Käse, Pizza, noch mehr Käse! Die guteingerichtete, italienische Pizzeria brachte der Stadt großen Stolz mit. Viele romantische Abende wurden bereits in dieser Pizzeria verbracht, hier sollen sich auch der Bürgermeister und seine Frau sich kennen gelernt haben. Die zwei Ladenbesitzer Pietro und Chiara sind Werwölfsgeschwister aus dem Süden Italiens, die es vor mehr als 30 Jahren nach Isola verschlagen hat. Auch sie haben die Shima no Koji Oberschule besucht und im Waisenhaus gewohnt, kennen daher alle wichtigen Gesichter der Insel, sind immernoch top informiert und haben fast immer die richtigen Antworten auf die Fragen "Wer...?". Italienische Fahnen schmücken das Innere und Äußere der Pizzeria und bereits von weitem kann man den Geruch einer frisch gebackenen Pizza aus dem Pizzaofen vernehmen. Eine Pizza Hawaii solltet ihr jedoch nur wählen, wenn ihr spöttischem Gelächer seitens der Italiener auch standhalten könnt.
Je länger er hier saß, desto sicherer war er sich, dass er unabsichtlich das zweitunangenehmste Mittagsessen seines Lebens angezettelt hatte. Vielleicht war es absehbar gewesen, dass sich die Konstellation nicht als optimal entpuppen würde, doch Mike hatte keine Ahnung gehabt, wie ungünstig alles in Wahrheit stand. Er wollte doch wirklich nur eine Pizza mit seinen Freunden essen und sich ein bisschen über die bodenlose Frechheit, die ihm auf dem Flur passiert war, auslassen. Letzteres hatte er auch geschafft und erntete dafür die Bestätigung, die er gebraucht hatte – nämlich, dass er im Recht war und diese Miyaki eine fiese AG-Diebin war. Für seinen Geschmack wurde das Thema aber viel zu schnell von einem anderen überschattet … „Uhh… wo wollt ihr hin?“, warf er Ivy und Levi mit einem Hauch Nervosität in der Stimme und der Magengegend hinterher. Wann war es schon jemals ein gutes Zeichen, wenn sich zwei Personen zu einem privaten Gespräch zurückzogen, vor allem nach dem, was vor Kurzem zwischen ihnen vorgefallen war? Mit einem leicht verkrampften Lächeln wandte Mike sich wieder an Lydia, fuhr sich durch die Haare und nippte an seinem Eistee, während seine Gedanken plötzlich in alle möglichen Richtungen ausschlugen. So gerne er das Flaschendrehen auch als betrunkene Halluzination abstempeln würde, seine Erinnerungen zeigten — zwar leicht verschwommen und durcheinandergewürfelt — einen Kuss zwischen seinen beiden engsten Freunden. Er hatte seine Gefühle schon an jenem Abend nicht einordnen können und das konnte er selbst nach einigen Tagen, in denen er das Ganze nur verdrängt hatte, immer noch nicht. Doch, wenn er es in schlichte, schmucklose Worte fassen müsste, wären es am ehesten Eifersucht und Verrat. Als er merkte, dass er gedankenabwesend den halben Eistee leergeschlürft hatte, stellte er das Glas ruckhaft wieder hin und zuckte auf Lydias Frage hin nur mit den Schultern. „Kann sein.“ Wenn er ganz genau hinhorchen würde, könnte er vielleicht die ein oder anderen Sätze ausmachen, aber in diesem Moment war er eigentlich ganz dankbar für das Klappern aus der Küche und die Ventilatoren im Restaurant.
Fast zeitgleich mit den Pizzen landeten die beiden Abtrünnigen wieder am Tisch. Mike konnte sich einen ungläubigen Blick nicht verkneifen, als Levi sich bloß mit einer klassischen Floskel hinpflanzte und ansonsten kein Wort der Erklärung fallen ließ. Selbst eine Notlüge hätte es getan, um die merkwürdig verkrampfte Stimmung zu lösen. Mike deutete nur mit der Hand auf die Getränke, hielt den argwöhnischen Blickkontakt noch für eine Sekunde aufrecht und widmete sich schließlich seiner Pizza, in die er nun, nur noch halb so genüsslich wie geplant, hineinbiss. Und nicht einmal das eine Stück fand den Weg in seinen knurrenden Magen, bevor Ivy plötzlich frei von der Leber weg den Elefanten im Zimmer ansprach. Mike unterbrach sein Kauen und schielte erwartungsvoll (und vielleicht etwas hilfesuchend) zu Lydia. Sag etwas, um vom Thema abzulenken. Spiel die Sache runter… stoß dein Glas vom Tisch. Seine vergeblichen telepathischen Bitten wurden offenbar nicht von Lydia erhört. Im Gegenteil, sie zählte die Ereignisse des Abends Punkt für Punkt auf, ohne das kleinste Detail auszulassen. Wenn er jemals jemanden brauchte, der für ihn vor Gericht eine Zeugenaussage machte, wäre sie seine erste Wahl. Doch im Hier und Jetzt brachte ihn Lydias Ausführung dazu, etwas tiefer in seinen Sitz zu rutschen und für einen Moment die Augen zusammenzukneifen. Sein Herz begann wegen dieser Konfrontation schneller zu klopfen und als Levi seinen Namen fallen ließ, konnte er sich nicht mehr in teilnahmsloses Schweigen hüllen. „Ey, was ist mit euch? Wir hatten alle einen sitzen und wir haben Flaschendrehen gespielt und—und du saßt halt neben ihr…“ Energisch riss er ein zweites Stück von seiner Pizza und schob es sich in den Mund. „Du hast einfach random jemanden… geküsst, oder nicht? Hätte genauso gut dieser Noah-Typ sein können oder—oder ich. Sag’s ihm.“ Er wedelte mit dem Pizzastück zwischen Levi und Ivy hin und her; die Ohren knallrot und der Blick demonstrativ auf seine Salamipizza gerichtet. Wozu haben sie das klärende Gespräch am Ballabend geführt, wenn jetzt alles wieder durcheinandergeworfen wurde? Er war frustriert, ohne konkret zu wissen wegen wem oder was.
