin legte sich die Dunkelhaarige nicht darauf fest, ob es etwas gutes oder schlechtes war. Rosiel zog sich schließlich auch noch das Top über den Kopf und entblößte ihren Oberkörper, der nur noch durch den BH bedeckt war. Sie hatte soeben nach dem viel zu großen Shirt gegriffen, das ihr als Schlafanzug diente, als die Grünhaarige das Thema Magie ansprach. Rosiel drehte sich in einer schnellen und fließenden Bewegung zu ihrer Zimmergenossin um, das Shirt immer noch in der Hand haltend stemmte sie die Hände in die Hüfte und beugte sich vor. Ihre violetten Augen waren nur noch schmale Schlitze und die Lippen so fest aufeinander gepresst, dass jegliches Blut aus ihnen wich. Sie bemühte sich sichtlich nicht die Beherrschung zu verlieren und schloss schließlich die Augen, um einmal tief durchzuatmen. Cool? Du hast ja keine Ahnung was für eine Strafe es ist, wenn das magische Talent schwächer ausgeprägt ist als bei anderen, gleichaltrigen Magiern. Sie öffnete die Augen schließlich wieder und richtete sich auf, ehe sie das Shirt auf ihr Bett warf und sich auch noch die Hotpants auszog. Nur in Unterwäsche bekleidet stand sie vor der Grünhaarigen und verschränkte schließlich die Arme vor der Brust. „Magie erfordert viel Übung und Kraft, wenn man sie perfektionieren will.“ Rosiel hatte sich schließlich das Schlafshirt gegriffen und es sich über den Kopf gezogen, sodass ihr eben noch bis auf die Unterwäsche entblößter Körper wieder verschwand. Mit ein paar routinierten Griffen zog sie schließlich den mit Spitze besetzten BH unter dem Shirt hervor. Es mochte vielleicht nicht ganz zu ihrem restlichen, optischen Eindruck passen, doch die Schülerin trug wirklich mit Vorliebe Unterwäsche mit Spitze, die ihren Körper in Szene setzte. Fast hätte die Grünhaarige es geschafft, dass Rosiel aus der Haut fuhr, doch dafür war ihre Aussage noch nicht angreifend genug gewesen. Am liebsten hätte sich die Dunkelhaarige wieder in ihre Sportkleidung geworfen und wäre eine Runde durch den Park gelaufen, um sich zu beruhigen. So blieb ihr jedoch nichts anderes übrig als sich zu beherrschen. Sie entschied sich schließlich dazu sich fürs erste auf ihr Bett fallen zu lassen und setzte sich dabei bewusst auf ihre Hände. Angespannt sah sie zu dem Mädchen. Zumindest hatte sie dieses Mal nicht für eine Druckwelle gesorgt, die irgendetwas zerstört hatte.
Also, als angreifend sah Miko ihre Aussage nun wirklich nicht an. Im Gegenteil, eigentlich hatte sie Rosiel damit schmeicheln wollen; vielleicht wäre es besser gewesen, wenn die beiden sich bisher nicht nur oberflächlich begegnet wären. Dann wäre die Jüngere jetzt weniger verwirrt und die Hexe bräuchte sich nicht so zu ärgern, doch es hatte ja durchaus seinen Grund, denn beide waren ziemlich verschlossen und auf sich selbst bezogen und waren, abgesehen davon, sehr unterschiedlich. Unter anderem auch optisch, doch schon allein in den wenigen Minuten seit dem Betreten des gemeinsamen Zimmers hatten sich auch wesentliche Unterschiede im Verhalten gezeigt. Neben der ordentlichen, routinierten Rosiel wirkte die Nixe schlampig, unachtsam, sie stellte ihre Tasche einfach neben das Bett und verteilte Flüssigkeit auf ihrem Kopfkissen. Auch wenn man die beiden Kommoden untersuchte, würde man erkennen, dass die Taidari kein besonders ordentlicher Bewohner war, und auch, wenn sie nie nachgesehen hatte, ging sie davon aus, dass es in der von Rosiel ganz anders aussah. Sie machte eher den Eindruck, als müsste ständig alles perfekt laufen nach einem klaren Plan, damit es ja möglichst wenige Probleme gab. „Du bist ein bisschen pessimistisch, kann das sein?“, stellte Miko fest, während sie das Handtuch von ihren nun relativ trockenen Haaren gleiten ließ. „Man braucht für alles Übung und Kraft, um es zu perfektionieren. Selbst als Nixe, wenn man richtig gut Schwimmen können will. Ist quasi ein Naturgesetz.