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Krankenzimmer
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Leviathan

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Zen 136

Charakterbogen
Aufenthaltsort: Zimmer 205
Aktuelles Outfit: Offenes, grau kariertes Hemd über weißem T-Shirt, knielange Jeasshorts, weiße Sneakersocken
Leviathan

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BeitragThema: Krankenzimmer Krankenzimmer - Seite 10 EmptyMi 28 März 2018 - 17:52
das Eingangsposting lautete :

Das Krankenzimmer





Das Krankenzimmer ist in seiner Ausstattung zwar nur sehr schlicht gehalten, dennoch können die Ärzte hier beinahe alles finden, was zu Untersuchungen und Behandlungen erkrankter oder verletzter Schüler benötigt wird, denn die Schränke sind gut befüllt. In einer elektronischen Datenbank, auf die die Ärzte jederzeit Zugriff haben, können sie auf Daten der Schüler, wie Blutbilder, Testergebnisse und Krankheitsgeschichten jederzeit zurückgreifen. Neben dem Bett, das sich zu Untersuchungen und Akutfällen direkt gegenüber dem Schreibtisch befindet gibt es in einer hinteren Ecke noch zwei weitere, die von einem Vorhang abgedeckt werden. Es kann mitunter auch vorkommen, dass erkrankte Schüler hier für ein paar Nächte untergebracht werden, um ein besseres Auge auf sie haben zu können und um Ansteckungen zu vermeiden.


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BeitragThema: Re: Krankenzimmer Krankenzimmer - Seite 10 EmptySa 24 Okt 2020 - 10:34
Gleich eine ganze Marschkapelle, hm?
Raphael musste grinsen, als er sich bildlich vorstellte, wie eine prall besetzte Kapelle durch die Flure des Wohnheims zog. Mit all ihren Instrumenten und dem Lärm.
Deirdre schien die richtige Art von Humor zu haben, soviel ließ sich erahnen.
Mit einer lockeren Handbewegung winkte Raphael ab "Ach, schon in Ordnung. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Und als Arzt muss ich wohl damit rechnen, dass ich einige Leute hier krank kennenlernen werde." wie viele es genau sein würden, würde sich mit der Zeit zeigen. Solange es nicht alle waren..
Aber Raphael hatte sich bereits vorgenommen den ersten Teil seiner Freizeit dafür zu nutzen, die Insel ein wenig zu erkunden. Dabei würde er bestimmt auch ein paar Leute kennenlernen, die ihm häufiger über den Weg laufen würden.
"Hmmhm, verstehe.." der Fokus seiner bersteinfarbenen Augen verlor sich kurz an der Decke. Raphael grübelte. Dachte darüber nach, ob er den Namen der pinkhaarigen Dame mit den grünen Spitzen nicht doch schonmal irgendwo gehört hatte. Aber seine Gegend war sehr traditionell und fast schon langweilig gewesen, wenn es um Namensgebung ging. Kein James. Auch keine Alexandra. Geschweige denn eine Deirdre "Ich werde dann auch lieber bei der Kurzform bleiben. Ich möchte erst gar nicht riskieren, dich mit einer falschen Aussprache zu meinem Feind zu machen." ein kurzen Lachen, als sich der junge Arzt mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf klopfte. Eine Mischung aus weichem Mützenfell und schwarzer Haarpracht traf auf seine Handfläche.

Dann kam er zu dem eigentlichen Grund des Besuches seiner Kollegin. Ihre Gebrechen und Krankheiten.
Eigentlich hätte er sich gern noch ein wenig unterhalten, doch er wollte nicht den Eindruck erwecken, er würde sich vor seinen Pflichten als Arzt drücken.
Während er den Worten seiner Kollegin lauschte, stieß er sich schwungvoll von der Tischkante ab und nahm sich den Moment, um die Äußerlichkeiten der Dame nochmal genauer in den Fokus zu nehmen.
Blässe, eine rote Nase, das Husten von zuvor.. ja, es sah ganz so aus, als würde sich da 'etwas zusammenbrauen'. Wahrscheinlich eine handelsübliche Erkältung. Nichts, was nicht mit ein bisschen Ruhe und Wärme zu klären war.
Die Verbrennung war da schon eine andere Sache. "Ai ai ai."
Raphael rieb die Hände aneinander. Mit massierenden Bewegungen fuhr er jeden einzelnen seiner Finger entlang. Die Durchblutung anregen. Er hatte das Gefühl, dass seine Hände ziemlich kalt waren. Und er wollte Dee nicht schockfrosten.
Vorsichtig, als würde er ein zartes Pflänzchen berühren wollen, legte er eine Hand und die seiner Kollegin, während er mit der anderen die Haut um die Wunde betastete. Die Augen hinter den klaren Brillengläsern wurden schmal. "Hmhm.. das sieht unschön aus. Aber nichts, was sich nicht bewältigen lässt." er hob den Kopf, lächelte Dee mit seinem Doktorgrinsen entgegen und ließ von ihrer Hand ab.
"Also ich würde dir Ruhe empfehlen. Sowohl für die Hand, als auch für den Rest von dir. Dann sollte die Erkältung schnell wieder verschwinden." mit langen Schritte entfernte sich der Arzt von seiner Patienten und ging in Richtung Medizinschrank. Das war sie brauchte, hatte er zufällig noch parat. Soviel wusste er. Einer von den Zetteln, die auf dem Schreibtisch verteilt lagen, war eine Inventarliste. Und die hatte er gelesen!
Er zog einen Schlüssel aus der Tasche und schloss den Schrank auf "Ich weiß, als Erzieherin wird das mit der Ruhe wohl ein bisschen.. schwierig." sein Kopf verschwand im Inneren des Schrankes "Aber.. vielleicht sind die Kids ja ein bisschen entgegenkommend. Und zur Not, nimmst du am besten die." so schnell wie er hinter der offenen Schranktür verschwunden war, so schnell stand er auch wieder vor Deirdre. In seiner Hand hielt er eine kleine Verpackung "Hilft gegen eigentlich alles, was so eine Erkältung mit sich bringt. Die kannst du nach Bedarf nehmen, aber nicht mehr als drei pro Tag. Vier, wenn es wirklich gar nicht geht." eine zweite Schachtel, die etwas größer war, lag in seiner anderen Hand.
"Das hier ist für deine Hand. Auch dreimal täglich. Und dann am besten mit einem kleinen Verband abdecken. Kühlt, beruhigt die Haut und hilft gegen die Entzündung." kaum hatte er die Medizin seiner Kollegin übergeben, verschwanden seine Hände in den Taschen seines Kittels.
"Ansonsten kann ich dir nur Tee und einen nassen, kalten Lappen für die Verbrennung empfehlen. Wenn sich die Zeit dafür findet. Wenn es nicht besser werden sollte, kommst du einfach vorbei. Dann kann ich dir was anderes verschreiben. Und sollte dir wieder so ein Missgeschick passieren.." mit einem Deut seines Kopfes nickte er in Richtung der geschundenen Hand "Haben wir auch ein paar Schutzhandschuhe parat. Nur für den Fall." mit dem Anflug eines schelmischen Grinsens sah er Dee an, die ihm den kleinen Scherz hoffentlich nicht allzu übel nahm.


