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Es war bereits halb Acht als ein junges, hübsches Hasenmädchen mit roten Augen den Speisesaal betrat. Ohne auch nur eine der anwesenden Personen eines Blickes zu würdigen, gähnte das Mädchen in sich hinein und lief schnurstracks auf das Buffet zu, legte sich ein Croissants auf ihren Teller und nahm mit ihrer freien Hand ein weiteres, in welches sie auch direkt etwas dösig hinein biss. Spontan begab sie sich daraufhin auf den Weg zu einen nahen, leeren Tisch.
Als sie sich gesetzt hatte nahm Reisen einen weiteren Bissen von ihrem einfachen, bereits angefangenen Croissant  und begann danach ihr zweites aufzuschneiden und mit Nutella zu beschmieren. Nachher hatte sie Alchemie...sie hasste dieses Fach nun nicht unbedingt aber es war unfassbar langweilig. Sie war einfach nicht der Typ dafür in staubigen Kämmerchen zu sitzen und komische Tränke abzufüllen. Doch eigentlich war es gar nicht so schlimm...denn beim Gedanken an das darauf folgende Fach, zuckte das Hasenmädchen unmerklich zusammen. Rassenkunde...ein Fach in dem einfach nur doof über irgendwelche Rassen gesprochen wurde und man sich ständig mit den Unterschieden zwischen übernatürlichen Wesen und Menschen auseinander setzte.
"Super...", murmelte Reisen frustriert in sich hinein als sie einen weiteren Bissen von ihrem unbelegten Croissant zu sich nahm. Wenigstens musste sie es positiv sehen...heute war der kurze Tag. Tränke brauen, danach über unwichtige Details sprechen und dann war Feierabend! Reisen lächelte freudig in sich hinein als sie darüber nachdachte was sie heute wohl unternehmen sollte. Über die Winterzeit kamen viele neue Schüler an. Vielleicht sollte sie einige von diesen "willkommen" heißen. Natürlich auf ihre ganz eigene, Charmante Art und Weise. Abgesehen vom trockenen Schulstoff konnte der heutige Tag ja doch ganz interessant werden. Vielleicht würde sie auch in Rassenkunde wieder hitzige Diskussionen anfachen in denen sie direkt wieder als die Böse hingestellt werden würde. Wenn sie etwas an diesem Unterrichtsfach mochte, dann die Tatsache, dass viele Schüler sehr sensibel auf ihre Meinung den einfachen Menschen gegenüber reagierten. Sie liebte es, wenn der Unterricht in einem aggressiven Streit ausartete. Das hatte sie in den letzten Wochen irgendwie vermisst.
Zufrieden in sich hinein kichernd aß Reisen den letzten Bissen ihres ersten Croissants und hol ihr Handy heraus um die Uhrzeit noch einmal zu überprüfen.

Die Anreise verlief für den braunhaarigen Jungen recht problemlos. Nun, mit seinen Geldmitteln war die Reise schließlich auch logischerweise bequem und ohne große Hektik möglich. Sein Gepäck musste er aber dennoch selbst tragen, denn ein wenig Selbstständigkeit war in seinem neuen Lebensabschnitt nun doch von Nöten. Er hatte immerhin keine Wahl, da seine Magie durchaus gefährlich werden konnte. Und ohne großartige Kontrolle über diese Begabung war er sowohl Gefahr für andere als auch für sich selbst. Und seine Eltern waren nun einmal recht streng. Dennoch hatte Cyrano auch Glück, dass seine Eltern seine Magie als solche einfach hinnahmen und ihn unterstützen wollten, statt ihn einfach als Monster abzutun und zu verstoßen. Als Polizeipräfekt hatte man eben ein großes Verantwortungspotenzial und konnte gewisse Bekanntschaften ausspielen.
Jedenfalls hatte der reiche Germanopratin, so nannte man die Einwohner seines Quartiers, eine angenehme Anreise und konnte sich gut erholen, sodass er an diesem heißen Montagmorgen ausgeruht seinen Weg zum Speisesaal bahnen konnte. So groß das Gebäude auch sein mochte, so kompliziert war es gar nicht aufgebaut. Die Gänge waren breit und sinnvoll ausgeschildert, sodass sich nur ein Blinder hätte verlaufen können. Den Speisesaal zu finden, war also wirklich kein Problem.