Nachdem Ivy einfach alle Anwesenden am Tisch gefragt hatte, was passiert war, bereute sie ihre Frage direkt auch wieder. Levi druckste etwas rum und auch Mike schien sich irgendwie komisch zu verhalten. Nur Lydia erzählte einfach fröhlich vor sich hin, was passiert war. Ivy starrte ihre beste Freundin ungläubig an. Flaschendrehen? Dafür hatten sie jetzt so ein Drama gemacht? Eigentlich hätte Ivy erleichtert sein müssen. Es war ja immer hin nur ein dummes Spiel gewesen und darüber bräuchte man sich doch keine Sorgen zu machen oder? Allerdings ließ etwas in ihrem Hinterkopf sie keine Erleichterung spüren, da fehlte noch irgendein wichtiges Detail in ihrer Erinnerung. Auch Mike hatte sich etwas komisch verhalten. War es ihm doch nicht egal gewesen? Gab es doch noch eine Hoffnung? Hatte er sich das mit dem Korb doch noch anders überlegt? Hatte Ivy es falsch interpretiert? War sie vielleicht doch schon betrunken gewesen? So viele Fragen und nun war sie wieder ganz am Anfang. Sie biss sich auf die Lippe und sah kurz zu Lydia. Ihre beste Freundin hatte niemals gewusst, dass sie auf Mike stand. Oder steht? Oder doch nur stand? Och nö, warum wurde das alles nur so kompliziert? Kurz sah sie zu ihrer Pizza und wollte sich damit etwas ablenken. Sie nahm ein Stück und biss hinein, doch auch das bereute sie schnell wieder. Es war mega heiß und der Käse klebte an ihrem Gaumen fest. Au! meckerte sie schnell und nahm einen kräftigen Schluck von ihrer Cola. Uff, so ein Mist. Dann begann auch noch Levi irgendwas vor sich her zu stottern und verwirrt sah sie ihn an. Es war Flaschendrehen gewesen, war doch egal oder? Jaja genau, du saßt direkt neben mir, deshalb. wollte sie die Sache begraben, doch Mikes Worte lösten bei ihr so etwas wie einen Erinnerungsschub aus. Sie sah Mike an und erinnerte sich plötzlich, dass alles verschwommen war und sie anstatt Levi und Mike, zwei Mikes vor sich gesehen hatte. Sie wollte also doch Mike küssen! Ich war so betrunken, dass ihr beide wie Mike aussaht. brabbelte sie kurz vor sich her und sah dann wieder in die Runde. Hatte sie das gerade etwa laut gesagt? Ne oder? Hilfe suchend, sah sie zu Lydia und fing dann aus Verlegenheit einfach an zu lachen. Haha, ja Flaschendrehen ist schon ein lustiges Spiel! Wir waren ja alle so betrunken, was ist denn da schon dabei? Lachte sie weiter und sah Lydia weiterhin Hilfe suchend an. Bitte stimme mir zu. Mach was! IRGENDWAS!
Mike war während der Abwesenheit, der anderen beiden nicht sehr gesprächig. Lydia beobachtete die Kellner derweil ein wenig. Sie wusste nicht, ob sie Mike irgendwie auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Aber es wirkte fast so. Gab es irgendein Geheimnis, von dem die Wölfin nichts wusste? Sie wusste auf jeden Fall, dass Mike oder wer auch immer an dem Geheimnis beteiligt war, sich sicher irgendwann einmal an sie wenden würde, wenn es relevant war. Und wer wusste schon, vielleicht gab es auch einen Grund für die Geheimniskrämerei. Oder Lydia lebte einfach hinterm Mond und checkte gar nichts. Egal, sie verwarf ihre Gedanken wieder. Mike schien auf jeden Fall geistesabwesend zu sein und sie wollte ihn nicht weiter stören, darum blieb sie im weiteren Verlauf leise.