“ Sie zwinkerte ihrer Mitbewohnerin zu. Es war natürlich nicht das erste Mal, dass Miko Rosiel in Unterwäsche sah, so etwas ließ sich kaum vermeiden. Auch andersrum war es schon vorgekommen, und das würde es auch wieder und wieder tun, bis eine von beiden auszog. Es war nichts Neues mehr, nichts Besonderes oder Außergewöhnliches, und entsprechend war sie problemlos fähig, die Unterhaltung fortzuführen. „Allerdings kann man mit Magie natürlich wesentlich mehr anfangen als mit der Fähigkeit, gut zu schwimmen…“ Wieder streckte sie sich, blickte belustigt hinüber zu der Magierin, die sich die Mühe machte, den bereits unter ihrem Shirt verschwundenen BH auszuziehen, und kicherte leise. Ob die Midford wohl wusste, dass Miko lesbisch war? Es war unwahrscheinlich, denn auch, wenn sie wenig Zeit mit Jungen verbrachte, ihnen gegenüber oftmals recht garstig auftrat, so sah man sie doch auch nicht allzu oft mit anderen Mädchen. Sie war meistens allein, schrieb, las, schien Musik zu hören, und eine Beziehung hatte sie auch noch nie geführt. Sie gaffte auch keine Mädchen an und erzählt hatte sie davon auch noch keinem. Also war es wahrscheinlich wieder einmal nur die perfektionistische Ader ihrer Zimmergenossin, die sie zu dieser Handlung trieb. „Ich dachte eigentlich, du hättest es inzwischen bemerkt, aber… ich bin ein Mädchen. Du musst dich nicht immer so verrenken, weißt du?“ Was folgte, war ein Blick zu der Schublade, in der sich ihr eigenes Nachthemd befand. Wenn sie die jetzt öffnete, wäre es ganz schön anstrengend, sie wieder zu schließen. Miko wusste selbst nicht, wie sie es immer schaffte, so viele Klamotten in eine Schublade zu stopfen, dass sie sie, war sie einmal offen, kaum mehr zu bekam. Ob sie wohl heute Nacht in Unterwäsche schlafen sollte? Immerhin war es schon spät und sie war von dem ganzen Training erschöpft… Manchmal war es doch eine Last, so faul zu sein.
Rosiel schnaubte und ließ den Blick zum Fenster ihrer Zimmergenossin schweifen. Ihre Gardinen waren noch nicht zugezogen und wenn sie sich ein Stück vor reckte, dann würde sie den Mond sehen könnte. Gut, dass sie dies nicht tat. „Pessimistisch oder realistisch?“ Mit dieser Frage erhob sich die Dunkelhaarige schließlich wieder und verstaute ihre Schmutzwäsche vom heutigen Tag in ihrem Wäschebeutel. Sie müsste wohl bald wieder waschen. Wenn sie es sich einfach machen wollte, dann könnte sie auch einfach Alexander her bestellen, damit er ihr neue Kleidung brachte und die alte gleich mit nahm. Allein der Gedanke daran ließ sie innerlich auflachen. Das wäre wohl das Letzte, dass ich tun würde... Die Ältere hatte der Nixe weiterhin zugehört, auch wenn es vielleicht nicht gerade den Anschein erweckte. Äußern tat sie sich dennoch nicht dazu. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt.Allmählich begann sie der Frohsinn dieses Mädchens zu nerven. Sie konnte vieles ertragen, doch ab einer gewissen Uhrzeit war das Maß einfach voll. „Es ist eine Angewohnheit und hat rein gar nichts mit dir zu tun.“ Es war über die jahre hinweg wirklich zu einer Angewohnheit geworden, denn zuhause platzte ständig irgendwo irgendwer herein seitdem ihr Onkel eingezogen war und es war ratsamer gewesen sich nicht ganz entkleidet in seinem Zimmer aufzuhalten. In dem einen Jahr, das sie nun schon hier verbrachte hatte sie diese Angewohnheit nicht ablegen können. Hier gab es Waschräume und Rosiel war froh, dass sie sich so weit bereits fertig gemacht hatte und nur noch umzuziehen brauchte. Mit anderen Worten : Sie war nun bettfertig. Die Dunkelhaarige löste schließlich das Haargummi und legte es auf den Nachttisch, ehe sie die Beine unter die Decke schob nur um diese kurz darauf wieder umzuschlagen und erneut aufzustehen und sie sorgsam am Fußende zusammen zu falten. Diese Wärme war nicht zum Aushalten, wenn man sich zudeckte. So war es doch viel angenehmer. Rosiel hatte sich der Nixe zugedreht und die Beine an den Körper gezogen, während sie ihr Nachttisch löschte und zu dem Grünschopf herüber blinzelte. „Alles hat seine Grenzen. Man erreicht die eigenen spätestens dann, wenn man alles ausgeschöpft hat, was einem in die Wiege gelegt wurde.“ Mit diesen Worte hatte sie sich von der Nixe fort gedrehte und schob ihre Hand vor ihr eigenes Gesicht. Kaum merklich begannen ihre Fingerspitzen zu leuchten, als sie sich auf diese konzentrierte und die Magierin erschuf eine Art Energiefokus, der sich verstärkte, je näher sie die Fingerspitzen aufeinander zu bewegte und eine kleine flimmernde, fast durchsichtige Kugel bildete sich zwischen diesen. Es war nur eine kleine Spielerei, doch damals hatte sie so begonnen ihren Fokus zu finden, kleine Übungen, die sie immer weiter ausbaute. Rosiel riss die Fingerspitzen so plötzlich auseinander, dass die Kugel in sich zusammen fiel. Wenn sie Glück hatte, dann würde die Nixe nicht weiter nerven und sie für heute in Ruhe lassen. Doch sie zweifelte daran, dass es so sein würde.