Zum Frühstück nahm sich Cyrano nun natürlich eine typisch französische Kombination aus einer mit Honig bestrichenen Scheibe Brot, einem fluffigen Croissant und einer Tasse Kaffee, den er für gewöhnlich schwarz trank.
Nun ging es daran, sich einen Platz zu suchen. Dummerweise waren schon einige Tische besetzt und er wollte nur ungerne in ein bestehendes Gespräch hineinplatzen, aber da er neu war, suchte er jemanden, den er vielleicht einige Dinge Fragen könnte. Er kam zwar auch allein klar, aber wenn er es sich mit Hilfe seines Charmes ein wenig einfacher machen konnte, wollte er diese Chance natürlich nutzen. So stach ihm alsbald ein bildschönes Mädchen ins Auge, die eine ziemlich merkwürdige Besonderheit hatte. Statt normaler Ohren hatte sie abgeknickte Löffel wie sie bei Hasen vorkamen. Auch ihre blasslavendelfarbenen Haare und ihre roten Augen fielen dem eher normal aussehenden jungen Kerl auf. Und außerdem aß sie zwei Croissants, was darauf schließen ließ, dass sie das französische Frühstück kannte. So gab sich Cyrano einen Ruck und ging auf die Dame zu, während seine Augen auf ihrem Gesicht ruhten, ohne auf andere Stellen der Dame auszuweichen. So viel Anstand besaß er, was natürlich an seiner Erziehung lag. Er signalisiert damit, dass er an einem höflichen Gespräch interessiert war, ohne gleich drauflos flirten zu wollen.
"Junge Dame, wäre es in Ordnung, wenn ich mich zu Ihnen setze?", fragte Cyrano nun bedacht höflich, weil ihm nicht entgangen war, dass sein Gegenüber älter war und außerdem war er eben eine gewisse Etikette gewohnt und diese einfach abzulegen war in gewissem Sinn ziemlich schwierig. Er sprach sie sogar unbedachterweise und unbewusst auf Französisch an, ohne zu wissen, ob sie ihn nun überhaupt verstand. Doch zumindest hatte er nun unwiderruflich auf sich aufmerksam gemacht.

Nachdem Reisen die Uhrzeit gecheckt hatte und nach diesem Anblick erleichtert in sich hinein seufzte, tippte sie noch ein wenig länger auf ihren Handy herum. Es war nichts besonderes was sie tat, viel mehr hing sie ein wenig im Internet herum und durchwühlte einige Foren in denen sie sich seit kurzer Zeit vor Langeweile angemeldet hatte. Die letzten Wochen waren relativ ereignislos für das Hasenmädchen gewesen. Ohne die Gelegenheit ihre Mitschüler im Unterricht zu provozieren fehlte ihr einfach ein relativ großer Teil ihrer Freizeitbeschäftigungen. Das war auch der Grund wieso sie unter all ihrem Gezeter sogar relativ froh war, dass der Unterricht endlich wieder los ging. Gedankenverloren las das Mädchen einen kürzlich geschriebenen Post, bis sie durch eine relativ nahe Stimme wieder ins Hier und Jetzt geholt wurde.
Desinteressiert wanderte Reisens Blick von ihrem Handy herauf direkt in die Augen eines jungen Mannes, den sie noch nicht gesehen hatte. Sektpisch erhob sie eine ihrer Augenbrauen und beäugte den Jungen. Kannte er sie? Nun sie kannte ihn mit Sicherheit nicht, doch die Tatsache, dass er sie auf französisch angesprochen hatte machte sie stutzig.
"Komm runter, Neuer. Ich bin eine Schülerin hier und keine Lehrerin", antwortete Reisen dem jungen Mann englisch als sie ihr Handy wieder in die Tasche packte, welche sie auf dem Platz rechts von ihr abgelegt hatte.