Nachdem dann endlich das Essen kam und auch Leviathan und Ivy wieder aufgetaucht waren, schüttelte Lydia mit dem Kopf auf die Frage von Leviathan hin. Verpasst hatten die beiden wirklich rein gar nichts. Die Irin schien die einzige zu sein, die kein Problem mit dem Flaschendrehen hatte. Sie erzählte den anderen einfach was passiert war und dachte auch nicht daran, dass dies gleich anschließend eine große Diskussion auslösen würde. Levi schien nicht zu verstehen, warum Ivy ihn geküsst hatte. Mike hingegen schob die ganze Schuld auf den Alkohol und auf die Sitzreihenfolge. Und Ivy? Ivy schien Schmerzen zu haben. „Alles okay bei dir?“, fragte sie führsorglich ihre Freundin. Wenn sie jetzt einen Arzt bräuchte, würde dieses Gespräch wahrscheinlich beendet werden. Aber dann könnte Lydia ihre leckere Pizza auch nicht fertig essen. Sie wartete auf jeden Fall ab, was Ivy zu ihrem Gesundheitszustand sagen würde und aß parallel dazu ein Stück Pizza. Die nächsten Worte von Ivy machten das Gespräch am Tisch noch seltsamer. Sie wollte in Wirklichkeit Mike küssen? Ein Stich durchfuhr Lydias Herz und sie hielt kurzzeitig den Atem an. Danach bemerkte sie die hilferufenden Blicke ihrer Freundin. Lydia sah die Weißhaarige verwirrt an und griff anschließend nach dem Glas Cola. „Ja, es war doch nur ein Spiel. Ist doch nichts dabei, denke ich“, stimmte sie Ivy zu. Danach nahm sie einen Schluck von der Cola und verschluckte sich sofort an dem Getränk. Die Irin stellte das Glas ab und versuchte kurzzeitig das Husten zu unterdrücken, doch ihr Kopf wurde rot und sogleich fing sie an zu husten. Sie drehte sich auf die Seite, damit sie nicht das Essen und die Leute am Tisch anhustete. Die Wölfin hustete sich fast die Seele aus dem Leib und es hörte blöderweise nicht auf. Am liebsten hätte sie gefragt, ob ihr jemand auf den Rücken klopfen konnte, aber sie konnte nicht mehr reden vor lauter husten.
Scheinbar hatte der Engel mit seiner wohlgemerkt unüberlegten Frage so ziemlich etwas losgetreten; an ein entspanntes Pizzaessen war so schnell jedenfalls nicht mehr zu denken. Mike versank zwar immer mehr in seinem Sitz, mischte sich dann aber doch abrupt ein und kam Ivy sogar bei der Antwort auf seine Frage zuvor. „Echt, ich saß neben Ivy?“, fragte er übertrieben erstaunt noch einmal nach und hatte plötzlich Mitleid mit der Pizza seines Kumpels, die für die Situation irgendwie so gar nix konnte, aber alles andere als zärtlich behandelt wurde. „Ach soooo, das wusste ich ja nicht. Reg dich nicht gleich so auf!“ Glücklicherweise war der Nephilim auch sonst immer so verpeilt, dass ihm wahrscheinlich jeder am Tisch diesen Geistesblitz gerade eben bedenkenlos abgekauft hatte. Und jetzt, wo sich nach Ivys Zugeständnis – zumindest für Levi, der sein schlechtes Gewissen nun endgültig begraben konnte – alles in Wohlgefallen aufgelöst hatte, hätte sich auch jeder am Tisch wieder beruhigen und sich in aller Seelenruhe seiner Pizza widmen können.
Hätte. Ivy verfolgte scheinbar einen anderen Plan. Nachdem Levi sie im letzten Moment noch heldenhaft gerettet und geschickt aus der Affäre gezogen hatte, katapultierte sie sich selbst wieder auf die Zielgerade. Mit Leuchtpfeilen. Das Kauen der Pizza verlangsamte sich zunehmend, als der Engel ihre Worte auffasste. „Ich sah … was? Dass sie mich geküsst hat, war nur ein Versehen?“ Missmutig legte er den Rest seines Pizzastückes zurück auf den Teller, da es urplötzlich jeglichen Geschmack für ihn verloren hatte. Der Kuss mit Ivy war ihm eigentlich egal gewesen, er konnte sich ja sowieso nicht daran erinnern. Dennoch ließ ihn der Gedanke, dass seine erste zwischenmenschliche Interaktion mit einem Mädchen nach einer für Levi gefühlten Ewigkeit lediglich ein Unfall war, tiefste Selbstzweifel widerfahren. Scheiß Pubertät! Auch der Versuch, das Gespräch wieder in eine völlig harmlose Richtung zu lenken prallte erfolgreich an Levi ab, der seinen Teller etwas von der Tischkante wegschob, wie man es eigentlich tat, um zu signalisieren, dass man fertig gegessen hatte. Danach sah sein Teller jedoch gar nicht aus, immerhin war noch gut die Hälfte der Pizza drauf zu finden. „Also warst du doch scharf auf Mike“, stelle er trocken fest, lehnte sich nach hinten und sah ernst zu Ivy. Anhand seiner Mimik und seiner Körperhaltung war es dem Engel deutlich anzusehen, dass es ihn nicht kümmerte, Ivy gerade immer weiter ans Messer zu liefern. Ob das nun dem Umstand der Kränkung und damit verbundener Kopflosigkeit geschuldet oder seine höchst persönliche Retourkutsche an Ivy war musste vorerst offenbleiben. Auch, als Lydias Husten anfing, hielt der Engel den Blick zu Ivy noch verhältnismäßig lange stand. Erst, als sich abzeichnete, dass der Hustenanfall wohl kein erneutes Ablenkungsmanöver (oder?) darstellte und Lydia sich schon mit hochrotem Kopf verzweifelt zur Seite drehte, reagierte der Engel allmählich. „Jetzt hilf ihr doch oder willst du sie ersticken lassen?“, fragte er Ivy übertrieben, die Lydia nun mal am nächsten saß, sprang nach wenigen Sekunden jedoch selbst auf und klopfte ihr fest mit einer Hand auf den Rücken, während die andere auf ihrer Schulter ruhte. „Geht’s?“, fragte er sie mit einem Hauch von Sorge in der Stimme. „Steckt dir der Käse irgendwo? Hatte ich auch schonmal. Musst du kotzen? Brauchst du einen Kübel?“ Und spätestens beim Wort "kotzen" waren auch Chiara und Pietro hellhörig geworden und wuselten nervös im Hintergrund herum, vermutlich auf der Suche nach einen ... Kübel.