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BeitragThema: Re: Krankenzimmer Krankenzimmer - Seite 10 EmptyMo 26 Okt 2020 - 19:34
Das leidige Thema um ihren Namen war flott abgehakt und Raphael zeigte sich in dieser Hinsicht glücklicherweise kooperativ. Nicht, dass Deirdre bei ihm mit viel Gegenwehr gerechnet hatte, doch einige Menschen taten sich überraschend schwer damit, eine Bekanntschaft auf einer eher freundschaftlichen Ebene zu beginnen. Daran war nichts Verwerfliches, allerdings war es für Deirdre schöner nicht übermäßig gestelzt miteinander umgehen zu müssen. „Den ein oder anderen Ausrutscher würde ich dir schon verzeihen, aber so ist es am einfachsten“, schmunzelte die Rosahaarige zufrieden. Bis sie jemanden zum Feind erklärte, brauchte es schon ein bisschen mehr als eine falsche Aussprache.

Die Reaktion des Arztes auf ihre Wunde war schon einmal kein besonders gutes Zeichen. Aber sie konnte ja selbst sehen, wie gereizt ihre Haut unter dem Verband aussah und spüren, wie sehr selbst eine kleine Bewegung ihrer Hand schmerzte. Da war es von ihrer Seite aus nur naiv zu hoffen, dass Raphael die Verletzung als nicht der Rede wert abstempelte. Andererseits hatte sie keinen Arm verloren, sondern sich nur ungünstig am Kaffee verbrüht.
Die aufmunternden Worte des Schwarzhaarigen ließen Deirdre erleichtert ausatmen. „Du hast bestimmt schon schlimmeres gesehen, oder? Vielleicht mache ich auch aus einer Mücke einen Elefanten.“ Da war es wieder, das Bedürfnis anderen Leuten — selbst Arztpersonal — nicht zur Last fallen zu wollen. Wohl eine ihrer quälendsten Eigenschaften, von der Raphael als Arzt ganz bestimmt nicht zum letzten Mal in den Genuss kommen würde. Aber damit hatte er in seiner Laufbahn sicherlich schon Kontakt gehabt, sofern sie heute nicht seine allererste Patientin war. Davon wollte Deirdre mal lieber nicht ausgehen, sonst würde sie das Bewerbungsverfahren des Wohnheims ernsthaft in Frage stellen.
Bei dem Wörtchen „Ruhe“, das Raphael in den Raum warf, konnte die Erzieherin sich ein plötzliches Lachen nicht verkneifen. Als hätte er ihre Gedanken dazu gelesen, schob er noch einige Worte hinterher, die die Realität ein bisschen besser wieder spiegelten. Deirdre wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und wandte sich ebenfalls dem Schrank zu, um flüchtig hinein zu linsen. „Hör auf mich zum Lachen zu bringen, das tut weh“, beschwerte sie sich scherzhaft und fuhr sich mit der gesunden Hand demonstrativ über die Kehle. „Heute hab ich eine Fifty-Fifty-Chance auf Ruhe. Entweder die Kinder brauchen ein paar Tage, um die neuen Klasseneinteilungen zu verarbeiten oder sie stürmen heute schon die Büros. Wir werden sehen.“ Das konnte die Erzieherin tatsächlich nicht ganz einschätzen. Die dritte Möglichkeit, und zwar vollkommenste Zufriedenheit ohne jegliche Proteste, ließ sie dabei einfach mal als Wunschdenken außen vor.

Die Informationen mitsamt der Medikamente ließ Deirdre schweigend und aufmerksam über sich ergehen. Während Raphael ihr die Do’s und Don’t der jeweiligen Mittelchen erklärte, überflog sie die Beschreibungen auf der Rückseite der Verpackungen und nickte hier und da bestätigend, um ihm zu signalisieren, dass sie gedanklich noch nicht abgeschaltet hatte. Als er schließlich zum Ende seiner langen Ausführung kam, trottete sie mit schleppenden Schritten zum Krankenbett herüber, ließ erst sich aufs Bett und dann die Packungen in ihren Schoß fallen und seufzte ein wenig verausgabt durch den ganzen medizinischen Input. „Gut … ich glaube das kann ich mir alles gerade noch so merken. Und auf die Handschuhe komm ich noch einmal zurück“, erwiderte sie mit einem schwachen Lächeln, während ihre Augen über die geschundene Hand wanderten. Zur Not stattete sie sich auch mit Ofenhandschuhen aus, um so einen Unfall zu verhindern. Obwohl die eingeschränkte Motorik letztlich wohl eher das Gegenteil bewirken würde.
Ihr Handy gab einen Ton von sich, woraufhin Deirdre das Gerät mit gerunzelter Stirn hervorkramte. Die Nachricht trieb ihr noch mehr Falten auf die Stirn, sodass sie nur eine schnelle Nachricht tippte, das Handy dann kurzerhand stumm schaltete und kommentarlos wieder verstaute. Diese bezahlten Umzugshelfer konnten sich nicht einmal an einfache Zeitvorgaben halten … Bevor ihr die Message zu sehr aufs Gemüt schlug, wandte Deirdre sich wieder Raphael zu, dem sie zum gefühlt zehnten Mal heute ihre Hand entgegenhielt. „Ich hatte eigentlich gehofft du würdest mir meine Hand professionell wieder einpacken. Mit einer Hand funktioniert das nicht so gut und so kann ich nicht unter Leute gehen.“ Ihre liebenswürdigen, grünen Augen wanderten erwartungsvoll über das Gesicht des Arztes. So schnell wie seine Hände wieder im Kittel verschwunden waren, hoffte Dee, dass Raphael nicht nur theoretisch veranlagt war und mehr konnte, als Pillen und Salben auszuhändigen.


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BeitragThema: Re: Krankenzimmer Krankenzimmer - Seite 10 EmptyMi 28 Okt 2020 - 19:44
Ausrutscher. Davon wollte sich Raphael so wenige wie möglich erlauben. In jeglichen Belangen.
Er hatte nicht vor das Risiko einzugehen, einem seiner Kollegen auf die Füße zu treten. Egal wie. Das ließ sich zwar nicht immer verhindern, aber er würde sein Bestes geben. "Zu gnädig von dir." mit einem spielerisch erleichterten Seufzen neigte Raphael sein Haupt, welches von der großen Fellmütze bedeckt wurde, in Richtung Deirdre. Ihre Worte brachten den jungen Arzt zum Schmunzeln. Ihr Lachen, ließ das Schmunzeln zu einem Lächeln werden. Schlimmeres? Auf jeden Fall. Eine Verbrühung oder leichtere Verbrennung gehörte schon fast zum alltäglichen Kram. Für einen Moment, für eine Sekunde, musste Raphael an das bislang schlimmste Ereignis seiner ärztlichen Laufbahn denken. Ein Hauch von Traurigkeit mischte sich in sein Lächeln, ehe er sich wieder zum direkten Augenkontakt zwang und diese unschönen Gedanken in die Kammer verbannte, in der sie sonst verborgen lagen. "Es ist auf der Schlimm-Skala eine 2. Aber trotzdem war es gut, dass du hergekommen bist. Nicht nur habe ich so die Gelegenheit mein reizendes Kollegium zumindest teilweise kennenzulernen, man weiß ja schließlich nie, was aus so einer 'kleinen Verbrennung' werden kann." nach Aufmerksamkeit suchend hob Raphael den tätowierten Finger in die Höhe "Vorsicht ist besser als Nachsicht, sag ich immer. Vor allem dann, wenn es um die Gesundheit geht. Also mach dir keinen Kopf. Für solche Sachen sind wir da.".
Und was die Fifty-Fifty-Chance auf Ruhe anging: Raphael hätte Deirdre in irgendeine Art und Weise krankschreiben können. Aber irgendwas sagte ihm, dass sie sich dann doch zur Arbeit schleppen würde. "Vielleicht hast du ja Glück und die Kids sind zu sehr mit der Umstellung beschäftigt, als dass sie sich auf dich stürzen können." kurz hob Raphael die Hände aus den Kitteltaschen und fuchtelte träge mit seinen geschlossenen Fäusten umher "Ich drücke dir die Daumen."