"Das war ein "Ja"...also setz dich. Wir wollen ja nicht, dass dir das Tablett aus den schleimigen Händen fällt, nicht wahr?", spöttelte Reisen ein wenig herum als sie anfing leise zu kichern. "Junge Dame"...es war lange her seit man Reisen in diesem Tonfall angesprochen hatte. Sie mochte so etwas nicht wirklich...es löste in ihr einfach Unbehagen aus. Dennoch hatte es ihr auf eine merkwürdige Art und Weise gefallen. Es war mal was neues, so viel stand fest.

"Kommst du auch aus Frankreich? Oder eher Kanada? Du bist ziemlich blass...ich tippe auf Kanada?", fragte Reisen nun als sie ihre Hände unter ihrem Kinn zusammenfaltete und ihren Kopf gemütlich darauf ablegte. Man merkte ihr an, dass sie nun mehr als interessiert war.

Er war also nicht auf taube Löffel gestoßen, auch wenn die Tatsache, dass das Mädchen auf ihr Handy starrte, dafür gesprochen hätte, dass sie ihn vermutlich erstmal hätte warten lassen. Doch ihre Aktivität am Mobiltelefon waren wohl eher aus der Langeweile heraus entsprungen, denn einen besonders konzentrierten Eindruck machte das Mädchen nicht. Und als sie ihn anblickte, musste Cyrano sich eingestehen, dass sie ziemlich attraktiv war, wobei er gerade nur das Gesicht der Dame betrachtete, die trotz ihres anfänglich deutlich desinteressierten Blickes einen gewissen Stolz und daraus resultierende Eleganz verströmte.
Ihre antwort ließ auch nicht lange auf sich warten und sie wies ihn in einem ziemlich lockeren Englisch darauf hin, dass sie eine Schülerin sei und seine übertriebene Höflichkeit nicht nötig ist. Außerdem bejahte sie seine Frage, ob er Platz nehmen dürfte, woraufhin sich Cyrano ihres Scherzes wegen mit einem trockenen Lächeln auf den Lippen hinsaß. "Ich bin ehrlich gesagt zu faul, das zu riskieren und mir ein neues Tablett holen zu müssen.", entgegnete der junge Franzose nun ebenfalls in englischer Sprache, wobei man immernoch einen leichten Akzent raushören dürfte.
Ihr kichern jedoch deutete darauf hin, dass er einen positiven Start hingelegt hatte und ihre nächste Frage wies darauf hin, dass sie zumindest an einem normalen Gespräch interessiert war. Sie fand ihn also blass und vermutete seine Wurzeln in Kanada. Außerdem deutete ihre Frage an, dass sie wie er aus Frankreich stammte.
"Nein, sonst würde ich mich nach der nächsten Kühltruhe umsehen und mit Freuden hineinklettern.", scherzte der junge Mann und wies damit auf die ziemlich hohe Morgentemperatur an, die ihn doch ein wenig überrascht hatte. Er empfand sie nicht direkt als unangenehm, doch musste er sich wohl erst noch daran gewöhnen. Vor allem war es gerade in Frankreich Winter und somit weitaus kälter gewesen als auf dieser Insel.
"Um aber deine Frage zu beantworten: Ich heiße Cyrano Lowell und stamme aus Frankreich, genauer gesagt aus Paris., antwortete Cyrano nun schlussendlich und hatte bereits verstanden, dass sie nicht auf ein Sie bestehen würde. Dennoch war sein Verhalten immer noch leicht betont höflich und er hielt auch angemessenen Blickkontakt, ohne jedoch das Gefühl aufbringen zu wollen, er würde sie anstarren. Als er fertig war, biss er endlich in seine Scheibe Brot mit dem angenehm süßen Honig hinein, ehe er dann einen Schluck Kaffee genoss, was der Dame genug Zeit geben sollte, sich selbst vorzustellen.