Zum Glück bestätigte Ivy seine hektische Unterstellung, auch wenn ihre Worte in seinen Ohren nicht allzu überzeugt klangen. Andererseits hatte sie offenbar kaum Erinnerungen an den Abend, also musste der Unterton wohl daher rühren. Das redete Mike sich jedenfalls ein, während er Ivy bekräftigend zunickte und einen großen, erleichterten Bissen von seiner Pizza nahm. Also herrschte die Übereinkunft, dass es keine große Sache mit tiefer, unterliegender Bedeutung gewesen war, sondern eben nur ein Spiel und eine Prise Zufall. „Sag ich doch. Ihr beide—nebeneinander.“ Waren die Wogen nun etwa geglättet? Es erweckte fast den Anschein. Levis Verwunderung über die Sitzreihenfolge an jenem Abend kommentierte Mike mit einem weiteren, überzeugten Nicken (obwohl er sich selbst nicht im Geringsten daran erinnerte, wer neben wem gesessen hatte) und ließ die anschließende Bemerkung des Engels ausnahmsweise so stehen. Die Hauptsache war, dass sie sich jetzt wieder ihren vernachlässigten Pizzen widmen konnten. Erfüllt von Erleichterung und Entlastung, faltete Mike ein Pizzastück der Länge nach und schob es sich im Ganzen zwischen die Kiemen. Als wäre er vorher nicht schon am Verhungern gewesen, hatte ihn der ganze mentale Stress noch hungriger gemacht. Zu dumm, dass er sich scheinbar nicht in einer Pizzeria, sondern auf einer Achterbahn befand. Die Stimmung am Tisch schlug mit Ivys Worten schlaghaft um und wurde noch bissiger als vorher, wie auch immer das möglich war.
Im ersten Moment meinte er sogar sich verhört oder Ivys Worte nicht richtig interpretiert zu haben. Wieso sollte sie jetzt so etwas sagen? Eilig schluckte er den Monsterbissen runter und sah irritiert zwischen Ivy und Lydia, die die Bemerkung runterspielte, hin und her. Sein Mund war geöffnet, aber es kamen keine Worte heraus. Was sollte er auch dazu sagen? Was sollte er überhaupt darüber denken? Er hatte doch keinen blassen Schimmer, wie man mit solchen Konflikten richtig umging und trotzdem hatte er sich irgendwie mitten hinein katapultiert. Und wieso war Levi jetzt überhaupt beleidigt? Überfordert mit einer Situation, die seine sozialen und kommunikativen Fähigkeiten überstieg, knüpfte er daher einfach an Ivys offensichtlich verzweifelten Versuch an das Ganze doch noch in eine harmlose Richtung zu lenken. „Eben, wir waren alle dicht und haben dummes Zeug gemacht und gesagt. Scheiße, ich hab Caiwens Kleid angezogen… macht mich das jetzt zu ‘nem Mädel oder—oder schwul? Das war doch alles nur Spaß und…“, plapperte er, bevor Lydia plötzlich in einen Hustenanfall ausbrach und ihn glücklicherweise davon abhielt noch mehr sinnlose, wenig hilfreiche Worte in den Raum zu werfen. Während Levi die Initiative ergriff und Lydia half, suchte Mike Ivys Blick. Ihm fehlten nach wie vor die Worte und vielleicht ein wenig das Verständnis, aber es konnte doch nicht sein, dass ein betrunkener Kuss beim Flaschendrehen ihre Freundschaft sabotierte. Ihrer aller Freundschaft. Dann wiederum wusste er nicht, wie er die Situation gerade noch retten könnte, also zuckte er letztlich nur schwach mit den Schultern und zwang sich ein schmales, befangenes Lächeln auf, bevor er auch von seinem Platz rutschte und sich ebenfalls Lydia zuwandte. „Bisschen extrem für ‘n Ablenkungsversuch, oder nicht?“, scherzte er schmunzelnd und schielte dabei flüchtig zu Levi. Er bezweifelte zwar, dass Humor gerade der richtige Ansatzpunkt war, während Lydia sich die Seele aus dem Leib hustete und das Mittagsessen auch ansonsten nicht optimal verlief, aber… ja, eigentlich gab es kein Aber.
