Einer der wenigen Orte im Bereich des alten Waisenhauses, die man auch nach dem Werwolfsangriff noch betreten kann, ist jener Strand, den sich die Bewohner und Mitarbeiter des Waisenhauses einst hart erkämpfen mussten. In den letzten Jahren vor dem Angriff wurde der kleine Strandabschnitt im Norden der Insel exklusiv nur noch von Waisenhausbewohnern benutzt und war auch eigens für diese vorgesehen. Vom Beachvolleyballplatz oder gar von der einst legendären Toku-Ni-Bar unweit des Strandes ist heute jedoch kaum noch etwas übrig. Das Netz des Feldes befindet sich längst nicht mehr an Ort und Stelle und liegt achtlos und zerfetzt irgendwo im Sand. Das Gebäude, das einst die Bar darstellte gleicht einem Trümmerhaufen.
Wieder lief sie rot an. Das ist schon irgendwie niedlich bei einem Mädchen, wie ihr. Ich frage mich, ob ihr das normalerweise auch so oft passiert. Sie gab die Richtung an, ich nickte. Ich lief neben ihr und lächelte die ganze Zeit über. Das war doch ein schöner Morgen. Ich frage mich, was heute noch passiert!
Okay, ich gebe zu das hier war nicht unbedingt der beste Ort zum verschwinden, aber ich wollte wenigstens irgendwo hin wo nicht so viele Leute waren. Aber was wollte Belail nur von mir? Schon alleine komisch genug das sie so eigenartig war. Nun folgte sie mir auch noch! Eigentlich hoffte ich das sie wieder weggehen würde, aber dies erfüllte sich nicht. Sie wollte mich wohl ärgern. Okay, irgenwie war das alles ja schon ganz niedlich. Woraufhin ich auch etwas kichern musste. Was war eben eigentlich so genau passiert? Ich hatte einen Kerl gesehen der irgendwas vergraben wollte und dann stellten wir uns alle einander vor und dann gingen wir alle auch schon wieder. Eigenartig so eine Begegnung. Oder nicht? "Sag mal, warum folgst du mir denn eigentlich?" fragte ich sie. ich war nicht sauer oder so, sondern einfach nur neugierig. Weil, mal ehrlich, so ein toller Typ war ich ja nun wirklich nicht. Oder irrte ich mich da? Nein wohl eher nicht. Dennoch einen Grund musste es ja haben, auch wenn es nur aus Spaß war, sie hätte ja auch aus Spaß jemand anderen hinterherlaufen könne, auch wenn das jetzt vielleicht schon etwas schade gewesen wäre...
Ich bin dem Typen bis zum Strand gefolgt. Hatte provokant-fröhlich geschaut und hier und da auf dem Weg ein Pflänzchen zertreten, Steine rumgeschwissen und Tiere aufgescheucht. Das machen fröhliche Mädchen doch, oder? Die Leute von eben vergaß ich schnell wieder und irgendwann blieb Tomo-chan auch stehen. Der hat ja nen ziemlichen Zahn drauf... Unerwartet sprach er mich an, warum ich ihm denn folge. Ich zwang mir ein hübsches Lächeln auf und legte meinen Kopf schief. So sauer wie erwartet sah er garnicht aus. "Du riechst gut." Wahrheit - bäh... Irgendwie muss ich die gute Stimmung noch kippen. Ich lief an ihm vorbei und behielt ein grinsen auf den Lippen. Dann stand ich vor dem Meer. Warum eigentlich? "Warum bist du hierher gekommen?" fragte ich nun und blickte ihn neutral an. Ich hatte endlich Zeit ihn richtig zu mustern. Ein kleiner, dürrer Russe? Sind Russen nicht eigentlich groß, breit und heißen Vladimir? Vielleicht ist er aber auch eher ein mischling, was seinen komischen Namen erklären würde.