Nachdem er seine Kollegin mit einem Sperrfeuer aus Informationen bombardiert hatte, beobachtete er ihren Weg zum Krankenbett. Waren die Anweisungen so erschlagend gewesen, dass sie in ihrem angeschlagenen Zustand eine Pause brauchte? Hoffentlich nicht..
Mit einem mitfühlsamen Gesichtsausdruck folgten die bernsteinfarbenen Augen dem pinken Haarschopf, bis dieser auf dem Bett Platz genommen hatte und Deirdre ihr Handy aus der Tasche zog. Raphael wandte sich ab. Irgendwie kam er sich immer ein wenig komisch vor, wenn er Leuten bei solchen Sachen auf die Finger schaute "Guuut. Hab ich alles.." grübelnd, ob er nicht doch irgendeine wichtige Info von seiner inneren Checkliste vergessen hatte, nutzte der Neuling der Insel den Moment der Ruhe um den Medizinschrank wieder zu verschließen und den Schlüssel in seiner Tasche verschwinden zu lassen.
"Hm?" sein fragender Blick traf auf die grünen Augen, die ihn voller Erwartung ansahen. Raphael brauchte einen Moment, eher seine Aufmerksamkeit sich auf die Hände der Kollegin verirrten "Achsoo! Ja, natürlich." schlagartig zog er die Hände aus den Taschen seines Kittels. Während er sich mit der einen gegen die Stirn schnippte, angelte die andere bereits nach dem verstellbaren Hocker, der neben dem Schreibtisch stand.
"Tut mir leid. Daran hätte ich eigentlich denken können." er zog den Hocker in die Nähe des Krankenbettes und verschwand für einen kurzen Moment hinter einem Sichtschutz. Nach einem kurzen Quietschen und Rascheln tauchte Raphael mit einem frischen Verband in den Händen wieder auf. Kurzerhand nahm er auf dem Hocker vor Deirdre Platz "Ich muss mich wohl noch ein bisschen eingewöhnen, bis hier alles glattläuft. Neue Umgebung und so." seine Augen wanderten zwischen dem Verband, den er aus der Verpackung holte und dem Gesicht der jungen Dame hin und her. Jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen, huschte ein kurzes, entschuldigendes Lächeln über seine Lippen.
"Sag mir bitte Bescheid, wenn es zu fest werden sollte." nun völlig auf die Hand seiner Patienten konzentriert, begann Raphael langsam damit, die weiße Binde um die Hand zu wickeln "Es soll nämlich nicht zu fest sitzen. Aber auch nicht zu locker.." er sprach mehr zu sich selbst, als zu Dee, als er die Worte wiederholte, die in seinem Kopf umherschwirrten. Als wollte er sich selbst an die Dinge erinnern, die man ihm beigebracht hatte.
Stück für Stück umwickelte er die Brandwunde mit dem Verband. Ein kurzer Augenblick der Stille machte sich im Raum breit. "Sind die eigentlich echt?" ohne seinen Blick von seinen eigenen Händen zu lösen, die ihre Arbeit wie nach dem Lehrbuch nachgingen, brach Raphael sein Schweigen. "Die grünen Spitzen, mein ich." er hielt kurz inne, richtete den Verband neu aus, bevor er seinen Blick hob und Deirdre ansah "Ziemlich ungewöhnlich, zumindest für mich." schmunzelnd widmete er sich wieder der Bandagierung "In meiner Heimat hatte man nur langweiliges Braun oder Schwarz. Vielleicht mal ein wenig blond, aber das war schon eine Seltenheit."


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BeitragThema: Re: Krankenzimmer Krankenzimmer - Seite 10 EmptySo 1 Nov 2020 - 13:24
Schlimm-Skala ... Deirdre bezweifelte doch sehr, dass diese Bezeichnung unter Ärzten allgemein verbreitet war, und gerade deshalb brachte sie sie zum Schmunzeln. Viele Ärzte nahmen sich selbst und ihre Profession zu ernst, selbst in Situationen, in denen es nicht nötig war. Dass Raphael offenbar von der lockereren Sorte war, gefiel Deirdre – allerdings auch nur unter der Bedingung, dass er die Späße beim Smalltalk beließ und seinen Job anderenfalls ordentlich verrichtete. Doch daran zweifelte sie eigentlich nicht. Bei der Erklärung der einzunehmenden Medikamente hatte er einen recht seriösen Eindruck vermittelt.
„Vielleicht war es in der Hinsicht gut, dass mir heute so ein Missgeschick passiert ist und nicht gestern. Wer weiß, wann wir uns sonst erst über den Weg gelaufen wären“, gab Deirdre zustimmend zurück. Da sie ansonsten selten krank wurde oder in Unfälle geriet, hätte es gut und gerne Wochen dauern können, bis sie Notiz vom neuen Kollegen genommen hätte und das fände sie unglaublich schade. Die Idee neue Kollegen mit einer kleinen Begrüßungsfeier willkommen zu heißen, manifestiere sich immer mehr zu einem ausgewachsenen Kritikpunkt. „Zumindest bis zur Mittagspause dürfte ich etwas Ruhe haben. Aber ich will es nicht verschreien“, lachte sie und verpasste der Seitenwand des Holzschranks ein paar leichte Klopfer mit den Fingerknöcheln.

Die plötzliche Unruhe, die den Schwarzhaarigen nach Deirdres Bitte erfüllte, war fast schon niedlich. Wahrscheinlich hatte er sich seinen ersten Arbeitstag ruhiger und ohne Überraschungsgäste vorgestellt, die auch noch Ansprüche stellten. Zugegebenermaßen ein wenig amüsiert über die leichte Unbeholfenheit des Mediziners folgte Deirdre dessen Bewegungen, bis er kurz hinter dem Vorhang verschwand. Sie nutzte den Moment, um ein Grinsen zum Ausdruck zu bringen, dass sie sich zuvor höflicherweise verkniffen hatte. Gerade rechtzeitig, als Raphael wieder hinter dem Sichtschutz hervor kam, formte Deirdre das Grinsen zu einem sanften Lächeln um. „Ist doch alles in Ordnung. Du hast ja auch bestimmt nicht damit gerechnet, dass so früh jemand mit mehreren Anliegen aufkreuzt. Und ganz unter uns … mein erster Tag lief auch alles andere als perfekt ab“, beschwichtigte sie Raphael, während sie ihn seine Arbeit verrichten ließ. Erst jetzt, bei genauerem Hinsehen, fielen ihr die Tattoos an seinen Händen und Fingern auf. Obwohl sich ihr persönlicher Geschmack ganz weit weg von solchen permanenten Accessoires entfernte, wunderte sie sich doch über die Bedeutung der Symbole. Denn irgendeinen Grund musste man doch dafür haben, sich die Handrücken zu tättowieren, oder? Doch das war keine Frage, die sie dem Dunkelhaarigen jetzt stellen musste. „Wenn es zu fest wird, sag ich Bescheid“, bestätigte sie Raphael nickend und beobachtete währenddessen weiter aufmerksam seine Handgriffe. Dabei biss sie sich mit einem leicht angestrengten Ausdruck auf die Unterlippe, um kein schmerzhaftes Zischen von sich zu geben. Raphaels Vorgehen war zwar vorsichtig, doch eine frische Wunde war immer noch eine frische Wunde.