"Hmm...ja. Eine Kühltruhe wäre nun echt etwas angenehmes", merkte Reisen wehmütig an, als sie seufzend ihre Hand an ihre Wange wandern ließ und die Augen einen kurzen Moment schloss. Sie war noch nie ein Fan von Sommer, Sonne und Hitze gewesen. Bei ihr war es das genaue Gegenteil. Sie schätzte die dunkle Jahreszeit und die Kälte weitaus mehr als das Wetter welches sich hier gerade wieder langsam anmeldete. Wenn sie diese Schule endlich beenden würde, würde sie definitiv irgend wo hin gehen wo es kalt war. Kanada zum Beispiel. Außerdem waren die Menschen dort fast schon viel zu nett. Vermutlich würde sich ein Kanadier selbst dann noch bei Reisen entschuldigen, wenn sie ihn explodieren lassen würde. Allein der Gedanke daran vermochte es Reisens Laune wieder ein weiteres Stück anzuheben. Doch diese wurde kurz darauf durch eine große Anspannung ersetzt.
"Paris...? Lowell...?", wiederholte Reisen misstrauisch in sich hinein flüsternd, als sie den Jungen nachdenklich anstarrte. Konnte das wirklich sein? Die Augen des Mädchens verengten sich als sie weitere Fragen stellte. Eigentlich hätte sie nun die Zeit genutzt um sich ebenfalls vorzustellen, doch das konnte warten.
"Lowell? Wie der "Polizeipräfekt" Lowell?", Reisen wartete angespannt auf Cyranos Antwort. Das Hasenmädchen wusste, dass die Welt ein kleiner Ort sein konnte. Aber konnte es wirklich sein, dass sie gerade den Sohn des Mannes vor sich sitzen hatte, welcher die treibende Kraft dahinter war, dass Reisen nun hier war? Nun im Grunde war sie mehr oder weniger freiwillig hier her gekommen. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie damals teilweise sehr aggressiv mit dem Polizeipräfekten aneinander geraten war. Es war wohl realistisch davon zu sprechen, dass sie im letzten Jahr eine gewisse Missgunst diesem Mann gegenüber entwickelt hatte.

Sein Scherz hatte wohl den richtigen Nerv getroffen, da ihre Stimme von Wehmut zeugte und damit klar stellte, dass die Dame vor ihm kein Freund von sommerlicher Hitze und versengender Sonne war. Eine Ansicht, die der Franzose ebenfalls teilte, auch wenn er es nicht ganz so schlimm empfand, wie das Hasenmädchen. Doch in der gemäßigten Zone, in der sich Frankreich nunmal befand, herrschte eben ein recht mildes Klima und große Hitze war man dort einfach nicht gewohnt. Die relative Nähe der Stadt zur Nordsee tat dabei ihr übriges am Klima der Stadt, welches doch durchaus recht mild war. Nicht allzu häufig kletterte das Termometer auf über 27°C und auch im Winter wurde es nicht zu kalt. Eine durchaus angenehme Stadt für Leute, die weder brennende Hitze noch beißende Kälte mochten.
Zunächst schien das attraktive Mädchen guter Laune zu sein, doch nachdem sich Cyrano vorgestellt hatte, verdüsterte sich das Gesicht der Dame und sie flüsterte etwas in sich hinein, während sie ihren Gegenüber geradezu grübelnd eingehend betrachtete. Ein wenig unangenehm war es dem jungen Mann schon, dass sich ihr Gemüt so schnell gewandelt hatte. Kurz darauf wusste er auch warum. Sie kannte den Polizeipräfekten und somit auch seinen Vater und die Art, wie sie ihn das fragte, wies darauf hin, dass sie damit keine allzu netten Erinnerungen verband.
"Genau. Der Polizeipräfekt ist mein Vater.", bestätigte der junge Kerl mit einem höflichen Nicken, wobei sein Ton etwas milder als zuvor klang. Schon jetzt schaltete sich eine gewisse Ruhe in ihm ein, die mittlerweile automatisch aufkreuzte, wenn Gespräche sich unangenehm veränderten. Auch eine Deeskalationstechnik, die man ihm während seiner Kampfsportausbildung beigebracht hatte. Schließlich ging es nicht nur darum, sich zur Wehr setzen zu können, sondern auch im Vorherein diese Situation zu vermeiden. Doch an eine Eskalation glaubte Cyrano wirklich nicht, es war eher eine instinktive Reaktion.