Belial war mir bis zum Strand gefolgt, warum ich überhaupt hier hin war, das wusste ich selber nicht genau. Warum sie aber Pflanzen zertrat, Steine weg trat und Tiere aufscheuchte wusste ich noch viel weniger. Vielleicht war sie ja einfach nur glücklich und zeigte das so. Konnte das sein? Sie bleib schon ein bisschen hinter mir und blieb auch stehen als ich es blieb. Sie legte den Kopf schien und lächelte so komisch das ich nicht wusste ob das jetzt gut oder schlecht war. Man konnte ja auch nicht sagen das ich sauer war, war ich auch gar nicht. Aber die Aussage verwirrt mich schon ziemlich. Ich rieche gut? Wonach denn? "Okay, danke..schätze ich mal." musste ich jetzt schon fast ein bisschen misstrauisch entgegnen. Sie lief an mir vorbei und sah sich das Meer an, ja es war wirklich schön. Warum bin ich hierher gekommen? Gute Frage. "Ich weiß auch nicht, ich mag das Meer, auch wenn ich nicht am Meer groß geworden bin." antwortete ich und lächelte leicht. In Russland war es ja eher schwer ans Wasser zu kommen, auch wenn ich ja nicht ganz Russe war. Meine Mutter war ja Russin und mein Vater kam aus England, auch wenn schon fast Japana war...
"Russland, was? Da hab ich auch mal ne Weile gelebt..." gerade blitzten Erinnerungen vom Waisenhaus in Russland auf und meine erste Familie und was sie mir angetan haben... und was ich ihnen dann angetan habe. Ein hämisches Grinsen schoss mir über die Lippen und ich behielt es auch bei. "Du bist Vampir, oder?" Warum sonst kann ich sein Blut riechen? Für mich der praktisch geilste Geruch überhaupt! Er will sicher nicht wissen, was ich gerade mit ihm anstellen wollen würde. Fürs erste sollte ich mich allerdings zusammenreißen. Ich weiß ja nicht wie stark er ist und wenn er lebend da raus kommen würde, hätte ich mehr davon. Mein Magen blubberte vor Appetit. Worüber sollten wir jetzt noch reden? schließlich interessiert er mich nicht wirklich... nur sein Inhalt.
Ich materialisierte mich mit Rose im arm auf einem nervig weichen Sandboden , ich konnte das Meer hören was mich ein wenig ängstigte. Aber als ich meine Augen wieder Öffnete und bemerkte das ich am Strand und einige Meter vom mehr entfernt angekommen war fiel mir ein Stein vom herzen. Nun setzte ich rose ab und kniete mich vor sie um sie um Vergebung zu bitten. "es tut mir leid aber ich wollte das Gezanke nicht überhand nehmen lassen" Sagte ich leise und wartete auf eine Antwort.
„Was sollte das denn, du Obervolltrottel?“, maulte Rosie nachdem sie stolpernd auf dem unebenen Untergrund aufgekommen war. Ihr war vollkommen unbegreiflich, weshalb der Kerl es für nötig gehalten hat, eine Teleportation (oder was auch immer für ein Trick das war) durchzuführen. Als wäre sie mit dem Elfenjungen nicht zurecht gekommen. Seine Entschuldigung konnte er genauso gut mit einem Stock in den feuchten Sand kritzeln, Rosie nahm davon gar nicht erst Kenntnis. „Wir können bestimmt gut miteinander auskommen, du“, sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften. „Aber verschlepp mich nicht nochmal gegen meinen Willen irgendwohin, sonst kracht es.“
Sie sah ihn mit ihren blauen Augen an, musterte ihn eingehend. Obwohl er kniete, konnte man ihm seine Größe ansehen. Ob er wohl viel älter war als sie? Mit ihren zarten 15 Jahren gehörte sie wohl zu jüngsten Schülern hier. Schließlich streckte sie sich seufzend. „Ich will nicht streiten, dafür ist der Tag zu schön.“ Rosie drehte ihren Oberkörper und warf einen Blick auf das grenzenlose Meer, das scheinbar ihre Heimat darstellte. Bloß verband sie überhaupt keine heimatlichen Gefühle nicht dem tiefen Blau, da sie ihr ganzes Leben lang an Land verbracht hat.