Ivy fühlte, wie sich nach ihrer Aussage immer mehr ein Kloß in ihrem Hals bildete. Während sie Lydia verzweifelt ansah, meldete sich Levi zu Wort und er schien ganz und gar nicht begeistert. Er schob seinen Teller zur Seite und sah zu Ivy, die nur schluckte. Bei seinen nächsten Worten, klappte ihr der Mund auf und sie wurde knallrot. Wie konnte er das jetzt nur einfach so heraus posaunen? Vor allem, nachdem Ivy ihm gerade noch erklärt hatte, dass Mike ihr doch schon einen Korb gegeben hatte! War das die Rache dafür, dass Ivy eigentlich gar nicht Levi küssen wollte? Also wollte Levi doch geküsst werden? Oder wie sollte sie das Ganze jetzt verstehen? Verwirrt sah sie zu Levi und schüttelte nur enttäuscht den Kopf. Das hätte er doch verstehen müssen... es war quasi der letzte Versuch gewesen, Mike doch noch zu überzeugen, dass es mehr als nur Freundschaft war. Aber jetzt war auch noch die Frage: Was wollte Levi eigentlich? Es herrschte einfach absolute Verwirrung. Ich wusste ja gar nicht, dass es dich so sehr stört, dass ich nicht dich küssen wollte. Dabei betonte sie das "dich" sehr deutlich und sah Levi ebenfalls nun etwas beleidigt an. Gott sei dank hatte Lydia ihre Blicke gefunden und hatte tatsächlich versucht ihre Aussage herunter zu spielen, außerdem machte sie dann doch noch einen Ablenkungsversuch. Oder? Während Lydia begann zu husten, nickte Ivy ihr dankend zu, allerdings entwickelte sich das doch alles in eine falsche Richtung? Erstickte sie nun? Was war los? Levi kam ihr zur Hilfe und währenddessen, versuchte Mike die Sache noch einmal herunter zu spielen. Sie spürte nur den Blick von Mike, doch sie wendete den Blick ab, wurde rot und sagte einfach nichts. Wie sollte sie jetzt noch versuchen alles zu überspielen, wenn selbst Levi sie so in die Scheiße reingeritten hatte? Nun also sprang Ivy auch auf und wollte ihrer besten Freundin helfen. Sie trat an ihre Seite und schubste Levi eher unsanft ein wenig zur Seite. So feste wie du klopfst, stirbt sie eher davon! sagte sie und klopfte ihr etwas sanfter auf den Rücken. Lydia war klein und zierlich, da sollte man sie nicht verprügeln, nur weil sie so schwer husten musste! Ivy nahm ihre eigene Cola und hielt sie Lydia hin. Trink einen Schluck, dann geht es bestimmt besser... sagte sie leise und hoffte, dass ihre beste Freundin hier nicht starb, nur um von der ganzen peinlichen Sache abzulenken! Was für ein Disaster!
Nachdem sich Ivy wieder in die ganze Situation neu verwickelt hatte, ging die gesamte Diskussion von vorne los. Mike versuchte es nochmals neu zu kitten, indem er den Alkohol die Schuld gab. Doch Levi verfolgte wohl andere Pläne. Seine Worte hallten in den Ohren der Wölfin. Was hatte er gerade gesagt? Ivy stand auf Mike? Entsprach dies der Wahrheit? Aber wieso sollte Leviathan lügen? Das weitere Gespräch bekam die Irin nicht mehr mit. Warum? Weil sie an den Samstagnachmittag vor ein paar Tagen denken musste. Dort war einiges zwischen Mike und Lydia passiert. Aber wenn sie gewusst hätte, dass Ivy auf Mike stand, dann hätte sie es niemals so weit kommen lassen und wäre auf Abstand gegangen. Ihre Augen wurden langsam aber sicher nass, da sie den Tränen nahe kam. Was hatte sie denn getan? Wieso ist das überhaupt passiert? Sie verstand ihre Situation nun viel besser und ekelte sich vor sich selbst. Wieso hatte ihre beste Freundin ihr nichts davon gesagt? Mike hätte ja auch mal was sagen können! Ihr Herz tat weh und wurde schwer. Sie war verletzt und fühlte sich von ihren Freunden hintergangen. Mike hätte dies am Samstag nicht zulassen sollen. Lydia wurde sauer und die nassen Augen verschwanden wieder. Sie sah in Mikes Augen mit einem bösen Gesichtsausdruck. Er würde schon wissen, was sich die Wölfin dachte. Sie sah ihn lange an, denn er hatte sie verletzt. Auch Ivy hatte sie verletzt, denn sie hatte ihr davon gar nichts erzählt. Und jetzt… war es so weit gekommen, dass auch Lydia Gefühle für denselben Mann hatte wie Ivy. Oh Gott, der Tag konnte einfach nicht schlimmer werden. Das Essen war auch der Irin vergangen. Nach einigen Stückchen Pizza hörte sie auf zu essen. Sie würde sich auf jeden Fall den Rest für später einpacken lassen, soviel war klar. Aber jetzt konnte sie einfach nichts mehr essen.