Pessimistisch oder Realistisch? Auf den ersten Blick mochte das wie eine gute Frage wirken, doch Miko verdrehte bloß ein wenig die Augen. Es war doch wohl allgemein bekannt, dass sich nur trotzige Pessimisten als realistisch bezeichneten, um nicht zuzugeben, dass sie Pessimisten waren. Das nun jedoch laut auszusprechen würde das Klima zwischen den beiden sicher nicht bessern, weswegen sich der Grünschopf, anstatt die Frage zu beantworten, weiter um das Problem mit der Nachtbekleidung kümmerte. Vielleicht, wenn sie die Schublade nur ein ganz klein bisschen öffnete... So, dass man das Nachthemd gerade so herausziehen konnte... Unentschlossen blickte die Nixe die Kommode an und knabberte an ihrem linken Daumen. Sich nicht entscheiden zu können war immer nervig. Allerdings war eines klar: Egal, ob sie nun in Unterwäsche oder im Nachthemd schlafen würde, sie würde auf jeden Fall ihr Shirt und die Hose ausziehen müssen – was vielleicht auch besser so war. Gelb und ärmellos zu grün und lang, was hatte sie sich dabei bloß gedacht. Also verschwand das Top über ihren Kopf hinweg hinüber in die Tasche, die es sich so schön neben ihrem Bett bequem gemacht hatte. Rosiel indes bestätigte die Vermutung, dass ihre Verrenkungen keinen realen Grund hatten, sondern nur als eine der Angewohnheiten von Miss Perfect zu zählen war. Wieso sie das wohl so machte? Sie war noch nicht so lange im Waisenhaus angesiedelt wie Miko, die hier als Baby ausgesetzt worden war... Ob es in ihrer Familie wohl so zugegangen war? Ob sie immer von irgendwelchen Leuten gestört worden war, wenn sie sich umzog? Ein Haus voller Lustmolche, die nur darauf warteten, dass sich das Mädchen entblößte... Das war ja grausam. Kein Wunder, dass sie immer so abweisend und kalt war! Und pessimistisch! Vielleicht wäre Miko ja auch so mies drauf, wenn sie eine Familie gehabt hätte... Denn dass ihre Mitbewohnerin eine Pessimistin war, davon war die Nixe immer noch überzeugt. Und sie bekräftigte diesen Eindruck auch noch. „Was einem in die Wiege gelegt wurde...?“ Kopfschüttelnd schlüpfte die Taidari aus ihrer Hose und verfehlte mit einem Wurf knapp die Tasche, weswegen sie nochmal aufstehen und diese von Hand hineinlegen musste. Morgen würde das ganze Zeug darin wohl in der Wäsche landen... Samstag war immer gut zum Waschen geeignet. „Ich kann dir da nicht zustimmen. Es ist doch bekannt, dass man, wenn man sich genug anstrengt, die Grenzen des eigenen Körpers überwinden und ausdehnen kann... Es ist alles Übung, nicht nur Veranlagung. Leute, die viel schwächer geboren werden als andere, können Typen mit einem natürlichen Vorteil total überflügeln!“ Zu diesen Leuten würde Miko nie gehören, das war ihr klar. Sie war einfach zu faul dafür. Der einzige Sport, den sie betrieb, war schwimmen, und das würde bloß die Theorie der natürlichen Fähigkeiten bestätigen. Angeblich hatten Nixen, Meerjungfrauen viel mehr Fähigkeiten, als nur besser zu schwimmen und unter Wasser zu atmen, angeblich gab es sogar welche, die Wassermagie beherrschten und eigentlich galt die Fähigkeit, Leute über den Gesang in seinen Bann zu ziehen, als Standard, Selbstverständlichkeit... doch nicht einmal das konnte sie. Ihr Gesang war zwar sehr gut, doch hypnotisch war er nicht, es gab niemanden, den sie damit in den Tod würde locken können, wie also konnte sie sich ernsthaft als gute Nixe bezeichnen? Eigentlich war sie nicht mehr als eine herkömmliche Meerjungfrau... ein wunderschönes Geschöpf, das schwimmen und unter Wasser atmen konnte, in das sich Prinzen verliebten und das niemanden umbrachte. Alles in allem ein sehr akzeptables Schicksal. Erneut lächelte sie. „Weißt du, ich finde deine Zauberei echt gut... und es ist immer noch sehr heiß...“ Die Nixe piekste in ihr nasses Kopfkissen, entschied sich dann dafür, es umzudrehen, und legte sich auf die Decke, kuschelte sich daran. „Könntest du... es nochmal etwas abkühlen lassen?“