Für so ein kleines Mädchen regte sie sich ganz schön auf und angst schien sie genau sowenig vor mir zu haben. Ich hatte also Grund mich zu freuen denn meine Körpergröße und meine Fähigkeiten schienen sie nicht zu verängstigen. Genau sowenig schien sie zu wissen was geschehen war aber sie konnte hören was ich denke , das beunruhigte mich. Das ich panische angst vor dem Wasser hatte musste sie wissen und wohl auch das ich nicht schwimmen konnte. Aber das lag genau daran das ich das in dem Moment gedacht hatte , ich kam kaum zurecht damit das sie das alles wissen würde. Dennoch wusste ich nichts über sie und leider funktionierte das nur in eine Richtung nicht in beide. Somit konnte ich nicht wissen was sie dachte oder ob sie meine Geheimnisse weiterverbreiten würde. "Du wirst eine zeit lang einige dinge hören....das sind meine Gedanken...und ich werde es nicht mehr ohne deine Erlaubnis tun" Sagte ich langsam aber sanft während ich wieder am aufstehen war und sie in Richtung Meer blickte.
Er schien nett zu sein, das stellte Rosie fest, als sie seine Worte hörte. Doch das war nicht das einzige, was sie vernahm. Offenbar waren es seine Gedanken, die in ihrem Hinterkopf als Echo hallten. Nervig, das alles wollte sie überhaupt nicht wissen. Diese Informationen würde sie nicht gegen ihn verwenden. Rosie war zwar anstrengend und manchmal eine Zimtzicke, aber wirklich gemein war sie nicht. „Na gut, wenn man das nicht abstellen kann, muss ich wohl damit leben.“ Sie zuckte mit den Schultern. Es war merkwürdig die Gedanken eines anderen Wesens zu hören, so einem privaten Teil lauschen zu können. Sie fühlte sich wie ein Eindringling in Satos Kopf. „Wie kommt es nur, dass ein Riese wie du Angst vor Wasser hat?“, fragte sie ihn plötzlich aus heiterem Himmel. Rosie hatte sich nun wieder dem Jungen zugewendet, obwohl sie am liebsten mit dem Kopf voran ins Meer gesprungen wäre. Doch diese Aktion unterließ sie, das käme bestimmt nicht gut an. „Das geht mich zwar nichts an, aber ich kann das nicht nachvollziehen. Schwimmen ist wie Laufen, wie Atmen.“ Als Meereswesen konnte sie leicht reden. Das Schwimmen und die Liebe zum Wasser lagen praktisch in ihren Genen. Wie sich andere Wesen fühlten, konnte Rosie nur schwer verstehen.
"Ja aus Russland, es ist wirklich schön dort." meinte ich und schloss kurz die Augen. Der Gedanke an meine Heimat raubte mir den Atem. So viele Menschen die ich vermisste waren da. Die Frage von Belial machte mich etwas nachdenklich, woher wusste sie das. "Ja und du bist ein Dämon nicht wahr?" fragte ich zurück und sah weiter auf das Meer. Woher wusste sie es sonst?! Nun musste ich mir wohl doch sorgen um mein Innenleben machen, wenn man es so nennen kann. Mir gefiel das nicht, schon alleine weil ich mir sicher war das sie stärker war als ich, klar hier war überall Wasser und mit meiner Magie könnte das praktisch sein, doch ich hatte ja auch keine Ahnung was sie für magische Fähigkeiten hatte, wenn sie überhaupt richtige hatte. Ich musste erstmal ruhig bleiben oder so. Ich atmete erstmal tief ein und aus, sie würde mich ja jetzt auch nicht einfach zerfetzen und dann mein Blut oder was auch immer verschlingen, hoffentlich zumindest..