Die Stille, die Deirdre in diesem Augenblick nicht als unangenehm empfand, wurde kurz darauf von einer Frage gebrochen, die sie schon … ein, zwei Mal gestellt bekommen hatte. Daher konnte sie sich ein zurückhaltendes Kichern nicht verkneifen. „Wenn ich für diese Frage jedes Mal einen Dollar bekäme, könnte ich wahrscheinlich jetzt schon in Rente gehen.“ Natürlich nahm sie Raphael das Interesse nicht übel und dieses Gefühl wollte sie ihm auch nicht vermitteln, weshalb sie ohne Umschweife zu einer Erklärung ausholte. „Da wo ich herkomme, sind solche Haarfarben ziemlich normal. So gut wie meine ganze Familie hat bunte Haare. Du würdest dort eher mit deinen schwarzen Haaren herausstechen. Also nein, die sind tatsächlich nicht gefärbt.“ Aus Reflex nahm Deirdre eine grüne Strähne zwischen die Finger und zwirbelte diese ein wenig. „Und wenn ich mir die Haare abschneide, werden die Spitzen trotzdem nach einer Weile grün. Frag mich aber nicht wie das funktioniert“, fügte sie schmunzelnd hinzu und zuckte unwissend mit den Schultern. „Wo kommst du denn her? Kurioserweise trifft man auf dieser überschaubaren Insel nämlich Menschen aus allen Ecken der Welt.“ Neugierig musterte sie die Gesichtszüge ihres Gegenübers für einen Moment, bevor ihr Blick kurz zu dem am Tisch lehnenden Nodachi abschweifte. Wenn das Schwert Raphael gehörte, müsste sie dieser Sache auch noch auf den Grund gehen. Wie viele interessante Geheimnisse hatte dieser neue Arzt noch?


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BeitragThema: Re: Krankenzimmer Krankenzimmer - Seite 10 EmptyMo 2 Nov 2020 - 20:23
Raphael konnte sich die Arbeit als Erzieher kaum anstrengender vorstellen.
Er mochte Kinder. Sie waren lustige und liebenswerte kleine Mitmenschen. Und bislang hatte er ein gutes Händchen im Umgang mit ihnen bewiesen.
Vielleicht sah er es auch nur so, weil er bislang nur zum Teil mit Kindern zu tun hatte und hin und wieder auch eine Pause von den kleinen Quälgeistern hatte. Er hatte nicht mit ihren Alltagsproblemen zu kämpfen und so liebenswert sie sein konnten, genauso nervenaufreibend waren sie manchmal auch.
Da war er ganz froh, dass er sich hauptsächlich um medizinische Probleme kümmern musste. Und wenn es zu viel wurde, zog er sich einfach in sein Arztzimmer zurück.
Deirdre hatte seinen allergrößten Respekt, dass sie sich dieser großen Aufgabe stellte. Sie ließ sich zwar gerade ein klein wenig über mangelnde Ruhe aus, aber man konnte ihr ansehen, dass sie sich gern um die Kinder kümmerte.
Zumindest war das so Raphaels Eindruck.

"Na dann bin ich ja beruhigt. Zumindest ein bisschen." während sein Blick wieder auf den Verband fixiert war, der Stück für Stück weiter Deirdres Hand in sich verschlang, huschte ein Schmunzeln über seine Lippen. Erste Tage waren immer so merkwürdig. Egal ob in der Schule, an der Uni oder bei der Arbeit. Man war immer der Neue, kannte sich nicht aus und kannte niemanden. Manche Leute kamen gut damit klar, andere nicht. Raphael war einer der anderen. Erst die kurze Nacht, dann das Auftauchen seiner ersten Patientin.. wobei er mit letzterem rechnen hätte müssen. Deshalb war er ja hier - um Leute zu behandeln. Und er konnte und wollte Deirdre auf keinen Fall einen Vorwurf machen. Wenn überhaupt, lag das Problem bei ihm. Er musste einfach früher schlafen gehen. Viiiel früher.

Es war offensichtlich, dass die Frage um die grünen Haarspitzen nicht nur Raphael zu interessieren schien. Aber es war nun mal eine Seltenheit. Zumindest für seine Verhältnisse. Doch für seine Kollegin war wohl das Gegenteil der Fall. "Vielleicht solltest du die Sache mit dem Dollar nochmal überdenken." er sah es ganz locker, dass er mit einer Frage um die Ecke gekommen war, die Deirdre wahrscheinlich schon so oft gehört hatte, wie er die Frage, ob er sich seiner Tattoos ganz sicher war. Schließlich steckte hinter seiner Frage ernstes Interesse und nicht einfach ein Versuch das Gespräch am Laufen zu halten "Ich mein, du musst dir ja nicht unbedingt die Rente damit verdienen, aber.." er hielt kurz inne, richtete den Verband erneut neu aus, ehe er sein Wickeln fortsetzte und weitersprach ".. so ein Haus am Strand hat auch was für sich." er musste über seinen eigenen Witz mehr kichern, als er angenommen und gewollt hatte. "Und wenn du deine große Einweihungsfeier schmeißt komme ich vorbei und bestaune die faszinierenden Haarprachten deiner Heimatleute." Haare, die sich einfach so an den Spitzen verfärbten, wenn man sie schnitt? War Dee eigentlich vom Planeten Erde?
Die Frage klemmte sich der junge Arzt lieber. Außerdem - nachdem er als Kind von Vampiren, Werwölfen und Tiermenschen erfahren hatte, sollte ihn wohl eigentlich nichts mehr schocken. Faszinierend war es trotzdem. Vielleicht konnte er das Thema der Haare zu einem späteren Zeitpunkt nochmal aufgreifen. Wobei es nicht so schien, als wüsste Deirdre soviel mehr darüber. Egal..
"Spanien. Valencia, um genau zu sein." mit einem unbewussten Stolz in der Stimme richtete sich Raphael zu seiner vollen Sitzgröße auf, als würde er vor dem Präsidenten seines Landes selbst stehen und die Nationalhymne vortragen müssen. Doch der Stolz verflog schnell und der Arzt sackte wieder in sich zusammen "Ich muss dich aber leider enttäuschen. Ich kann weder gut tanzen, noch habe ich Geschichten von Stierkämpfen zu bieten. Ich bin nur ein einfacher Junge, der gern Leute zusammenflickt." natürlich war ihm klar, dass hinter einer Nationalität mehr steckte, als bloße Vorurteile. Aber es wäre nicht das erste Mal gewesen, wenn ihn jemand aufgrund seiner Herkunft als begabten Tänzer gesehen hätte.
"Doch.. ich muss zugeben, ich bin überrascht, dass du das sagst. Ich hätte gedacht, ich wäre eine Ausnahme. Ein Europäer, auf diesem kleinen japanischen Eiland." der Verband neigte sich dem Ende. Das letzte Stück befestige er mit einem Streifen Haftband, welches er umständlich aus seinem Kittel hervorzog. "So. Fertig!" Raphael betrachtete sein Werk ein Künstler der abschätze, wo sein Fehler lag. Aber er konnte keinen finden. "Aber ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass du auch nicht aus Japan kommst." mit schmalen Augenlidern musterte er das Gesicht seines Gegenübers. Als würde er doch tatsächlich nach Spuren ihrer Herkunft suchen. Leider gab ihr Name ihm keinerlei Spur. Er müsste ins Blaue raten "Ah, ich komm nicht drauf." mit einem Schnippen der Finger und einem schlappen Schulterzucken weiteten sich seine Augen wieder zur normalen, leicht müden Größe "Du musst es mir wohl verraten."