Rosiel dachte nicht einmal daran sich umzudrehen. Sollte die Nixe doch machen was sie wollte. Das sie ihren inneren Wunsch nicht nachkommen würde und einfach die Klappe hielt war abzusehen gewesen. Genervt kniff die Magierin die Augen zusammen und versuchte ihre Gerede auszublenden. Ihre Worte ließen sich nicht ausblenden. Ihr ganzes Gerede darüber, dass man die eigenen Grenzen überwinden konnte, wenn man es wollte. Sie hatte ja keine Ahnung, wie das in der Welt der Magie ablief. Wut machte sich in der Dunkelhaarigen breit und begann allmählich jeden Winkel ihres Körpers auszufüllen, sodass sie schließlich die Hände zu Fäusten ballen musste, um diese zu unterdrücken. Ihre Knöchel traten bereits weiß hervor, als sie sich schließlich mit einem Ruck in ihrem Bett aufsetzte und zu der grünhaarigen Nixe sah, die soeben ihren Wunsch nach Kälte geäußert hatte und sich nun an ihr Kissen kuschelte. Ohne Rücksicht auf ihre Lautstärke zu nehmen ließ sie die Worte hinaus. „Du solltest besser nicht über Dinge reden von denen du keine Ahnung hast, Taidari!“ Wütend blitzten ihr die violetten Augen entgegen, während sie die Augenbrauen zornig zusammen gezogen hatte. „Es mag sein, dass das in vielen Dingen zutrifft, doch in der Magie verhält es sich anders. Das magische Potential bestimmt wie stark die Magie sein kann, die du ausübst. Die schmale Blumenvase, die neben Rosiel auf dem Nachtisch stand wurde von einer unkontrollierten Druckwelle der Dunkelhaarigen zersprengt und ein paar der Scherben hatten ihren Arm gestreift. Feine Tropfen an Blut quollen aus den Schnittwunden hervor und fluchend suchte die Magierin nach einem Tempo, das sie schließlich auch in der obersten Schublade ihres Nachtschranks fand. Das weiße Papier färbte sich augenblicklich rot, als es das Blut der Dunkelhaarigen in sich auf sog. Angestrengt versuchte sich das Mädchen wieder zu beruhigen und konzentrierte sich darauf ihre Atmung wieder tiefer werden zu lassen und die Blutung zu stillen. Das Wasser lief über den Rand ihres Nachtschrankes direkt auf ihr Kopfkissen. Für einen Moment herrschte absolute Stille und die Dunkelhaarige fragte sich, ob die Mädchen auf den Nachbarzimmern ihren Wutausbruch mit bekommen hatten. Sie beugte sich ein wenig vor und das lange, glatte Haar fiel ihr wie ein schwarzer Seidenschleier nach vorne über ihre Schultern, sodass es letztendlich ihr Gesicht verbarg. „Wenn dir zu warm ist, dann mach die Klimaanlage an.“ Ihre Stimme hatte wieder einen ruhigen, beinahe schon monotonen Tonfall angenommen. Glaubte sie denn etwa, dass es einfach war Magie zu benutzen? Es kostete sie selbst Kraft und die wollte sie gewiss nicht aufbringen, damit ihre Zimmernachbarin es gemütlich hatte. Verstimmt drückte sie das Tempo noch ein wenig fester auf die Schnittwunden. Schließlich stand das Mädchen doch noch auf, achtete dabei darauf nicht in die Scherben am Boden zu treten und knipste die Nachttischlampe wieder an, um die herumliegenden Scherben einzusammeln und die Blume zur Seite zu legen. Sie würde jetzt gewiss nicht zu den Gemeinschaftswaschräumen laufen, damit sie einen Becher oder ähnliches mit Wasser füllen konnte. Stattdessen strich sie mit den Fingerspitzen über die Rose und ein dünner Eisfilm bildete sich auf dem zarten Blümchen, ehe Rosiel diese auf die Fensterbank legte. Schweigend begann sie mit einem neuen Tempo das Wasser fort zu wischen und ihr Kopfkissen zu trocknen. Durch die Bewegungen hatten die Schnittwunden erneut zu bluten begonnen und die Magierin ließ sich wieder auf ihr Bett sinken, ehe sie die Beine überschlug und erneut begann die Blutung zu stillen. „Dich hat keine Scherbe getroffen, oder?“ Sie mochte vielleicht nicht unbedingt Interesse an anderen Wesen hegen, doch wenn diese nervtötende Nixe ihretwegen Schaden genommen hatte, dann sollte die Dunkelhaarige auch dafür die Verantwortung übernehmen. Es war ihre Schuld, dass sie ihre Magie nicht kontrollieren konnte und niemand sollte dadurch verletzt werden. Das erste Mal seitdem die Vase zersprungen war sah Rosiel wieder zu ihrer Mitbewohnerin herüber, musterte den Grünschopf. Die Anspannung, der Zorn all diese Gefühle waren aus ihren femininen Züge gewichen und ließen ein puppenhaftes Gesicht voll Neutralität zurück, während sie ihre Antwort abwartete.