Nachdem er einen weiteren Schluck Kaffee getrunken hatte und seine Scheibe Brot in seinem Magen verschwunden war, kümmerte sich Cyrano nun endlich um das feine Croissant, welches ihn an der Essensausgabe so verlockend angelacht hatte. Und tatsächlich hatte der Hersteller eine bemerkenswert gute Arbeit geleistet.
"Ich weiß, dass er ein ziemlich strikter Mensch ist. Nicht jeder findet seine Vorgehensweise und seinen Umgang angenehm. Selbst sein eigener Bruder hält ihn für zu streng. Und genau wegen dieser Strenge bin ich hier, damit ich lerne mit meiner Magie umzugehen.", erklärte der Franzose ruhig, aber mit einem gewissen Unterton, der verriet, dass er diese Entscheidung auferzwungen bekam. Damit war klar, dass die Symphatien klar bei dem Mädchen und gegen seinen Vater ging, der tatsächlich einfach viel zu streng mit seinen Mitmenschen ins Gericht ging. Und Cyrano war nun wirklich niemand, der den Polizeipräfekt unnötigerweise in Schutz nehmen wollte, nur weil er sein Vater war.
"Darf ich nun also auch deinen Namen erfahren?", fragte der junge Mann nun mit einem freundlichen Lächeln, während seine Stimme gewohnt höflich klang. Dabei sah er der Dame direkt in die Augen, welche eine gewisse mystische Ausstrahlung besaßen, schließlich waren rote Augen doch etwas besonderes.

"Der Sohn des Polizeipräfekten...sieh mal einer an wie Klein die Welt doch ist", auf Reisens Lippen zeichnete sich ein liebliches, verführerisches Lächeln ab. Sie glaubte nicht was sie hier gerade für einen Jackpot gelandet hatte. Da saß er doch nun tatsächlich vor ihr! Der leibliche Sohn des tollen Menschen der Reisen an diesen Ort gedrängt hatte! Und in genau diesem Moment war es dem Hasenmädchen klar. Sie hatte soeben ihr neues Lieblingsspielzeug gefunden!
"Du bist Magier? Ich merke schon, du bist ein sehr facettenreicher Mensch. gut aussehend, magisch begabt, ein junger Mann von Einfluss und von Welt...Na ich denke ich sollte dir dann wohl danken, dass du dich zu mir gesetzt hast, richtig?", wissend wer dort vor ihr saß, ging das Hasenmädchen etwas mehr in die Offensive. Es konnte für sie persönlich ein enormer Vorteil sein sich mit dem Sohn des Pariser Polizeipräfekten gut zu stellen. Der gute Herr Lowell würde es sicher nicht gut heißen wenn sich sein eigen Fleisch und Blut hier mit einem Mädchen wie Reisen anfreunden würde. Immerhin wusste das Hadenmädchen eines ganz genau: Polizeipräfekt Lowell konnte das Mädchen nicht ausstehen. Das war damals mehr als deutlich an den teils sehr wüsten Auseinandersetzungen zu sehen. Er würde an die Decke gehen wenn er wüsste, dass sein Sohn mit ihr zu tun hatte! Aber auf der anderen Seite...wenn er das hätte vermeiden wollen, hätte er seinen Sohn nicht hier her geschickt. Wenn sich irgend etwas entwickeln sollte, dann war das anscheinend seine eigenen Schuld. Reisen gefiel der Gedanke daran!

"Entschuldige, Cyrano! Ich bin es nicht gewohnt mit so interessanten Personen zu reden! Ich heiße Reisen...einfach nur Reisen...ja? Ich komme ebenfalls aus Paris, falls das jetzt nicht schon offensichtlich war", das Hasenmädchen blinzelte ihrem Gegenüber neckisch zu und verzichtete darauf ihren Nachnamen zu nennen. Sie wusste nicht Cyrano von seinem Vater Geschichten über sie gehört hatte. Jedoch wollte sie ihr Glück erst einmal nicht herausfordern. Erst einmal sollte der junge Mann Reisen recht Neutral gegenüberstehen. Und sie glaubte an vieles, aber nicht, dass der Polizeipräfekt ihr gegenüber neutral eingestellt war.