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BeitragThema: Re: Krankenzimmer Krankenzimmer - Seite 10 EmptyDo 5 Nov 2020 - 19:34
Ob sie sich wirklich ein Einmachglas besorgen und es mit „1 Frage wegen der Haarfarbe = 1 Dollar“ beschriften sollte? Ein Vermögen, das für ein Strandhaus reichte, würde sie damit vielleicht nicht anhäufen, aber leer würde das Glas sicherlich auch nicht bleiben. Sie beschmunzelte Raphaels Äußerung, die ihn selbst wahrscheinlich noch etwas mehr amüsierte als Deirdre, mit einem heiteren Lächeln. Für eine witzige Bemerkung schien der neue Arzt immer zu haben zu sein, so viel konnte sie feststellen. „Für ein Haus würde es vielleicht nicht reichen, aber eine Einweihungsfete könnte es finanzieren. Da trifft es sich gut, dass ich heute erst in ein neues Apartment eingezogen bin … oder noch einziehen werde, besser gesagt“, erzählte Deirdre mit einem anschließend grübelnden Gesicht. Ihre Möbel war schließlich schon da, sie musste nur noch die Schlüssel aus dem Sekretariat holen. Doch sie wollte Raphael nicht mit ihren Umzugstiraden langweilen. „Fordere ich den Dollar dann jetzt ein oder wenn ich gehe?“, fragte sie mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Wann hatte sie während eines Arztbesuches jemals so viel — oder überhaupt — gelacht und gelächelt?

Interessiert lauschte sie Raphaels Worten, aber dieser sie über seine Herkunft aufklärte und dabei einen nicht ganz unpatriotischen Eindruck machte, was Deirdre in Hinsicht auf ihr Geburtsland zwar nicht unbedingt teilte, aber durchaus nachvollziehen konnte. Wäre sie nicht so abgekapselt aufgewachsen, würde sie vielleicht auch mehr für Kanada empfinden als sie es tat. „In Spanien war ich noch nie, aber es steht definitiv auf der Liste meiner Wunschreiseziele“, erwiderte sie. Ob es sie jemals wieder nach Europa verschlug? Während ihres Aufenthalts dort waren ihr viel zu viele schöne Ecken entgangen, ganz besonders die südlichen Regionen des Kontinents. „Oh … an ersterem kann man ja arbeiten“, merkte Deirdre amüsiert an, nachdem sie sich ein Kichern nicht hatte verkneifen können. „Und ich bin sowieso eher mit einem guten Wein aus Spanien zu beeindrucken, als mit Stierkämpfen. Im Gegensatz zu dir mag ich's nicht gern blutig.“ Ein furchtbarer Witz, aber Raphaels humorvolle Ader war einfach ansteckend. Da konnte Deirdre es nicht lassen ungefilterten Unsinn aus ihrem Mund hervorquellen zu lassen. Sie hoffte zumindest auf ein Mitleidsschmunzeln des Schwarzhaarigen.
Deirdre beobachtete die letzten Handgriffe des Arztes, bevor sie ihre eingewickelte Hand hob und ein wenig drehte, um den Verband zu begutachten und schließlich für gut zu befinden. Um einiges besser als ihr trauriger Versuch einer Bandage, aber hey, sie hatte auch nicht Medizin studiert. „Alsoo ...“, setzte sie an und wandte den Blick wieder von ihrer Hand ab. Genug gestarrt. „Ich war auch überrascht, als ich hier jede erdenkliche Nationalität vertreten sah, bis auf Japaner. Isola hebt auf jeden Fall den Schnitt der nicht-japanischen Bevölkerung im Land massiv an“, schmunzelte sie. Ja, es war fast schon Zauberei, wie viele Ausländer sich hier tummelten. Die Gründe dafür kannte sie nicht, doch müsste sie ins Blaue raten, wäre ihre Vermutung, dass es nicht allzu viele Schulen und Rückzugsorte für übernatürliche Wesen gab. Dann wiederum … sie wusste es nicht und wollte keine Lügengeschichten verbreiten. „Ich komme aus Kanada! Hmm … gibt es überhaupt Klischees über uns? Ich hab nur mal gehört wir wären übertrieben freundlich und das unterschreibe ich gerne.“ Sie lachte, was ein fataler Fehler war. Ihr schmerzender Hals hatte genug Gelächter für einen Vormittag und machte mit einem unangenehmen Kratzen auf sich aufmerksam. Deirdre fuhr sich mit den Fingerspitzen über die Kehle und schluckte. „Hättest du vielleicht ein Glas Wasser für mich, damit ich direkt eine Tablette nehmen kann?“, bat sie Raphael und öffnete schon einmal eine der Packungen. Den Beipackzettel unachtsam zur Seite legend, zog sie einen der Blister heraus und wartete darauf, dass sie hoffentlich mit etwas Flüssigkeit versorgt wurde. Denn sie war leider keiner dieser beneidenswerten Menschen, die Tabletten ohne einen Schluck Wasser zu sich nehmen konnten.


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BeitragThema: Re: Krankenzimmer Krankenzimmer - Seite 10 EmptySo 8 Nov 2020 - 17:01
"Wenn ich du wäre, würde ich ihn sofort einsammeln. Aber wenn du mich so fragst.. warte doch, bist du gehst. Vielleicht vergisst du es ja." Raphael wusste natürlich, dass Deirdre die Sache nun natürlich ganz bestimmt nicht vergessen würde. Selbst Schuld.
Doch er rechnete nicht damit, dass sie wirklich damit anfangen würde Geld für diese Frage zu nehmen. Und wenn doch.. was war schon ein Dollar?