Warum nur musste gerade Miko mit dieser Zicke zusammenwohnen? Rosiel regte sich viel zu schnell auf über die kleinsten Kleinigkeiten. Miko wäre sicher nicht wütend gewesen, wenn jemand gesagt hätte: „Hey, das, was du kannst, ist total super, und ich fände es schön, wenn du es mir nochmal zeigen könntest.“ Aber nicht jeder war vernünftig, und wenn die Hexe sich darüber ärgern wollte, dann konnte sie das ruhig. Außerdem war der Einwand, dass die Taidari von Magie nicht wirklich etwas verstand, durchaus berechtigt, sie beherrschte sie nicht, kannte sich damit nicht aus, und erklärt hatte ihr auch niemand etwas. Deswegen setzte sie sich im Bett auf, zuckte mit den Schultern und antwortete nur ruhig: „Okay. Sorry.“ Vielleicht hing das magische Potential tatsächlich von... bla bla, was Rosiel eben gesagt hatte. Die Taidari konnte das nicht richtig beurteilen. Auf jeden Fall waren die magischen Kräfte ihrer Mitbewohnerin wirklich nicht zu unterschätzen, hatte sie doch gerade nur mal so nebenbei eine Vase gesprengt und damit ihren Arm verletzt. Wieso sie so etwas machte, wusste Miko nicht, doch irgendwie fühlte sie sich schuldig daran. Doch was konnte sie tun? Sie war gut im Nähen, aber so gut dann auch wieder nicht. Sie hatte auch keine heilenden magischen Kräfte oder sonst irgendetwas, und sie wusste auch herzlich wenig über erste Hilfe. Wenn es um Verletzungen ging, war eigentlich das Beste, was sie tun konnte, nicht im Weg zu stehen, weswegen sie genau das machte, sie blieb sitzen und sah zu, wie sich das Mädchen selbst Versorgte. War das nicht eher ihre Aufgabe? Musste nicht das Mädchen mit der Familie allein aufgeschmissen sein und die arme Waise war fähig, ohne Hilfe zu überleben? Das unterschied das reale Leben wohl von Geschichten... Als die Midford fertig war, hatte sie sich wieder beruhigt. Sie legte sich hin, überschlug die Beine, und erkundigte sich sogar nach dem Wohlbefinden der Grünhaarigen. Sie klang nicht, als würde sie es ihr missgönnen, auch nicht hoffnungsvoll, als sie nach Verletzungen fragte... Tat es ihr leid? Schämte sie sich für ihren Ausbruch? Sie hatte es bisher ja nicht leicht gehabt, da sollte sie nicht auch noch wegen Miko Stress bekommen... „Nein, ist schon gut... mir ist nichts passiert. Tut mir leid...“ Zögerlich knabberte sie wieder an ihrem Daumen, zog ihre Beine an und legte den freien Arm darum. Wie sie sich wohl revanchieren konnte? Rosiels Kissen war von dem Wasser sehr nass geworden... kurz entschlossen stand die Taidari auf, griff nach ihrem Kissen und hielt es der anderen hin. „Dein Kissen ist total durchnässt... Meins ist auf einer Seite ziemlich feucht, aber wenn man es umdreht, geht es. Hier.“ Es war zwar nur eine kleine Geste, doch hoffentlich würde Siel den guten Willen dahinter erkennen. Es gab einfach nicht mehr, das sie tun konnte, so leid es ihr auch tat. Die hellbraunen Augen wanderten hinüber zu der gefrorenen Blume; sie würde sie nicht noch einmal laut loben, doch die Hexe hatte eindeutig Fähigkeiten, die, zumindest für die Nixe, sehr eindrucksvoll und wunderschön waren. Hoffentlich würde sie dieses Friedensangebot annehmen...