"Sag, Cyrano...in welcher Klasse bist du denn gelandet? Besteht die Chance dich in der Himmelsklasse zu sehen oder habe ich doch nicht so viel Glück?", fragte Reisen als sie ihren Kopf wieder auf ihren zusammengefalteten Händen stützte und sich etwas nach vorne in seine Richtung beugte. Wenn sie bisher schon so viel Glück gehabt hatte, dann würde diese Strähne doch nun sicher nicht so abrupt abreißen, oder?

<-- aus dem Zeitsprung^^

Fast wie am ersten Tag rannte ich den Speisesaal um noch irgendetwas essbares zu ergattern. Ich hoffe doch das es nicht zur Gewohnheit wird, denn immer wie eine bekloppte zum Essen zu rennen musste einfach bescheuert aussehen. Ich schnappte mir einen Teller und stapelte ein paar Brote und Käsescheiben darauf, zwei Äpfel jeweils in eine Jackentasche und einen steckte ich mir in den Mund. Mein Plan war, dass ich mir ein paar Brote schmierte und die mitnahm, schließlich wusste ich nicht, was heute alles auf mich zukommen würde und wann ich wieder einen mega Hunger bekommen würde. Ich hatte zwar meinen Stundenplan mehr oder weniger auswendig gelernt und auch die Klassenliste, aber ich würde bestimmt keine spontanen Aktionen nach dem Unterricht verpassen wollen.
Ich drehte mich um und meine Schultasche meinte sich zu lösen und rutschte mir bis auf den Ellbogen runter. Fast wäre mir mein Brot runtergefallen, aber mit ein paar wackeligen Bewegungen konnte ich noch alles retten. Der Speisesaal sah schon ziemlich voll aus und ich wollte mich eigentlich nicht beim Frühstück jemandem aufdrängen, aber anscheinend blieb mir nicht viel übrig. Also stolperte ich auf den Tisch zu an dem ein blondes Mädchen und ein Junge mit einer etwas merkwürdigen Farbe saßen. Ich setzte mich extra ans andere Ende um sie nicht stören, konnte mir aber nicht verkneifen zu zuhören. Gerade diskutierten sie darüber wer merkwürdiger war. Komische Leute waren das. Fingen schon beim Frühstück eine Diskussion an. Die waren beide komisch.
Etwas müde machte ich abwechselnd meine Brote fertig und biss in den Apfel. Als ich fertig mit den Broten war, verpackte ich sie in Taschentücher und steckte sie vorsichtig in eine Seitentasche. Dann lehnte ich mich zurück und biss ein weiteres mal in meinen Apfel rein, wartete darauf, dass wieder losrennen konnte, aber dieses mal in meine Klasse und dann war ich gespannt wie die so drauf waren. Hoffentlich nicht so komisch wie die beiden an meinem Tisch.

Tatsächlich war die Welt anscheinend ein kleiner Ort. Beziehungsweise war dies ein ziemlich merkwürdiger Zufall. Aber so spannend fand er die Sache, wenn er so näher drüber nachdachte, nun auch wieder nicht. Als Weltmetropole war es im Endeffekt dann doch nicht so unwahrscheinlich. Dass Cyrano Lowell jedoch Magier war, war dann doch eine sehr ironische Laune der Natur. Gerade der Sohn des Mannes, der für die Sicherheit in Paris zuständig war, hätte eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit werden können. Vermutlich hätte sich seine magische Begabung schon viel früher gezeigt, wenn er ein hitzigeres Gemüt besitzen würde.
Ihm entging auch nicht das sehr attraktive und anziehende Lächeln seines Gegenübers. Er war von diesem Lächeln durchaus angetan und erwiderte es unbewusst, was ihn aber nicht weiter störte, nachdem er es bemerkt hatte. Scheinbar hatte Cyrano nun die volle Aufmerksam und das Interesse der Hasendame geweckt. Eine eigentlich ziemlich nette Sache, schließlich hatten sie sich in Paris nie getroffen und sie sich nun auf dieser Insel in gewisser Weise wegen desselben Mannes befanden. Warum genau sie jedoch auf diese Insel verdonnert wurde, ging ihn erst etwas an, wenn sie es ihm aus freien Stücken erzählen würde. So lange würde er darüber Schweigen und nicht fragen, sowas gehörte sich schließlich nicht.