Angesichts der Situation und der eh schon lockeren Stimmung zwischen der Beiden hielt sich Raphael nicht zurück, als er über den eventuell diskussionswürdigen Witz seiner Kollegen lachen musste. Irgendwo hatte sie ja recht "Was soll ich sagen.." räuspernd versuchte der junge Arzt seinen Lackmuskel zu beruhigen "Rot ist nun mal eine sehr schöne Farbe." kopfschüttelnd und schmunzelnd fuhr Raphael mit seiner Bandagierung fort.
Hätte er sich schämen sollen? Über so einen Witz gelacht zu haben? Zumindest ein bisschen?
Nein.
Klar, er war Arzt. Das war aber noch lang kein Grund dafür, alles zu steif zu sehen.
Als das Gespräch kurz in Richtung seiner Heimat gelenkt wurde, musste Raphael schlagartig an die Tage seiner Kindheit und Jugend denken. Als er mit seinen Freunden durch die Straßen der Stadt gewetzt war. Es war alles so selbstverständlich gewesen.
Und jetzt, ein paar Jahre später, wurde ihm erst bewusst, wie schön und wichtig seine Heimat für ihn war.
"Ich kann es dir nur empfehlen." ein Lächeln, gepaart mit einem Hauch von Sehnsucht in seinen Augen, sah er an seiner Kollegin vorbei in die Luft "Spanien ist schön. Vor allem Valencia. Hat viele versteckte Paradiese. Also wenn du mal dort sein solltest, sag mir Bescheid." er löste seinen Blick aus der Luft und beugte sich langsam nach vorn. Seine Stimme wurde leise "Ich hab da so ein paar Geheimtipps parat." verschwörerisch blinzelte er seiner Kollegin zu, ehe wieder das altbekannte Lächeln auf seinen Lippen erschien und Raphael sich wieder seiner Arbeit widmete. "Dann kannst du auch meine Mutter besuchen und dich mit ihr über meine furchtbaren Tanzversuche unterhalten. Sie wird dir schon sagen, wie sehr sie daran verzweifelt ist mir das Tanzen beizubringen." ohne Erfolg. "Ich habe sie noch nie so ratlos gesehen." wahrscheinlich lag Raphaels ganzes Talent wirklich bei anderen Sportarten. Tanzen.. war nie sein Ding gewesen. Es hatte für einen ziemlich unprofessionellen Tanz auf dem Abschlussball gereicht.
Aber vielleicht hat ihm bislang einfach der richtige Antrieb gefehlt. Oder die passende Person, die ihm Feuer unter dem Hintern machen konnte. Wobei seine Mutter eigentlich ziemlich viel Feuer machen konnte. Einen ganzen Waldbrand, um genau zu sein.
Zufrieden überließ Raphael die Hand wieder ihrer Besitzerin, die sich nicht zu schade war, seine Arbeit noch einmal selbst in Augenschein zu nehmen. Der Panda-Mann nutzte diesen Moment und streckte die müden Knochen in die Höhe. Ein Gähnen unterdrückte er so professionell, wie er eben manchmal sein konnte.
"Interessant." im Kopf ging er die Personen durch, die er kennenlernen durfte und die nicht aus Spanien gekommen waren. Tatsächlich waren es nicht so viele. Vielleicht gerade mal eine Hand voll. Umso neugieriger und aufgeregter war er, vielleicht ein paar andere Europäer kennenzulernen. Oder sogar Personen von einem ganz anderen Kontinent, wie es bei Deirdre der Fall war.
"Kanada, hm? Schick." die Arme vor der Brust ineinander verschlungen, nickte Raphael vor sich hin, als er sich sein Gegenüber erneut genauer ansah. Mit einer Kanadierin hatte er nicht gerechnet. Überhaupt nicht. In seiner Vorstellung waren das immer sehr, sehr nette Leute, was wohl einem Klischee entsprang, so wie Deirdre bereits meinte. Und alle trugen sie bunte, selbstgestrickte Pullover. Und Elche! Elche gab es da auch.
Deirdre war jedoch weder ein Elch, noch trug sie einen selbstgemachten Flohherd. Aber nett war sie. Das konnte er bestätigen.
Hatten die Leute in Kanada alle buntes Haar mit Spitzen?
Ehe Raphael diesen Gedankengang vertiefen konnte, wurde er von der Bitte seiner Kollegin von seinem Platz gejagt "Natürlich." mit etwas zu viel Schwung drehte sich der junge Mann auf seinem Hocker um 180 Grad. Noch während er sich vom Krankenbett entfernte, ging sein Kopf die Schränke und Ablagen durch, auf der Suche nach einem Glas oder etwas ähnlichem.
Er verschwand kurz in einem kleinen Nebenraum, in dem Kaffeemaschine und Tassen parat standen. Sollte auch gehen.
Mit einer schwarzen Tasse mit "I Herz Rock!"-Aufdruck ging Raphael in Richtung Wasserhahn.
"Bitteschön." grinsend hielt er der pink haarigen Dame die Tasse vor die Nase.
Er kannte es, dieses spezielle Problem. Pillen schlucken.. ein Ding, was für überraschend viele Leute schwierig war. Lag es an einem Ekel? Oder einer Angst? Oder wollte der Körper da einfach nicht mitmachen?
Ein Rätsel, welches es noch zu lösen gab. Zumindest für Raphael.
Doch als er dort so vor seiner Kollegin stand, die Hände wieder in den Taschen seines Kittels vergraben, wurde er auf eine ganz andere Sache aufmerksam. Eine Sache, die er zuvor schon bemerkt hatte, aber noch keine Gelegenheit gefunden hatte, sie irgendwie unterzubringen, ohne den Kontext der Unterhaltung zu brechen.
"Sag mal.." vorsichtig linste er in Richtung Schwertgriff, der ihn nahezu anlächelte "Machst du eigentlich irgendeine Art von Kampfsport?" eine seiner Hände löste sich aus ihrer Höhle und deutete flüchtig auf den Griff der Klinge "Ich frag nur, weil.. ansonsten würde ich mir doch ein wenig Sorgen um die Sicherheit der Insel machen. Ist es hier wirklich so gefährlich?" wieder brach das Doktorlächeln zu einem schelmischen Schmunzeln aus. Er war sich ziemlich sicher, dass es für die vermeidliche Bewaffnung seiner Kollegin eine einfache Erklärung geben musste. Übergroße Kreaturen oder gefährliche Individuen hatte er hier noch nicht getroffen. Aber.. er war ja auch erst seit gestern hier.


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BeitragThema: Re: Krankenzimmer Krankenzimmer - Seite 10 EmptyMi 11 Nov 2020 - 18:07
Interessiert an Raphaels vermeintlichen Geheimtipps was seine Heimat betraf, lauschte die Rosahaarige aufmerksam seinen Worten, bis ihr eine Bemerkung ein amüsiertes Grinsen auf die Lippen trieb. „Man hört ja Spanier seien romantisch veranlagt, aber dass du mir gleich deine Familie vorstellen möchtest. Vielleicht sollten wir uns erst besser kennenlernen”, argumentierte sie mit einem verschmitzten Lächeln, das keine Zweifel an der scherzhaften Natur ihrer Worte ließ. „Aber Spaß bei Seite — wenn mein nächster Urlaub nach Spanien geht, musst du mir unbedingt ein paar der versteckten Perlen von Valencia aufschreiben.” Die Sache mit dem Tanzen ließ Deirdre mal unkommentiert. Ihrer Meinung nach war niemand von Grund auf untalentiert. Die meisten benötigten nur eine souveräne Führung und zwei Gläser Wein im Blut, um eine akzeptable Figur hinzulegen. Doch solche Theorien konnte man besser auf dem Tanzparkett belegen, als in einem Gespräch im Krankenzimmer.