Zu hören, dass es der Nixe gut ging brachte eine gewisse Erleichterung mit sich. Bis jetzt war es immer gut gegangen, wenn sie die Kontrolle verlor. Es war niemand zu Schaden gekommen und doch wusste die Magierin, dass es nicht immer so ausgehen konnte. Irgendwann würde sie größeren Schaden anrichten, wenn sie nicht lernte den Fokus bei zu behalten. Im schlimmsten Fall könnte dadurch sogar jemand sterben und diese Tat wäre unverzeihlich. Erst als sich ihre Zimmergenossin erhob riss sich Rosiel von diesem Gedanken los und beobachtete das grünhaarige Mädchen dabei, wie es ihr das Kissen vor die Nase hielt. Ein wenig verdutzt hob sie die Augenbrauen und sah zu dem Mädchen empor. Sie wollte ihr wirklich das Kissen anbieten? Sie wollte ihr eigenes her geben, obwohl Rosiel ihr noch vor wenigen Minuten beinahe fast den Kopf abgerissen hätte? Skeptisch löste sie schließlich das Tempo von ihrem Unterarm und sah, dass es zu bluten aufgehört hatte. Sollte sie diese Geste wirklich annehmen? Wortlos erhob sich die Dunkelhaarige, um das Kissen entgegen zu nehmen. Selbst als sie das Kissen in der Hand hielt und das Tempo in den Mülleimer inmitten des Raumes geworfen hatte sprach sie nicht. Stattdessen trat sie auf das Bett ihrer Zimmergenossin zu und legte das Kissen auf seinen rechtmäßigen Platz zurück. Rosiel stand immer noch mit dem Rücken zur Jüngeren gewandt, als sie schließlich sprach. „Du solltest dein Kissen lieber selber benutzen Taidari. Ich werde mit dem Kopf auf der Decke schlafen.“ Ihre Stimme hatte ihren ruhigen Ton beibehalten. Vermutlich wirkte es auf den ersten Blick wie eine Ablehnung ihres Friedensangebotes, doch als sich die Magierin umdrehte zeichnete sich ein blasses Lächeln auf ihren Lippen ab, welches ihr einen schon beinahe lieblichen Eindruck verlieh. Im Vorbeigehen legte sie der Nixe eine Hand auf die Schulter, ehe sie das Kissen zum trocknen näher an die Heizung schob. Rosiel ließ sich schließlich wieder auf ihr Bett fallen und drehte sich mit dem Kopf in Richtung Fußende, um ihren Kopf auf der Decke zu platzieren. Ich würde nicht gerade behaupten, dass du mir sympathisch bist Taidari, aber ich hätte es mit meiner Zimmernachbarin auch weitaus schlechter treffen können. Die Dunkelhaarige sah zu dem Grünschopf empor. Ein undefinierbarer Blick hatte sich in ihre Züge geschlichen und wenn man ihn versuchen würde zu interpretieren würde man wohl bei einer Art Mischung aus Langeweile und Müdigkeit hängen bleiben. Aus den Augenwinkeln sah sie schließlich an sich hinab auf den kleinen Wecker ihres Nachttisches. Es war spät. War die Zeit so schnell verflogen? Wenn sie morgen nicht versagen wollte, dann sollte sie sich allmählich wirklich zur Ruhe legen. Bei diesem Gedanken rollte sie sich schließlich kommentarlos auf die Seite, sodass sie die helle Wand anstarren konnte, während sie darauf wartete Taidaris Schritte zu hören, die verrieten, dass sie sich selbst ins Bett begab. Wieso hatte sie sich überhaupt auf dieses Gespräch eingelassen? Kaum merklich zogen sich ihre Mundwinkel ein wenig nach unten und sie schloss schließlich die Augen. „Du solltest schlafen gehen Taidari. Wahrscheinlich hatte sie die Nixe nicht einmal gehört, so leise, wie sie die Worte vor sich hin gesagt hatte.