Nun war es an der Hasendame, ihn mit Komplimenten zu taktieren und sie ging dabei ungehemmt offensiv vor. Die genauen Hintergedanken dabei hatten seiner Ahnung nach etwas mit seinem Vater zu tun, aber es störte ihn keineswegs ein Paar Komplimente von einer bildhübschen Dame zu hören, weshalb er sie einfach machen ließ und von seinem Kaffee nippte.
"Das mit dem gut aussehend kann ich nur zurück geben. Deine Augen sind sehr faszinierend. Rot ist schließlich keine alltägliche Augenfarbe. Und deine blass lavendelfarbenen vollen Haare passen sehr gut zu deinen Augen und deinem äußerst hübschen Gesicht.", drehte Cyrano den Spieß nun mit einem koketten Lächeln um, während er seine Tasse wieder abstellte. Er konnte dieses Spiel auch spielen und war nur zu gern gewillt, es mit ihr noch eine Weile weiter zu tun.
Nun entschuldigte sich die Dame aber und stellte sich schlussendlich als Reisen vor. Seines Wissens nach ein japanischer Vorname. Dann bestätigte sie auch, dass sie ebenfalls aus Paris stammte. Eine wirklich nette Sache, wobei sie natürlich recht in der Annahme ging, dass er es bereits folgerichtig geschlussfolgert hatte. Ihr neckisches Blinzeln zeugte wieder davon, dass sie sehr an einem Flirt interessiert schien, oder irgendetwas von ihm wollte, was Cyrano aber mit einem freundlichen Lächeln entgegnete. Immerhin war es ihm egal, was sie gegen seinen Vater hatte, denn er hatte es vermutlich verdient, wenn sie mit seiner Hilfe dem Polizeipräfekten eins auswischen wollte. Doch sicher war er sich über ihre Absichten noch nicht, war aber dennoch bereit, auf ihre Komplimente zu reagieren ... und zwar positiv.
Jetzt fragte Reisen den jungen Franzosen, in welche Klasse er ging und präzisierte ihre Frage danach, ob er auch in der Himmesklasse gelandet sei. Anscheinend war sie wirklich daran interessiert, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, was ihn ziemlich freute. Wer war schließlich nicht gern in Begleitung einer attraktiven jungen Dame? Er war es auf jeden Fall. Er ließ sich nun aber doch etwas mehr Zeit, um in spielerischer Weise die Spannung hoch zu halten, während er ein charmantes Lächeln zeigte. Er sollte an dem Gespräch immerhin auch seinen Spaß haben, wobei er es nicht übertreiben wollte. Aufreizend langsam nahm er einen weiteren Schluck Kaffee und zwinkerte ihr hinter vorgehaltener Tasse kokett zu.
"Du wirst dich in der Tat auch im Unterricht an meinem Anblick erfreuen können.", antwortete Cyrano nun endlich und schmunzelte freundlich. Wie auch immer sie seine Art auffassen mochte, er würde es jedenfalls befürworten, wenn ihr kokettes Geplänkel weitergehen würde.

Reisen lächelte verschmitzt in sich hinein als sie bemerkte wie Cyrano voll und ganz auf ihre Annährungsversuche einging. Vorsichtig war der junge Mann ja nicht...was besonders im Umgang mit dem jungen Hasenmädchen sehr verheerend enden konnte. Reisen konnte von Glück reden, dass sie so früh auf ihn getroffen war. Hätte Cyrano sie erst in ein oder zwei Tagen kennen gelernt, wären die Chancen gut gestanden, dass er auf einige Leute getroffen wäre, die ihn vor ihr gewarnt hätten. Doch jetzt war der arme Junge ihrem durchaus sehr effektiv eingesetzten Charme schutzlos ausgeliefert. Reisen war zwar in der Lage sich schnell viele Feinde zu machen, aber sie wusste auch genau wie sie sich Freunde machen konnte, wenn sie wollte...