Viel zu sagen hatte Raphael über Deirdres Heimatland nicht, was sie ein wenig enttäuschte. Doch es gab wahrscheinlich tatsächlich nicht viel über den nördlich gelegenen Staat zu sagen, was von Belang wäre. Viele sahen sie nur als das langweiligere Amerika und bildeten sich darüber hinaus keine Meinung über das Land. Und da sie Raphael keine Fun Facts oder Anekdoten über ihr Leben in Kanada aufzwingen wollte, ließ sie seine knappe Äußerung so im Raum stehen. Zumal Deirdre ihm durch den Hustenanfall ohnehin nicht viel Reaktionszeit gegeben hatte. Sie fühlte sich schuldig dem Gesprächsfaden ein jähes Ende bereitet zu haben, jedoch war es offensichtlich keine Absicht gewesen. Wenn jemand Verständnis dafür haben sollte, dann doch bestimmt ihr neuer Kollege, der auf ihre Bitte hin kurz verschwand und wenig später mit einer Tasse zurückkam.
„Danke dir”, nahm Deirdre das Wasser mit leicht krächzender Stimme entgegen. Ob die Tasse aus Raphaels persönlicher Kollektion stammte? Unwahrscheinlich, da heute sein erster Arbeitstag war, doch rein vom Optischen ausgehend, könnte sie sich den Becher auch gut in den Händen des Arztes vorstellen. Deirdre platzierte die Tablette in ihrem Mund und spülte sie mit einem kleinen Schluck Wasser herunter. Darauf folgten ein langes Ausatmen und ein Räuspern, um sicherzustellen, dass sie ihre Stimme auch wiederfand. Die Tasse behielt sie erst einmal locker in ihrem Schoß, falls ihr Hals noch nach weiterer Flüssigkeit schrie.

Glücklicherweise musste sie den roten Faden ihrer vorangegangenen Unterhaltung nicht mühsam wieder aufsammeln, da Raphael ein anderes Thema ansteuerte. Für Deirdre dazu ein deutlich interessanteres, als ihre schnöde Herkunft. „Na ja, das hier ist eine Insel voller starker, übernatürlicher Wesen. Ob sie gefährlich ist oder nicht, musst du wahrscheinlich für dich selbst ausmachen”, setzte sie lächelnd an und senkte den Blick ebenfalls flüchtig zu dem Schwert, das an ihrer Taille befestigt war. „Aber keine Sorge, ich will dich nicht verschrecken. Ich musste es hier zum Glück noch nie zur Selbstverteidigung einsetzen. Es ist eher ein langjähriges Hobby von mir. Und ohne Neam— mein Schwert würde ich mich irgendwie nackt fühlen.” Sie pausierte und lächelte verlegen über ihre eigene, wohl etwas sonderbare Bemerkung. Dann wiederum sprach sie hier mit jemandem, dem die Schwertkunst ganz offenbar nicht fremd war. Deirdres Blick wanderte zu der anderen Waffe im Raum und schließlich wieder zu Raphael. „Ich hatte erst die Befürchtung, dass das doof klingt, aber ich glaube du kannst nachvollziehen, was ich meine. Das ist doch dein Nodachi, oder nicht?” Sie deutete mit dem Zeigefinger auf das Schwert und blickte den Schwarzhaarigen interessiert an. Wäre es nicht seins, wäre sie stark überrascht. Wäre es wiederum seins, müsste sie ein ernstes Wörtchen darüber reden, wie frei zugänglich er es hier positionierte. Da verstand die Erzieherin trotz größtem Verständnis für alle Schwertliebhaber kein Pardon.


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BeitragThema: Re: Krankenzimmer Krankenzimmer - Seite 10 EmptyFr 13 Nov 2020 - 23:46
Zum ersten Mal in diesem Gespräch fehlten Raphael die Worte. Auch als ihm klar wurde, dass sich Deirdre gerade nur einen kleinen Spaß erlaubt hatte, brauchte er einen Moment, um seine Stimme wiederzufinden "Natürlich. Mach ich gern. Du musst mir nur rechtzeitig Bescheid geben." mit einem sanften Räuspern löste er sich aus seiner Sprachlosigkeit. Das Vorurteil der romantischen Ader ließ er unkommentiert. Romantik war doch immer abhängig von der Sichtweise der Leute.. oder? Konnte Romantik ein Ding der Herkunft sein?
Nun, er konnte zumindest bestätigen, dass in seiner Heimat sehr viel Liebe zu finden war. Und Leidenschaft. Manchmal ein wenig zu viel Leidenschaft..
Aber war das in anderen Ländern nicht auch so?

Der Spaß seiner Kollegin schwirrte für einen kurzen Moment noch in seinemr Kopf umher.
Was seine Mutter wohl sagen würde, wenn er zu Hause mit einer möglichen zukünftigen Schwiegertochter auftauchen würde? Das käme wohl darauf an, was für ein Mädchen er mit nach Hause bringen würde. Der erste Eindruck wäre da besonders wichtig. Deirdre? Sie würde seiner Mutter bestimmt gefallen. Sie war hübsch und machte bislang einen mehr als netten Eindruck.
"Buena mujer, Niño!" er konnte die Worte seiner Mutter schon hören, als stünde sie gerade neben ihm. Wie sie mit ihrer Hand durch die Luft fuchtelte und erst ihm, dann Deirdre kräftig in die Wange zwickte.
Aber.. warum dachte er überhaupt über solche Dinge nach? War so ein Gedanke nicht ein wenig weit hergeholt? Hatte er nicht andere Dinge zu erledigen? Wie zum Beispiel die Versorgung seiner Patientin? Er war schließlich nicht hier, um eine Frau zu finden.

Kaum hatte Raphael seiner Kollegin das Glas überreicht, ließ er es gar nicht zu einer eventuell merkwürdigen oder unangenehmen Stille kommen. Er fing ein Thema an, welches sowohl dem Redefluss dienen, als auch sein Interesse stillen würde. Denn es war alles andere als alltäglich, dass man eine Person mit Schwert an der Hüfte durch die Gegend laufen sah. Zumindest dann, wenn Raphael sich selbst aus dieser Rechnung herausnahm.
Bevor sie jedoch seine Frage beantwortete, sprach Deirdre etwas an, worüber Raphael noch gar nicht so richtig nachgedacht hatte. Wie gefährlich war eine Insel, auf der es nur so vor lauter verschiedener Wesen und Kreaturen wimmelte? Waren sie alle friedlich?
Auch wenn er auf diese Fragen noch keine Antworten hatte, beruhigte er sich mit der Annahme, dass es bei stetigen Konflikten hier nicht so schön könnte. Ein friedlicher Anschein kann natürlich trügen, aber wo sollten sich die Schlachtfelder und zerstörten Gebäude verstecken?
"Da bin ich aber beruhigt." mit einem leichten Seufzen strich sich Raphael mit der flachen Hand über die Brust. Dann folgte er dem Blick seiner Kollegin. Auf halbem Weg richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Dee, da er wusste, was sie sich da ansah. Mit einem verlegenen Lächeln richtete der Arzt seine Kopfbedeckung nach. Durch die Hektik am Morgen hatte er Bamboo ganz vergessen "Korrekt. Ich sehe schon, ich hab es hier mit einer Expertin zu tun." anerkennend nickte er vor sich hin, ehe er mit einem langen Schritt zum Schreibtisch ging und den Griff der Klinge umfasste "Aber ja, ich verstehe, was du meinst. Ich würde zwar nicht sagen, dass ich mich ohne meinen Freund hier nackt fühle, aber.." er hob Bamboo an und mit verträumten Augen ging er die Länge der Klinge nach, bevor er sich mit einem Blinzeln löste "Es ist wie ein dritter Arm. Und wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, dass er da ist, möchte und kann man nicht mehr ohne ihn." es war eigentlich schon ungewöhnlich gewesen, dass er innerhalb von 10 Minuten nicht nach seinem scharfen Begleiter gesehen hatte. Manchmal war Raphael da ein wenig paranoid..
Aber Deirdre bot eine exzellente Ablenkung.
"Wie lang hast du denn.. Neam? schon? Und, was wohl viel wichtiger ist, wie lange trainierst du schon?" die Aufregung über die Bekanntmachung mit einer möglichen neuen Bekanntschaft wich der eines begeisterten Schwert-Freundes. Auch wenn Raphael seine Begeisterung äußerlich noch in Zaum halten konnte. Dennoch galt seine Aufmerksamkeit nun vermehrt der schmalen Klinge, die an der Hüfte der jungen Dame in ihrer Hülle ruhte. Zu gern würde er sich das Schwert mal genauer ansehen. Vielleicht sogar mal erfahren, wie gut sie damit umgehen konnte. Vielleicht durch einen kleinen, freundschaftlichen Trainingskampf?
Aber Raphael wollte nichts überstürzen. Und er wusste natürlich nicht, ob Deirdre für so einen Spaß zu haben war.