Alles in Allem war dieser Abend wirklich nicht so gut verlaufen. Rosiel hatte einen Flur gefrostet, war wütend geworden und hatte eine Vase gesprengt, Miko war verwirrt und hatte sich noch immer nicht dazu durchringen können, ihr Nachthemd zu holen – inzwischen hatte sie es sogar aufgegeben –, beide hatten feuchte Kopfkissen und ihre negativen Seiten waren ihnen auch bewusst geworden. Eine gute Bilanz sah anders aus und auch ein friedliches Zusammenleben erschien unter diesen Umständen nicht sehr wahrscheinlich. Dabei hatten sie es jetzt schon etwa ein Jahr geschafft, wortkarg und problemlos nebeneinander her zu vegetieren... Doch gegen Ende dieser nächtlichen Unterhaltung sah das ganze schon etwas besser aus. So richtig gute Freundinnen würden sie wohl kaum werden, doch immerhin schenkte Rosiel ihrer Bettnachbarin ein freundliches Lächeln. Auch ihr Kissen durfte sie behalten, doch es wirkte nicht so, als würde sie die Geste der Taidari nicht würdigen oder schlecht finden, sie schien... nett sein zu wollen. Offenbar war doch noch nicht alles verloren. Miko musste gähnen. Oh ja, richtig, es war ja spät... sie sollte sich wohl auch langsam mal hinlegen. Also begab sie sich zurück zu ihrem Bett und streckte sich, erneut gähnend, ehe sie sich auf den Rücken legte und die Beine anzog. Sie lag auf der Decke, nicht darunter, dafür war es jetzt einfach zu heiß. Sanft kuschelte sie sich ein, schnupperte an der Bettwäsche, die sie wohl morgen gleich mit waschen würde, und bettete ihren Kopf auf dem dafür vorgesehenen Kissen. Erneut gähnte sie, ehe sie langsam wieder den Mund öffnete. Verträumt und nicht besonders laut kam ihre Stimme hervor: „Rosiel... wenn du möchtest... singe ich mal für dich...“ Noch ein letzter, leiser Gähner, ehe es endgültig schwarz wurde vor Mikos Augen. Sie war fertig, ihr Tag war vorbei... Morgen war Samstag. Sie hatte keine Schule. Sie würde die Wäsche machen und dann... Mal sehen, was dann...
Erleichtert darüber, dass die Nixe endlich mal einem ihrer Wünsche nach kam und sich schlafen legte stieß sie schließlich mit einem leichten Seufzen die Luft aus und wagte es sich noch einmal aufzurichten, um das Nachtlicht auszuschalten. Der Grünschopf schien wohl heute die Nacht in Unterwäsche verbringen zu wollen. Nun, die Dunkelhaarige sollte das nicht wirklich stören, war schließlich ihre Entscheidung was sie tat und was nicht. Als sie jedoch erneut die Stimme ihrer Mitbewohnerin vernahm drehte sie ihren Kopf gerade so weit, dass sie über die Schulter hinweg zu ihr sehen konnte oder zumindest auf die schemenhaften Umrisse, die sie noch erkennen konnte. „Vielleicht ein anderes Mal Taidari.“ Es war keine Zustimmung gewesen, doch ebenso wenig hatte sie ihre Zimmergenossin abgewiesen. Rosiel war sich ja nicht einmal mehr sicher, ob die Nixe ihre Worte überhaupt noch gehört hatte, denn der gleichmäßige Atem ihrer Mitbewohnerin war beinahe schon ein sicheres Zeichen dafür, dass diese eingeschlafen zu sein schien. Nachdenklich strich das Mädchen über die Schnittwunden an ihrem Arm und kühlte diesen ein wenig. Die Kälte tat gut und Rosiel schloss schließlich die Augen. Irgendetwas war im Gange. Nicht umsonst übte der Mond momentan eine so eigenartige Wirkung auf sie aus. Was auch immer es war, die Dunkelhaarige sollte es genauestens im Auge behalten. Es ließ sich nicht länger verhindern, dass auch ihr ein leises Gähnen entwich, als sie sich schließlich auf den Rücken rollte und an die Decke sah. Wäre sie nicht auf ihre Mitbewohnerin getroffen, dann würde sie vermutlich schon längst schlafen, doch so... Es war schwer zu sagen, wie lange sie noch dort gelegen hatte und einen unbestimmten Fleck an der Decke anstarrte, ehe sich die Sicht vor ihren Augen trübte und ihre Lider schließlich zu fielen. Wer konnte schon sagen, was der morgige Tag bringen würde? Eines war jedoch sicher... Er würde genauso beginnen, wie er es jeden Tag tat – mit einer Runde Joggen. Gut, dass sich die Schülerin ihre Kleidung bereits am späten Nachmittag zurecht gelegt hatte, um am nächsten Morgen nicht unnötig lange danach suchen zu müssen. Heute konnte sie sich jedoch sicher sein, dass sie Taidari nicht wecken würde, wenn sie sich in wenigen Stunden wieder aus dem Schlaf reißen lassen würde, um einer ihrer Beschäftigungen nach zu gehen.