"Weißt du, der Tag ist gerade um ein vielfaches Interessanter geworden", Reisen kicherte erfreut in sich hinein und versuchte nicht all zu laut zu sein. Gerade war ihr danach den ganzen Raum mit ihrem Gelächter zu erfüllen, aber das wäre für das Bild, welches sie hier von sich selbst aufgebaut hatte wohl viel zu out of character gewesen. Sie konnte ihr Glück einfach nicht fassen! Was war heute nur los?

"Dann kann ich mich mit dir ja vielleicht etwas vom Unterricht ablenken. In der ersten Einheit haben wir Alchemie...", Reisen entfuhr ein tiefer Seufzer als sie das Thema wechselte. Sie wollte es mit dem Geflirte nicht übertreiben. So etwas konnte immerhin gehörig ins Auge gehen. Nun wo sie wusste, dass sie mit ihm in einer Klasse war, hatte sie immerhin mehr als genug Zeit sich an ihn ran zu schmeißen.
"Wir sitzen da, lernen Unsinn über Pflanzen und Kräuter und was weiß ich und füllen dann eklige Flüssigkeiten in Fläschchen ein. Zumindest wenn wir Glück haben und die "Action" los geht. Wenn wir Pech haben sitzen wir Stundenlang da und blättern in Büchern rum. Verdammt, ich bin jetzt schon wieder gelangweilt", Reisen ballte ihre rechte Hand zu einer Faust und lehnte sich mit ihrem Kopf gelangweilt gegen diese. Sie verstand nicht wieso dieses Fach ein Hauptfach an dieser Schule war. Was sollte man denn bitte im echten Leben mit so einem Mist anfangen können? In Rassenkunde konnte sie wenigstens provozieren und Spaß an den hitzigen Diskussionen haben. Aber in Alchemie wurde sie quasi direkt am Anfang der Stunden vor lauter Langeweile entwaffnet.
"Aber wenigstens geht es danach mit Rassenkunde bergauf. Ich warne dich übrigens vor. Ich habe eine sehr eigene Ansicht was die Rassen dieser Welt, insbesondere die einfachen Menschen angeht. Um ganz ehrlich zu sein...deshalb können mich viele Leute an dieser Schule nicht ausstehen", begann sie nun ihre Unbeliebtheit auf die Schuld der anderen abzuschieben. So etwas konnte sie sich nun gut leisten. Cyrano schien immerhin nicht mit vielen Leuten hier Kontakt aufgenommen zu haben. Da war es doch nur fair seine Sympathien etwas in ihre Richtung zu verlagern.
"Kennst du das Gefühl wenn man nicht akzeptiert ist, weil man Anders ist? Das ist kein schönes Gefühl...nicht einmal hier bleibe ich davon verschont...das ist erniedrigend...", knurrte Reisen verletzt in sich hinein als sie traurig auf den Boden blickte um ein wenig Mitleid von Cyrano zu erhaschen. Die Tatsache, dass sie aufgrund ihrer sehr extremistischen, brutalen Denkweise, ihrer passiv-aggressiven, provokanten Art und ihres gefährlichen Hasses den einfachen Menschen gegenüber viele Feine angesammelt hatten verschwieg sie vorerst. Vermutlich würde sie sich in der nächsten Zeit auch etwas zurückhalten, was ihre Streitsucht mit Anderen anging. Sie wollte erst einmal für Cyrano in die Rolle des Opfers schlüpfen. Doch das würde ihr wohl einfach genug fallen...immerhin hatte sie sich im Laufe des letzten Jahres genug Feinde gemacht um für Außenstehende schnell und effektiv die Rolle des Missverstandenen, traurigen Mädchens einzunehmen. Für die Wahrheit war später auch noch genug Zeit.
"Aber ich schweife ab...genug von mir und meinen dummen Problemen...tut mir Leid. Auf was für Fächer freust du dich denn so?", fragte Reisen als sie so tat als würde sie sich eine Träne aus dem Auge wischen und lieblich zu lächeln begann.