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BeitragThema: Re: Krankenzimmer Krankenzimmer - Seite 10 EmptyMo 30 Nov 2020 - 13:36
Raphael ließ die Frage, ob die Insel gefährlich sei oder nicht, unkommentiert im Raum stehen. Etwas schade, wie Deirdre fand, denn seine Meinung zu dem Thema hätte sie durchaus interessiert. Doch da sie ihn ja selbst im nächsten Atemzug beruhigte, war die Sache für ihn wohl einfach erst einmal abgeschlossen. An seinem ersten Arbeitstag wollte man wahrscheinlich nicht allzu fest über die Gefahren des neuen Wohnorts nachgrübeln. Deirdre hatte der Gedanke zu Anfang etwas eingeschüchtert, ihren Lebensraum mit allen möglichen magischen Wesen zu teilen, nicht nur mit Tierwesen, wie früher. Denn wenn man es realistisch betrachtete, war sie in der Hackordnung eher im unteren Bereich. Neben Dämonen, Werwölfen und Vampiren konnte sich eine kleine Motte nicht unbedingt behaupten. Sie konnte daher von Glück reden, dass bisher noch nichts aus dem Ruder gelaufen war und ihr noch kein randalierender Schüler oder gar Lehrer an den Kragen wollte. Wobei sie sich jedoch anderweitig zu verteidigen wusste.

„Ich weiß genau was du meinst“, sie nickte zustimmend und fuhr liebevoll über den Griff ihres Schwertes. Deirdre hatte schon einige Schwertkämpfer getroffen, auf Isola und außerhalb, doch jemanden zu treffen, der seine Klinge nicht nur zweckmäßig nutzte, sondern wertschätzte wie einen treuen Freund, war selten. Ein warmes, vorfreudiges Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus, als sie Raphael dabei beobachtete, wie er langsam den Blick von seiner Waffe löste. „Das erste, was ich nach dem Aufstehen mache, ist nach meinem Schwert zu sehen. Ich muss einfach wissen, dass es da ist“, erzählte sie und strich sich daraufhin mit einem etwas verlegenen Kichern eine Strähne hinters Ohr. „Du kannst mir nicht sagen, dass das verrückt klingt. Ich hab gesehen, wie du dein Schwert eben angeguckt hast“, fügte sie mit einem verschmitzten Schmunzeln hinzu. Sie hatte nicht das Gefühl, dass Raphael sie für solche kuriosen Aussagen verurteilen würde. Dann wiederum war ihre Bekanntschaft noch frisch und manchmal war es schwierig abzusehen, wo für jemanden die Grenze zwischen Humor und Seltsamkeit verlief.
Ohne länger als ein paar Sekunden nachdenken zu müssen — und selbst diese „lange“ Bedenkzeit schob Deirdre auf ihre Erkältung — antwortete sie auf Raphaels Fragen. „Ich hab mein Schwert mit zehn bekommen und seitdem widme ich mich auch dem Training. Leider kamen hier und da Trainingspausen dazwischen, aber zumindest seitdem ich auf Isola lebe, nehme ich das Training ziemlich ernst. Ich möchte nie wieder an den Punkt kommen, an dem es sich fast fremd anfühlt Neamhain zu führen.“ Um ihre Worte nicht trist klingen zu lassen, unterstrich Deirdre sie mit einem Lächeln. Die Zeiten, in denen sie ihre Klinge und die Schwertkunst vernachlässigt hatte, waren schließlich vorbei. „Ach ja, Neamhain. So heißt es“, lächelte sie und stupste sanft den Griff an, als wäre es die Nase eines Hündchens. „Und wie sieht es bei dir aus, wenn ich fragen darf? Wie bist du zur Schwertkunst gekommen?“ Neugierig funkelte sie Raphael an, als ihr eine Idee in den Sinn kam.

Ein wenig unsicher, ob sie zur Tat schreiten und ihren Einfall verkünden sollte, rutschte Deirdre auf dem Krankenbett herum, bevor sie den Becher abstellte und aufsprang. Zum Glück setzte kein Schwindel ein. „Bevor du antwortest: Ich hätte da einen Vorschlag, falls du an Bord bist.“ Sie schmunzelte verheißungsvoll und wartete einen Augenblick, um Raphael Reaktionszeit zu geben. Obgleich nicht lange genug, um ihn zu Wort kommen zu lassen. „Wir haben hier vor Ort ein Dojo, das wir nach Lust und Laune benutzen können. Hättest du Lust es dir mal anzugucken? Mir eine kleine Kostprobe deiner Fähigkeiten zu geben? Ich revanchiere mich auch, nachdem ich ein paar davon genommen hab.“ Deirdre wedelte mit den Tablettenpackungen herum und hoffte inständig, dass sie Raphael damit nicht komplett überfiel. Schließlich war heute sein erster Arbeitstag und er war offenbar ganz allein für das Krankenzimmer zuständig.
„Ich muss mich jetzt erst mit den Umzugsleuten rumschlagen, aber—“
Sie riss eine Lasche ihrer Medikamentenpackung ab, fischte einen Kulli vom Schreibtisch und notierte ihre Handynummer auf dem Papierstreifen. „—schreib mir einfach, wenn du frei bist?“ Lächelnd ließ sie die Notiz in die Brusttasche des Arztkittels wandern und bewegte sich, mittlerweile mit deutlich rosigeren Wangen, zur Tür. Auch wenn hier momentan flaute herrschte, hatte sie erst mal genug von Raphaels Morgen für sich beansprucht. Sie wollte ihm die Zeit lassen sich hier ordentlich einzuarbeiten, allerdings nicht ohne sich die Versicherung zu holen, dass ihr Gespräch später fortgesetzt werden würde. Sie brannte nämlich darauf zu erfahren, wie seine Rolle als Arzt und das Schwert zusammen passten. „Oh, noch ein kleiner Anfängertipp unter Kollegen: Frau Bardera erkennst du immer an ihren Absätzen“, wisperte sie schmunzelnd. Nicht, dass ihre verschlafene neue Bekanntschaft schon am ersten Tag die Leviten gelesen bekam. „Bis später!“ Und weg war sie.

Tbc: Dojo | Schule


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