Das Verschlucken blieb wohl doch nicht unentdeckt. Kurzzeitig dachte die Wölfin wirklich, dass sie jetzt sterben würde. Wobei sterben in dieser Situation gar nicht die schlechteste Option war. Aber Levi ließ sie nicht sterben und half ihr sofort. Er klopfte so fest, dass Lydia den Rücken ein wenig weh tat. Aber es half doch schon ziemlich gut. Ivy klopfte ihr danach noch sanfter auf den Rücken und schließlich konnte Lydia wieder normal atmen. „D…Danke für eure Hilfe“, sagte sie zu den beiden mit einer heiseren Stimme. Levi wollte gleich mal wissen, ob sie einen Kübel brauchte. Lydia schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab mich nur an der Cola verschluckt“, sagte sie immer noch mit heiserer Stimme. Oh man, peinlicher konnte es wohl wirklich nicht mehr werden. Ivy bot ihr auch gleich darauf ihre Cola an. Aber von Cola hatte die Irin jetzt mal erst die Schnauze voll. „Nein, danke. Ich trinke jetzt erstmal lieber nichts, bevor ich mich nochmals verschlucke“, lehnte sie dankend das Angebot ihrer Freundin ab. Mittlerweile kam ihre Stimme auch wieder zurück. Zwar hatte sie immer noch nicht die volle Lautstärke erreicht, aber es wurde schon besser. Nun versuchte noch Mike zu scherzen, aber zu scherzen war der Wölfin wirklich nicht zumute gerade. Sie sah ihn einfach nur schweigend und beleidigt an. Danach sah sie zum Fenster hinaus.
Ivys Konter war gut gewesen. So gut, dass auch Levi sich kurzerhand fragen musste, worin denn nun eigentlich sein Problem bestand. „Wer sagt, dass mich das stört?“, gab er zickig zurück und versuchte in Gedanken immer noch den Grund für seine beleidigte Verstimmung zu finden, wurde so schnell aber nicht fündig. Vielleicht war es auch einfach die Allgemeinstimmung am Tisch, von der sich jeder gerade anstecken ließ. Sogar vor Lydia machten die bad vibes nicht Halt – das war trotz vorbildlichem Arschlochverhalten auch dem Engel nicht entgangen, der das Mädchen ansonsten eigentlich nur mit Sonnenschein im Gesicht kannte. Da fiel sowas nun einmal schnell auf. Eigentlich hätten die vier auch genauso gut eine Selbsthilfegruppe gründen können, anstatt Pizza essen zu gehen. So hätte zumindest jeder mal die Chance gehabt zu erklären, wo denn überhaupt sein oder ihr Problem bestand.
Die Stichelei mit Ivy fand auch kein Ende, als Levi aufgesprungen war, um Lydia wegen ihres Hustenanfalls zur Hilfe zu eilen und nach einem kurzen Moment ziemlich harsch von Ivy weggestoßen wurde. „Geht’s noch? So bringt ihr das überhaupt nix und der Käse bleibt ewig stecken!“, entgegnete er verstört und drängelte sich wieder an Ivy vorbei, die ihm bei seiner Aktion voll im Weg stand. Einige weitere Male klopfte er ausgiebiger auf Lydias Rücken und ließ es sich dabei nicht nehmen, Ivy empört anzufunkeln, bis das Husten allmählich weniger wurde und schließlich ganz verschwand. „Oh.“, kam es nur zwischen den Lippen des Engels hervor, nachdem Lydia erklärt hatte, dass sie sich nur an ihrem Getränk verschluckt hatte. Kein Käse? Egal. „Trotzdem muss man da fest drauf hauen.“, sagte Levi mit erhobenem Zeigefinger zu seiner Verteidigung und das Funkeln in seinen Augen, das immer noch Ivy galt, war nicht mehr ganz so jähzornig. Aber immer noch ein bisschen zornig! Schnaufend platzierte der Engel sein Hinterteil wieder auf den Stuhl und weil er nicht wusste, was er nun sagen sollte und in Sachen Ablenkungsscherzen nicht ganz so beheimatet war wie Mike, griff er einfach nach seiner Cola und schlürfte übertrieben laut und so lange, bis sein Getränk leer war. Und auch noch, als sein Getränk schon längst leer war. „Also, wie war das jetzt?“, setzte Levi irgendwann doch noch an und linste zu Mike rüber, der neben ihm saß. Die ewige, peinlich berührte Stille musste einfach ein Ende haben. „Warum hattest du Caiwens Kleid an?“ Und was noch viel wichtiger war: „Und vor allem, was hatte sie währenddessen an?“ Und überhaupt, warum war Caiwen gerade nicht hier? Irgendwie war sich der Engel sicher, dass sie sofort eine Lösung parat hätte, um die angespannte Stimmung am Tisch zu lösen.