Wie großzügig es doch von dem Rotschopf gewesen war nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Dennoch konnte sie das Kichern immer noch in ihren Ohren vernehmen, das leise nach klang. Idiot! Allzu bald würde er diese Wort wohl nicht mehr aus dem Mund der jungen Midford hören, wenn er sie denn überhaupt jemals wieder hören würde. Im Nachhinein war ihr diese Aktion peinlich und ihre Lippen hatten sich so fest aufeinander gepresst, dass sie nur noch eine blasse, blutleere Linie gebildete hatten, als die Dunkelhaarige ihren Weg Richtung Waisenhaus gelenkt hatte. Erst als sie den fehlenden Regen auf ihrer Haut bemerkt hatte hatten sich ihre Züge wieder entspannt und die Engländerin verschränkte ihre Arme vor der Brust, während sie aus schmalen Augen zu ihm herüber spähte. So? Alles wegen der Tasche? Wieder zuckten ihre Mundwinkel für den Bruchteil einer Sekunde in die Höhe und Rosiel richtete ihren Blick auf den Weg vor ihren Füßen. Ja, in diesem Moment tolerierte sie seine Nähe, ließ es unkommentiert im Raum stehen. Als sie schließlich wieder im Parterre des Waisenhauses standen hatte sich die Dunkelhaarige die Schuhe ausgezogen, um den Boden nicht noch nasser zu machen, als es nötig war, denn schließlich waren ihre Socken noch trocken – zumindest der Teil, welcher in den Schuhen gesteckt hatte. Der Weg durch den Gang und die Treppen hinauf in den Mädchentrakt war ihr so vertraut, dass sie ihn hätte im Schlaf finden können. Ein knappes Jahr lang lief sie ihn bereits täglich längs und das nicht nur einmal. Dennoch war es in der ganzen Zeit das erste Mal, dass sie – Rosiel Midford - Besuch mit aufs Zimmer brachte. Die Magierin rechnete nicht damit, dass Miko auf dem Zimmer war – nicht um diese Tageszeit. Sie sollte Recht behalten. Als die Dunkelhaarige die Zimmertür aufstieß fand sie die gewohnte Unordnung seitens ihrer Zimmergenossin vor und seufzte leicht, während sie den Kopf schüttelte. Ihre Hälfte war das komplette Gegenteil. Alles hatte seinen Platz und war kategorisch sortiert. Es gab lediglich eine Sache, die die Vollkommenheit störte und das war die kaputte Vase auf dem Nachttisch. Die Scherben hatte Rosiel am gestrigen Abend nicht alle beseitigt und beim Anblick des zerbrochenen Objekt hob sie schließlich ihren Arm und betrachtete für einen Moment die feinen Schnittwunden, die das Glas hinterlassen hatte. Sie sollte endlich auch die letzten Überbleibsel beseitigen, wenn sie ein paar Minuten Zeit fand. Die Magierin setzte schließlich die Tasche am Fußende ihres Bettes ab und begab sich zum Kleiderschrank. Viele Mädchen mochten wohl ein Problem damit haben in der Gegenwart eines Jungen allzu viel Haut zu zeigen, doch Rosiel war da anders und das würde auch der Tristam zu spüren bekommen. Was machte es denn für einen Unterschied, ob man sich neben einem Mädchen oder einem Kerl um zog, solange man die Unterwäsche anbehielt? Die Engländern streifte sich das weiße Shirt vom Körper und hing es über den Heizkörper, der dieses Zimmer wärmte. Als sie sich jedoch auch das Top vom Körper streifte und kurz darauf die dunkle Hotpants, um beides zum trocknen aufzuhängen stand dem Rotschopf eine dunkelhaarige Schönheit in Spitze gegenüber, die damit beschäftigt war ihr Haar wieder zusammen zu binden. „Hier.“, sie hatte auf dem Weg zum Kleiderschrank in die Tasche gegriffen und sein Stirnband hervor gezogen, welches sie ihrem Begleiter nun halbnackt unter die Nase hielt, um sich kurz darauf frische Kleidung aus dem Schrank zu suchen. Ihre Wahl fiel auf eine schwarze Leggins und ein eng anliegendes, dunkelblaues Jeanskleid. Das war eine Idee ihrer Haushälterin gewesen und Rosiel sah es als eine Verschwendung an, wenn sich Kleidungsstücke im Schrank befanden, die nichts genutzt wurden. Wieder völlig bekleidet stellte sich die Engländerin schließlich vor ihren Begleiter, die Arme vor der Brust verschränkt. Aufmerksam fixierte sie ihn aus den violetten Augen und eine vereinzelte Wasserperle rann ihr über den Nacken. Während sich eine weitere Perle ihren Weg aus dem nassen Haar über ihren Hals suchte. „Was hattest du vor zu kochen?“, ihre Stimme klang schon beinahe interessiert, als sie sich doch wieder abwandte und erneut zu dem Kleiderschrank lief, um ein Handtuch hervor zu holen, das sie mit einer knappen Aufforderung es zu fangen schließlich in die Richtung des Rotschopfes warf. Vielleicht würde er auch eben selbst auf sein Zimmer verschwinden, wenn ihm das lieber war. Rosiel würde sich mit beiden Möglichkeiten anfreunden können. Sie war schließlich nicht von ihm abhängig und wenn er sie jetzt verließe, dann würde sie ihn nicht zurückhalten. Andererseits hatte sie erstaunlicherweise jedoch ebenso wenig dagegen, wenn er bleiben würde. Eine Tatsache, die sie selbst überraschte.