Verwirrt kratzte er sich an der Schläfe und wich letztlich gekonnt Lydias traurigem (?) Todesblick aus. Womit hatte er den denn verdient? Mal abgesehen davon, dass seine Versuche das Thema herunterzuspielen ziemlich erbärmlich waren, konnte er doch unmöglich etwas Falsches gesagt haben. Andererseits wusste Mike inzwischen nicht mehr, wer auf wen weshalb sauer war. Die ganze Situation war wie ein Puzzle, nur dass sie ihnen scheinbar jeweils unterschiedliche Teile fehlten, um es zusammenzustellen und ein Gesamtbild zu erhalten. Die Unwissenheit darüber, was Lydia ihm mittteilen wollte, war ihm jedenfalls unverkennbar ins Gesicht geschrieben. Wie erwartet reagierte niemand auf seinen Scherz, was Mike dazu brachte sich leicht betreten auf die Unterlippe zu beißen und an sich selbst gerichtet mit den Augen zu rollen. Trottel. Aber wenigstens erholte Lydia sich schnell wieder von ihrer Nahtoderfahrung, die nur durch einen Schluck Cola hervorgerufen worden war. „Passiert den Besten“, meinte er beschwichtigend mit schwacher Stimme und legte ihr flüchtig aus Reflex die Hand auf die Schulter. Er wollte zwar kein Öl ins Feuer gießen, nach dem fast schon drohenden Blick von gerade, aber er hatte nicht das Gefühl, dass eine flüchtige Berührung schon reichen könnte, um die Wölfin vollends gegen ihn aufzubringen. Oder? Ob er ihr später eine SMS schicken und nachfragen sollte, was los war? Oder war es eine dieser Situationen, in denen er von selbst darauf kommen musste? Es war einfach alles so kompliziert …
Nachdem die Stimmung am Tisch nun endgültig im Keller war, war Mike wohl der einzige, dem der Appetit nicht vergangen war. Er schaute einmal vorsichtig in die Runde und nahm schließlich ein Pizzastück auf, das er sich für seine Verhältnisse zurückhaltend in den Mund schob und langsam zerkaute, als könnte er durch die minimalsten Schmatzgeräusche eine Lawine lostreten. Und abermals dankte er Gott und Pietro für die Ventilatoren und den Lärm aus der Küche, anderenfalls hätte ihn die unangenehme Stille am Tisch den letzten Nerv gekostet. „Hm?“ Er stellte das Kauen kurz ein und warf Levi einen fragenden Seitenblick zu. Wie war was jetzt? Schon wieder vom Schlimmsten ausgehend, stopfte er sich den Mund mit dem Rest des Pizzastücks voll, um bestenfalls keine Möglichkeit zu haben die Frage, welche auch immer es sein würde, zu beantworten. Die tatsächliche Frage war dann doch harmloser als gedacht und reihte sich in die Kategorie der plötzlichen und verzweifelten Themenwechsel gegen peinliches Schweigen ein. Der Klassiker eben. Mike war nicht danach weiter in Erinnerungen über den Ballabend zu schwelgen, schon gar nicht, um das eigentliche Problem dadurch zu verdrängen und erst recht nicht, wenn es um die Kleid-Eskapade ging. „Noah, der Neue.. groß, lila Haare, Augenringe des Todes.. sollte beim Flaschendrehen mit Caiwen Klamotten tauschen und ich hab ihm halt den Arsch gerettet, weil ich so ein sauguter Mensch bin“, erwiderte er schulterzuckend und leerte anschließend in einem Zug seinen Eistee. Da sich damit auch erübrigte, was Caiwen währenddessen anhatte, ließ er die Sache so stehen, verdrängte, dass es noch Fotos von der Aktion gab und hoffte, dass er nie wieder darauf zu sprechen kommen müsste. Dann lehnte er sich seufzend zurück, begutachtete wehmütig die wenigen letzten Stücke auf seinem Teller und winkte daraufhin Chiara zu sich. Er war bereit zu bezahlen und dieses Pulverfass eines Mittagessens schnellstens zu verlassen.
Lydia hatte sich so langsam beruhigt und Ivy hatte ganz genau auf ihre Reaktion geachtet, als Levi meinte, dass sie doch nur scharf auf Mike gewesen war. Und Lydias Reaktion hat sie mehr als nur verwundert. War sie traurig? Hätte sie sogar fast angefangen zu weinen? Wieso? Irgendwas anderes war doch da noch... Sie hätte es Lydia ja gerne gesagt, doch als die Gefühle für Mike entstanden waren, kurz danach hatte sie ihre Phase und eh alle von sich gestoßen. Erst seit dem Ballabend war alles wieder in Ordnung gewesen und da hatte Mike ihr auch schon den Korb gegeben. Außerdem war einfach noch nicht der passende Moment gekommen. Doch nun erkannte sie auch den bösen Blick, den Lydia Mike zuwarf. Was. war. das? Verwirrt sah sie zwischen den beiden hin und her und wie in einem Cartoon, wo jemandem eine Glühbirne über den Kopf erscheint, dämmerte es Ivy plötzlich. Lydia wäre doch nur auf Mike sauer, wenn zwischen denen beiden auch etwas passiert war oder nicht? Sonst würde das alles doch gar keinen Sinn machen? Ihre Augen wurden zu kleinen Schlitzen und sie sah Mike wütend an. Dieser elende Lügner. In ihrer bescheuerten Phase waren sich Lydia und Mike näher gekommen, doch am Ballabend hatte er ihr versichert, dass sie nur Freunde waren! Und sie hatte ihm auch noch geglaubt! Wütend sah sie zu Mike und dann zu Lydia, so nach dem Motto: Das sieht also nach Freundschaft aus?! Bestimmt würde keiner von den beiden verstehen, was gerade in ihrem Kopf vorging, doch es brodelte in ihr. Mike hatte anscheinend mit beiden einfach nur gespielt. Es war ja wohl kaum zu übersehen, dass Lydia ebenfalls Gefühle für Mike hatte, so wie sie sich jetzt verhielt und er hatte sie beide einfach nur hingehalten und schon fast gegeneinander ausgespielt. Pff. Gedanklich nahm sie gerade ihr Cola Glas und kippte es über Mike aus, doch sie hatte ihre Hände auf ihren Oberschenkeln zu Fäusten geballt vor Wut und sagte nichts. Sie schaute zu ihrer Pizza, doch Hunger hatte sie auf jeden Fall nicht. Schade eigentlich, weil noch ziemlich viel von der Pizza übrig war.
Kurz sah sie in die Runde. Lydia, die zu Tode betrübt war... weshalb auch immer. Levi und Mike, die nichts checkten und immer wieder von Thema ablenkten und dann noch sie selbst: Hatte grad in der Runde gestanden, dass sie auf Mike steht und dann noch irgendwie erfahren, dass Lydia und Mike auch was miteinander hatten. Sie hatte zwar keine Beweise, doch wenn sie Lydia darauf ansprechen würde, war sie sich sicher, dass sie das nicht gut finden würde, was sie erzählen würde. Ihre beiden besten Freunde. Sie sah zu Lydia und wusste nicht was sie sagen sollte. Sie wollte ihre Freundin nicht so traurig sehen, doch sie wusste einfach nicht, wie sie sie noch aufmuntern konnte, gerade weil die beiden Volldeppen auch noch dabei waren. Dann sah sie zu Mike und ihr Kopf glühte förmlich. Er hatte sie angelogen und behauptet, dass zwischen Lydia und ihm nichts gewesen wäre. Dann sah sie zu Levi. Ja Levi. Er war beleidigt, weil Ivy ihn eigentlich gar nicht küssen wollte, aber eigentlich wollte er sie doch nicht küssen? Dieses ganze Mittagessen war einfach nur ein Desaster. Die vier saßen hier rum und jeder hatte schlechte Laune irgendwie. Sie öffnete den Mund und wollte eigentlich etwas zu Lydia sagen, doch es kam nichts heraus. Dann sah sie zu Levi und öffnete den Mund, sagte aber ebenfalls nichts. Sie konnte teilweise verstehen, warum er gekränkt war, aber egal was sie sagen würde, würde es jetzt wahrscheinlich eh nichts bringen. Ihr Blick ging zu Mike, doch es schien nicht so, als hätte sie ihm auch nur irgendwas zu sagen. Noch vor Tagen war ihr Kopf nur voll von Jaden. Was er jetzt wohl sagen würde? Wäre er enttäuscht, dass sie schon so früh Gefühle für jemand anderen entwickelt hatte? Kurz wünschte sie sich, dass sie jetzt einfach wieder alleine wäre und in ihren Erinnerungen schwelgen könnte. Bisher hatte ihr dieser Wiedereinstieg in das soziale Leben nur Probleme bereitet.
Es folgte nur ein langer Seufzer und sie dachte an den Abend. Da hatte sie eigentlich AG mit Levi und Mike. Sollte sie da wirklich noch hin? War das so eine gute Idee? Eigentlich hatte sie keine Lust etwas mit Levi und Mike zu unternehmen, andererseits sind ja auch noch andere Leute dabei. Leider zwar nicht Lydia, aber vielleicht würde sie jemand neues kennen lernen? Schließlich hatte sie das Essen bezahlt und war eigentlich am liebsten direkt gegangen, doch sie wollte Lydia nicht alleine lassen mit den beiden Schurken. Mike im Kleid sah bestimmt lustig aus. sagte sie eher gespielt locker und stocherte dabei mit ihrer Gabel in der Pizza herum. Würde Lydia noch etwas sagen? Keine Ahnung, was sie noch sagen sollte, nach der ganzen peinlichen Situation.
